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Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz

Tuberkulose Erkrankungen bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen

Gesundheitsamt informiert über ergriffene Maßnahmen:

24.06.2015

In der Zentralen Kommunalen Erstaufnahmeeinrichtung (ZKE) für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Steinsetzer Straße wurde durch Ärzte des Gesundheitsamtes bei zwei Jugendlichen der Verdacht auf das Vorliegen einer ansteckungsfähigen Tuberkuloseerkrankung geäußert. Die Patienten wurden umgehend zur weiteren Untersuchung und anschließenden Behandlung in die Prof. Hess-Kinderklinik am Klinikum Bremen-Mitte eingewiesen.

Da eine Übertragung der Krankheit auf andere Personen, sofern diese eine längere Zeit mit der erkrankten Person in einem geschlossenen Raum verbracht haben, nicht ausgeschlossen ist, koordiniert das Gesundheitsamt die Untersuchung aller in der ZKE untergebrachten Jugendlichen. In der Prof. Hess-Kinderklinik werden Röntgenbilder der Lunge erstellt und anschließend ausgewertet. Des Weiteren werden alle Jugendlichen untersucht, die in den letzten Tagen aus der Steinsetzer Straße ausgezogen sind. Dies betrifft vorrangig die Jugendlichen, die in der Zeltunterkunft am Lidice Haus wohnen. Ein Schulbesuch der zu untersuchenden Jugendlichen ist erst nach erfolgter Untersuchung wieder möglich. Sämtliche Maßnahmen folgen den Empfehlungen des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose.

Darüber hinaus ermittelt das Gesundheitsamt gemeinsam mit dem Amt für soziale Dienste alle weiteren Kontaktpersonen der Erkrankten, um deren potenzielle Ansteckungswahrscheinlichkeit zu beurteilen. Diese Menschen werden entsprechend beraten und gegebenenfalls untersucht. Aus vorangegangenen Untersuchungen von Kontaktpersonen ist fachlich bekannt, dass kurze Sozialkontakte mit einem Erkrankten nicht zu einer Ansteckung führen (sogenannte "Straßenbahnkontakte"). Etwa drei Wochen nach Beginn einer wirksamen medikamentösen Therapie geht von den Patienten keine Ansteckungsgefahr mehr aus.

Hintergrundinformationen zur Tuberkulose:
Die Tuberkulose (TB) ist weltweit verbreitet. Im Jahr 2013 erkrankten weltweit 9 Millionen Personen neu an Tuberkulose. In Deutschland wurden insgesamt 4.318 Tuberkuloseerkrankungen im Jahr 2013 registriert, was einer Inzidenz von 5,3 pro 100.000 Einwohner entspricht; in großen Städten wie Berlin, Hamburg und Bremen nehmen die Neuerkrankungszahlen seit einigen Jahren wieder zu (Inzidenz 2013 in Bremen 8,0; in Hamburg 10,6; in Berlin 9,9 pro 100.000 Einwohner). Die Gründe sind vielfältig. Es lässt sich jedoch feststellen, dass ein größerer Teil der Tuberkuloseerkrankungen in sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen (z. B. bei Menschen mit Suchtproblemen) auftritt bzw. von Menschen aus Ländern mit hohen Erkrankungszahlen mitgebracht wird.

Die Tuberkulose ist eine durch sogenannte Mykobakterien verursachte Erkrankung, die über eine Tröpfcheninfektion übertragen wird. Meist ist die Lunge betroffen. Die Arten von Tuberkulose, bei denen die Lunge nicht betroffen ist (Nieren-, Darm-, Knochentuberkulose etc.), sind für Menschen nicht ansteckend. In der Lunge verursachen die Tuberkulosebakterien eine langsam fortschreitende Entzündung des Lungengewebes. Hierbei besteht per se keine Ansteckungsgefahr für andere Personen, die Tuberkulose ist „geschlossen“. Wenn die Entzündungsherde jedoch Anschluss an das Bronchialsystem bekommen, können die Tuberkulosebakterien auch ausgehustet werden, man spricht dann von einer sogenannten „offenen“ oder auch ansteckenden Lungentuberkulose. Gesunde Personen können sich anstecken, wenn sie in der Summe mindestens 8 bis 40 Stunden (je nachdem, wie viele Tuberkulosebakterien der unbehandelte Patient aushustet) in einem geschlossenen Raum mit diesem verbracht haben. Man weiß aus Untersuchungen von Kontaktpersonen, dass kürzere Sozialkontakte mit einem Erkrankten nicht zu einer Ansteckung führen (sogenannte „Straßenbahnkontakte“). Zwei bis drei Wochen nach Beginn einer wirksamen medikamentösen Therapie sind die meisten Tuberkulosebakterien in der Lunge abgetötet. Eine Ansteckung durch den Patienten ist unter der laufenden Therapie nicht mehr zu erwarten.
Eine Tuberkulose-Impfung für Säuglinge gibt es noch in vielen Staaten, in denen die Tuberkulose verbreitet ist. In Deutschland wird die Impfung im Säuglingsalter aufgrund der niedrigen Erkrankungszahlen und der geringen Wirksamkeit seit mehr als 10 Jahren nicht mehr durchgeführt. Die Impfung schützt nicht vor einer Tuberkulose-Infektion, kann aber im Kleinkindalter die Ausbreitung der Tuberkulosebakterien im Körper (Sepsis) weitgehend verhindern.

Weitere Informationen zur Tuberkulose, Häufigkeit, Symptome, Therapie finden Sie auf der Internetseite des Gesundheitsamtes Bremen unter www.gesundheitsamt.bremen.de.