"Bremer Schulreformen hat es in der Vergangenheit genügend gegeben. Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte brauchen Kontinuität. Wir setzen mit unserer Politik deshalb auf Verlässlichkeit und Stabilität", sagt Dr. Claudia Bogedan, Senatorin für Kinder und Bildung. Nach 100 Tagen im Amt sei es Zeit, kurz Bilanz zu ziehen.
"Eine besondere Herausforderung ist die Beschulung von Flüchtlingen und Einwanderern. Dank des großartigen Engagements der Lehrkräfte gelingt das in Bremen bisher sehr gut", lobt Bogedan die außerordentliche Leistung an Schulen. Derzeit lernen etwa 1.600 Kinder und Jugendliche in 114 Vorkursen (74 an allgemein- und 40 an berufsbildenden Schulen) die Deutsche Sprache. Gleichzeitig nehmen sie am Regelunterricht teil und werden auf diese Weise schnell integriert. Das gilt mittlerweile für alle Schulformen – auch für Gymnasien (vier von acht in der Stadtgemeinde Bremen sind bereits dabei, weitere folgen). Im Vergleich zu anderen Bundesländern, in denen häufig reine Flüchtlingsklassen eingerichtet wurden, ist das erfolgreiche Bremer Vorkurs-Modell etwas Besonderes. "Dafür brauchen wir weiterhin Lehrerinnen und Lehrer. Der Markt ist allerdings ziemlich leergefegt. Bei den stetig steigenden Flüchtlingszahlen werden zudem neue Räume für Kitas und Schulen benötigt. Die Systeme stoßen an Grenzen. Wir werden im Senat in drei Wochen über Lösungsmöglichkeiten diskutieren", sagt Bogedan. Äußerst bedauerlich sei der Ausfall von Sportunterricht. "Wir werden Lösungen für die abschlussrelevanten Sportkurse finden. Die Sozialsenatorin hat uns versichert, dass es keine Alternative gibt. Wir wollen nicht, dass Flüchtlinge obdachlos werden. Angesichts dieser Situation ist die Belegung der Sporthallen mit Flüchtlingen ein Akt der Menschlichkeit."
Stabile Planungsprozesse – bessere Unterrichtsversorgung
Basis für eine gute Arbeit in den Schulen ist die ausreichende Unterrichtsversorgung. Dazu gehören verlässliche Planungsmöglichkeiten. Zu Beginn des Schuljahres 2015/16 konnten diese unter anderem durch frühe Einstellungszusagen an Bewerberinnen und Bewerber gewährleistet werden. "Das führte auch bei den Schulleitungen zu größerer Zufriedenheit", so Bogedan. Insgesamt sind den allgemeinbildenden Schulen der Stadtgemeinde Bremen 194 "neue" Lehrerstellen zugewiesen worden. Darunter 38 Sonderpädagoginnen und -pädagogen, um den inklusiven Unterricht weiter zu verbessern. Gegenwärtig sind noch sechs Stellen unbesetzt. Für diese werden entweder Lehrkräfte in Mangelfächern (beispielsweise Physik, Chemie, , Physik, Metall- und Elektrotechnik) gesucht, für die sich – wie in allen Bundesländern – die Personalgewinnung schwieriger gestaltet, oder aber Sonderpädagoginnen und -pädagogen mit besonderen Kompetenzen für Spezialförderzentren (beispielsweise im Bereich "Hören").
Sicherheit für Schüler, Eltern und Lehrer - Verlässliche Vertretung
In der vergangenen Zeit gab es immer wieder erhebliche Unterrichtsausfälle. Zum Ende des Schuljahres 2014/15 sind den Grund- und Oberschulen sowie Gymnasien zusätzlich 1,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden, um dem in Bremen und Bremerhaven entgegen zu wirken. Damit können nun die schwangerschaftsbedingten Vertretungen zu 100 Prozent abgedeckt werden. Im Rahmen der Koalitionsverhandlungen wurde vereinbart, die Ressourcen für Vertretung an allgemeinbildenden Schulen von zirka 115 auf etwa 190 Vollzeitstellen zu erhöhen. "Um den Bedürfnissen der Schulen gerecht zu werden und passgenaue Vertretungen zu ermöglichen, arbeitet eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Ressorts für Kinder und Bildung sowie der Schulleitungen bis zum 1. Februar an einer konkreten Umsetzung", erläutert Bogedan. Diese AG wird außerdem diskutieren, in welchem Maße die Ressourcen flexibilisiert werden, um die Verantwortung der Schulleitungen im Umgang mit Vertretungsmöglichkeiten zu stärken.
Kontinuität in der Bildungsbiografie - Zusammenführung der Bereiche Kinder und Bildung
"Wir wollen allen Kindern in Bremen und Bremerhaven einen frühen Start in die Welt des Lernens ermöglichen und Übergänge flexibler und persönlicher gestalten", erklärt Bogedan. Die notwendige rechtliche Grundlage für die Zusammenlegung hatte die Bürgerschaft im Oktober mit einem Gesetz geschaffen. "Die weitere Entwicklung neuer Strukturen und Prozesse wollen wir transparent und dialogorientiert vorantreiben. Die beteiligten Akteure aus dem Kreis der Freien Träger, der Wohlfahrtsverbände, aber auch andere gesellschaftliche Einrichtungen, denen Bildungserfolg wichtig ist, wollen wir noch in diesem Jahr zu einer Auftakt-Konferenz einladen", so die Senatorin.
Inhaltlich werde nicht bei Null angefangen. Frühkindliche Bildung sei für Kindergärten genauso wenig ein Fremdwort wie neue Lernformen in der Grundschule. "Die Gesamtverantwortung für Krippen, Kindergärten und Schulen gibt uns aber die Chance, die Bildungsinhalte besser aufeinander abzustimmen, auf bereits Erlerntem aufzubauen und eine größere Kontinuität von Bezugspersonen zu gewährleisten. Wir wollen, dass frühkindliche Bildung einen höheren Stellenwert bekommt. Das schließt die Handlungsbedingungen, die Qualifikation und die Anerkennung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein", gibt Bogedan die Zielrichtung vor.