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Senatskanzlei

Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

27.01.2016

Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus begrüßte Bürgermeister Dr. Carsten Sieling am 27.1.2016 rund 200 Gäste zu der öffentlichen Gedenkveranstaltung in der Oberen Rathaushalle. Der Bürgermeister hält das Erinnern auch 71 Jahre nachdem Truppen der Roten Armee die Gefangenen aus Auschwitz befreiten für wichtig. Es ist ein Gedenktag, der "an alle Opfer der Nazi-Zeit, an Juden, an Sinti und Roma, an Polen und Russen, an Homosexuelle, an Kriegsgefangene, an Behinderte, an Antifaschisten, an Humanisten und Christen, die sicher Mordmaschinerie in den Weg stellten", so Sieling. Und weiter: "Das Erinnern schärft unser moralisches Empfinden und unsere demokratische Wachsamkeit. Und diese brauchen wir. Denn die Niederlage der Menschenfeindlichkeit 1945 hat die Menschenfeindlichkeit nicht beseitigt."

Bürgermeister Dr. Carsten Sieling
Bürgermeister Dr. Carsten Sieling

Im Anschluss hielt Gastredner Dr. Michael Wunder, Mitglied im Kuratorium des Instituts Mensch, Ethik und Wissenschaft und des Deutschen Ethikrats, einen Vortrag mit dem Titel: "Die Geschichte der ´Euthanasie´ im Nationalsozialismus und die Verantwortung für heutiges Handeln." Er machte klar, in welchem Ausmaß sich Ärzte am Mord- und Tötungsprogramm der Nazis beteiligten. In der Ideologie der NS-Zeit hieß es, wer als krank galt, bzw. unter einer Krankheit litt, die als nicht lebenswert galt, wurde deportiert und getötet. Darunter auch 988 Bremerinnen und Bremer, die in die Vernichtungslager in Hadamar oder Meseritz/Obrawalde gebracht wurden.

Weiter ging es mit einem Vortrag der Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Osterholz-Scharmbeck. Sie lasen die Namen der verstorbenen Bremer Opfer der Medizinverbrechen vor. Bei den Gästen entstand Unsicherheit. Wie soll man darauf reagieren? Dr. Hermann Kuhn, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bremen, nahm die Unsicherheit: "Wir können ruhig klatschen. Man darf sich auch freuen, jeder Mensch hat einen Namen und sie alle haben eben ihre Namen wieder bekommen". Es waren die ersten 100 Namen aus einem Erinnerungsbuch, welches demnächst erscheinen wird.

Die Veranstaltung in der Oberen Rathaushalle wurde unterstützt vom Senat der Freien Hansestadt Bremen, der Landeszentrale für politische Bildung und dem Verein "Erinnern für die Zukunft e.V."

Die Rede des Bürgermeisters zum PDF-Download (pdf, 88 KB)

Hintergrund:
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ist in der Bundesrepublik Deutschland ein nationaler Gedenktag, der 1996 durch den damaligen Bundespräsidenten Prof. Dr. Roman Herzog eingeführt und auf den 27. Januar festgelegt wurde. Das Datum bezieht sich auf den 27. Januar 1945 als jenem Tag vor nunmehr 71 Jahren, an dem Soldaten der Roten Armee die wenigen Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreiten. Und es ist inzwischen auch europäischer wie internationaler Gedenktag, der allen Opfergruppen der Zeit des Nationalsozialismus gewidmet ist.

Weitere Infos sowie das Veranstaltungsprogramm 2016 können angefordert werden bei der Landeszentrale für politische Bildung unter (0421) 361-2922. Im Internet gibt es das Programm als PDF-Dokument unter www.lzpb-bremen.de und www.erinnernfuerdiezukunft.de.

Foto: Senatspressestelle