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Der Senator für Kultur

Landesarchäologie lokalisiert Verlauf der Balge

08.03.2016

Ende vergangenen Jahres erneuerte Hansewasser den Kanal unter der Schüttingstraße. Diese Gelegenheit nutzte die Stadtarchäologie, um den Untergrund der Straße genau zu untersuchen. In guter Zusammenarbeit mit Hansewasser bot sich die Möglichkeit, die seit fast 200 Jahren völlig aus dem Stadtbild verschwundene Balge, einen ehemals breiten, südlich des Marktplatzes verlaufenden Weserarm, genauer zu lokalisieren und zu datieren.

Zunächst konnte der letzte Verlauf der Balge genau bestimmt werden, die hier um 1607 zu einem kleinen, nur 4,4 Meter breiten Kanal verschmälert war. Dazu waren seinerzeit steinerne Uferwände aus Backstein und mit Sandstein verblendet errichtet worden. Über diese Balge führten einige Brücken, die wir heute nur noch als Straßennamen kennen, die Balgebrückstraße und die Stintbrücke.

Sogar Häuser waren über den schmalen Fluss gebaut worden. Der Verlauf dieser steinernen Balge wurde jetzt in der Schüttingstraße im Pflaster markiert und durch eine aktuell in den Boden eingelassene, in Bronze gegossene Infoplatte erklärt. Ähnlich ist der Balgeverlauf schon vor etwa 25 Jahren an der Stintbrücke markiert worden.

Die hölzerne Uferkonstruktion der mittelalterlichen Balge wurde im Rahmen der Kanalarbeiten von Hansewasser unweit des Eingangs zur Böttcherstraße mit dem Relief des Lichtbringers angeschnitten. Die Hölzer wurden von der Landesarchäologie zur Datierung in das Deutsche Archäologische Institut Berlin geschickt. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Dieses Balgeufer war zuletzt um oder bald nach 1237 befestigt worden, als der umstrittene Bischof Gerhard II. in Bremen herrschte. Diese Holzkaimauer der Balge reichte aber nicht aus, um die fortschreitende Verlandung des Flussarmes zu verhindern. Große, tiefgehende Handelsschiffe, wie etwa die berühmte Bremer Kogge, konnten nun nicht mehr an der Balge vor Anker gehen. Sie mussten an das Ufer der heutigen Weser anlanden. Zehn Jahre später, 1247, wurde die heutige Schlachte erstmals besiedelt, kurz darauf wurden die Holzpfähle der ersten umfangreichen Schlachtekaimauer in den Weserschlick eingeschlagen.

Weitere Informationen:
Dr. Dieter Bischop, Telefon (04 21) 361 3267, Fax (04 21) 361 3168, E-Mail: Dieter.bischop@landesarchaeologie.bremen.de.

Fotos: Landesarchäologie Bremen