Ein Vergleich zu den Vorjahren vor 2014 ist nur noch bedingt zulässig. Der Grund dafür liegt in der Qualitätsverbesserung des erhobenen Zahlenmaterials mit Einführung des polizeilichen Vorgangsbearbeitungssystems "Artus". Fehlende oder falsche Angaben in der bisherigen Erfassung werden seit 2014 durch Plausibilitätsprüfungen ausgeschlossen. Bei einem 5-Jahres-Vergleich haben daher die Zahlen nur einen eingeschränkten Aussagewert.
Gleichwohl ist festzustellen: Die Verkehrsunfallzahlen steigen in Bremen wie auch im Bundesgebiet weiter an. Ebenso die Zahl der Verunglückten. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit der Ursache Abstand/Geschwindigkeit ist dagegen wieder rückläufig. Ebenso die Zahl der verunglückten Kinder. Auch die Verkehrsunfälle mit Radfahrern sind rückläufig und damit einhergehend auch die Zahl der Verunglückten.
Verkehrsunfallstatistik 2015 mit Erläuterungen
Verkehrsunfallentwicklung im Lande Bremen 2015 und in den letzten 5 Jahren
Die Gesamtunfallzahlen haben sich in Bremen und Bremerhaven ungefähr gleich entwickelt. Sie sind in beiden Städten weiter gestiegen. Die Hauptunfallursachen bei Verkehrsunfällen mit Personenschäden sind zu geringer Abstand, fehlerhaftes Abbiegen und Missachtung der Vorfahrt. Die häufigsten Unfälle im Straßenverkehr ereignen sich zwischen PKW und PKW. Im Weiteren ist die Zahl der Unfälle zwischen PKW und Radfahrer auffällig. Die Zahl der Verunglückten im Land Bremen steigt weiterhin leicht an. Bremerhaven kann einen leichten Rückgang verzeichnen. Das Land Bremen liegt mit dieser Entwicklung im Bundestrend.
Getötete, Schwerverletzte, Leichtverletzte
Die Zahl der Getöteten, Schwer- und Leichtverletzten ist in Bremerhaven gesunken. In der Stadt Bremen ist in allen Gruppen eine Steigerung zu verzeichnen. Die Zahl der Getöteten ist in der Stadt Bremen auf dem Höchststand der letzten 5 Jahre. Es sind jedoch keine Auffälligkeiten etwa hinsichtlich eines bestimmten Ortes oder einer bestimmten Altersgruppe erkennbar. In jedem Einzelfall haben verschiedene Ursachen zu diesem tragischen Ausgang geführt. Kinder wurden nicht Opfer eines tödlichen Verkehrsunfalls.
Verkehrsunfälle mit der Unfallursache Geschwindigkeit und Abstand
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit der Ursache Abstand/Geschwindigkeit ist wieder rückläufig. Sie ist zwar immer noch auf einem hohen Niveau, befindet sich aber deutlich unter der Zahl der letzten zwei Jahre.
Eine genauere Betrachtung hat ergeben, dass die Abstandsunfälle insbesondere in den Hauptverkehrszeiten angestiegen sind. Dabei ist es häufig zu Blechschäden gekommen. Es wird vermutet, dass vor allem Berufspendler während der Fahrt durch andere Einflüsse abgelenkt sind. Dies sind u.a. das Telefonieren mit und ohne Freisprecheinrichtung, Schreiben von Nachrichten mit Smartphones oder Tablets, intensive Unterhaltung mit anderen Fahrzeuginsassen und laute Musik.
Geschwindigkeitsbedingte Verkehrsunfälle führen auch häufig zu Verletzungen bei den Beteiligten. Je höher die Geschwindigkeit, desto schlimmer die Verletzungen und die Zahl der Verletzten. Geschwindigkeitsbedingte Verkehrsunfälle bleiben daher auch in 2016 ein polizeilicher Schwerpunkt in der Unfallbekämpfung.
Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Kindern
Achtung! Vergleichbarkeit zu den Vorjahren nur bedingt möglich -siehe oben-
Die Unfallzahlen in der Zielgruppe der Kinder sind wieder rückläufig. Nur in Bremerhaven ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Die 12 bis 15-jährigen Radfahrer und Radfahrerinnen verunglücken am häufigsten.
Die Bekämpfung von Verkehrsunfällen mit Beteiligung von Kindern wird auch in den nächsten Jahren ein wichtiges Thema sein.
Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Senioren
Achtung! Vergleichbarkeit zu den Vorjahren nur bedingt möglich -siehe oben-
Die Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Senioren und Seniorinnen sind in Bremen und Bremerhaven weiter angestiegen. Die Zahl der dabei Verunglückten ist aber insgesamt rückläufig. Nur in Bremerhaven steigt diese Zahl leicht an.
Die Einwohnerzahl der Senioren 65 bis 74 Jahre ist in der Stadt Bremen rückläufig (63.946 in 2011; 58.386 in 2015*), dafür steigt die Anzahl der über 75-jährigen stark an. (52.596 in 2011; 58.860 in 2015).
*Daten StaLa Bremen, Stand 01.01.2015
Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Radfahrern
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Radfahrern ist erstmals wieder rückläufig. Auch die Zahl der Verunglückten sinkt in Bremen und Bremerhaven. Trotzdem ist in dieser Zielgruppe die Wahrscheinlichkeit verletzt zu werden aufgrund fehlender Knautschzonen sehr groß. In 2015 starben in der Stadt Bremen insgesamt vier Radfahrer an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Erstmals ist ein Pedelec-Fahrer tödlich verunglückt. Ansonsten ist die Anzahl der beteiligten Pedelec-Fahrer eher gering. Sind sie jedoch in einen Verkehrsunfall verwickelt, sind ihre Verletzungen durch die höheren gefahrenen Geschwindigkeiten auch größer.
Untersuchungen haben ergeben, dass gerade in urbanen Gebieten ÖPNV und Radnutzung an erster Stelle stehen. Bei jungen Menschen vollzieht sich der Wertewandel dahingehend, dass der eigene PKW und der Erwerb der Fahrerlaubnis an Attraktivität verlieren. Ab 50 Jahren steigt man dann aus gesundheitlichen oder ökologischen Gründen wieder aufs Rad. Die Gruppe wird also größer und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Radfahrern in den nächsten Jahren steigen wird.
Die Polizei reagiert neben repressiven Verkehrskontrollen auch mit präventiven Maßnahmen. In der ressortübergreifenden Arbeitsgruppe "Rad" unter der Federführung des Verkehrssenators werden in der Stadt Bremen regelmäßig Themen rund ums Rad erörtert.
Die TOP 3 der örtlichen Unfallbrennpunkte
Bei den "TOP 3 – Brennpunkten" wird nach der Anzahl der Verkehrsunfälle gesamt sowie nach der Anzahl der Verkehrsunfälle mit Personenschäden an Verkehrsknoten differenziert. Um vor allem die schweren Verkehrsunfallfolgen zu reduzieren, konzentriert sich die Arbeit der sog. Verkehrsunfallkommissionen in Bremen und Bremerhaven insbesondere auf folgende Brennpunkte:
Bremen
Bremerhaven
Viele Verkehrsunfälle ereignen sich im ruhenden Verkehr, sogenannte Parkrempler, und haben eher leichtere Sachschäden zur Folge. Nahezu jeder vierte Verkehrsunfall geht in Bremen und jeder fünfte in Bremerhaven mit einem unerlaubten Entfernen vom Unfallort einher. Anzahl steigend. Das unerlaubte Entfernen vom Unfallort stellt eine Straftat dar. Die Polizei weist nochmals darauf hin, dass auch jeder Parkrempler polizeilich zu melden ist bzw. wenigstens der Austausch der Personalien zwischen den Unfallbeteiligten stattfinden muss.
Ausblick:
Da Verletzungen in der Regel mit geschwindigkeitsbedingten Unfällen einhergehen und gerade Radfahrer davon sehr betroffen sind, wird eine Senkung der Verkehrsunfälle im Bereich Geschwindigkeit angestrebt. Die in 2014 begonnene Optimierung der Verkehrsüberwachung im Bereich des ruhenden und fließenden Verkehrs wird in 2016 weitergeführt. Dadurch könnte sich eine Verbesserung der Verkehrssituation insgesamt einstellen.
Europaweit widmen sich derzeit Verkehrsexperten dem Phänomen "Ablenkung" im Straßenverkehr. Durch den verstärkten Einsatz von Telekommunikation, auch während der Fahrt, intensiven Gesprächen zwischen dem Fahrzeugführer und anderen Fahrzeuginsassen sowie Nahrungsaufnahme während der Fahrt, kommt es verstärkt zur Ablenkung des Fahrers, der dadurch erheblich in seiner Konzentration beeinträchtigt wird. Es wird vermutet, dass die hohe Zahl der Abstandsunfälle hierfür ein Beleg sein könnte.
Das Risiko einen Unfall zu verursachen, steigt nach Expertenmeinung der Unfallforschung beim Telefonieren mit einem Mobiltelefon um das Fünffache. Aber auch Radfahrer und Fußgänger sind gefährdet. Diese tragen häufig Kopfhörer und sind somit oft stark vom Verkehrsgeschehen abgelenkt.
Die Polizei führt deshalb weiterhin Schwerpunktmaßnahmen durch, um die Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen zu sensibilisieren und Informationsbroschüren zu verteilen. 2015 wurde in Bremen und Bremerhaven die Kampagne des Deutschen Verkehrssicherheitsrat zum Thema "Ablenkung" unterstützt. Auch 2016 wird dieses Thema seitens der Polizei weiter begleitet.