"Wir sind nach wie vor vom Projekt Linie 8 überzeugt und wollen, dass es ein Erfolg wird." Mit diesen Worten fasste Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte (Gemeinde Weyhe) auf der jüngsten Sitzung der Projektpartnerinnen den gemeinsamen Standpunkt zusammen. "Im Moment müssen wir die schriftliche Fassung des OVG-Urteils abwarten, um daraus die richtigen Folgen abzuleiten", erklärte Bürgermeister Niels Thomsen (Gemeinde Stuhr) die derzeitige Haltung der Gemeindeverwaltungen in Stuhr und Weyhe und des Bremer Bausenators Dr. Joachim Lohse in dieser Sache. Der stellte für Bremen fest: "Die Schienenverbindung zwischen Bremen, Stuhr und Weyhe hat durch dieses Urteil nichts von ihrer herausragenden Bedeutung für das Zusammenwachsen der Region verloren. Wir werden nun mit der gebotenen Sorgfalt die Auswirkungen des Urteils prüfen und dann die nötigen Entscheidungen treffen, um das Projekt wieder auf´s Gleis zu setzen."
Seit Freitag vergangener Woche liegt eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg vor, aus der hervorgeht, dass der im März 2013 gefasste Planfeststellungsbeschluss aufgehoben worden ist. Bemängelt werden eine falsche rechtliche Grundlage und eine fehlende Umweltverträglichkeitsprüfung. Beklagt war die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, die den Planfestellungsbeschluss gefasst hatte.
Weder in den Rathäusern der niedersächsischen Gemeinden noch im Hause des Bremer Senators für Umwelt, Bau und Verkehr hatte man mit diesem Urteil gerechnet. Es waren zwei Privatkläger und zwei Gewerbetreibende vor Gericht gezogen, um Interessen wie Lärmschutz und Zuwegungen durchzusetzen. Am Ende der Verhandlung standen nach Beschluss des 7. Senats des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts die Aufhebung der Planfeststellung und zudem die Feststellung, dass eine Revision nicht möglich sei.
"Klar ist, dass alle Projektpartner die Linie 8 auf die Strecke bringen wollen und auch werden. Mit welchen Schritten, das hängt ganz maßgeblich von der schriftlichen Urteilsbegründung des OVG ab", so Michael Hünig. Er ist Vorstandsmitglied der Bremer Straßenbahn AG, die später den Betrieb der Linie 8 auf der Infrastruktur der BTE übernehmen wird.
Für die Menschen entlang der 9,6 Kilometer langen Gleisstrecke bedeutet dies nun eine weitere Verzögerung bis zu dem Tag, an dem sie von Leeste und Stuhr aus umsteigefrei ins benachbarte Bremen fahren können. Diese Verbindung ist seit Jahrzehnten der Wunsch auf beiden Seiten der Landesgrenze. Die Linienführung ist auf den bestehenden Gleisanlagen der Bremen-Thedinghauser-Eisenbahn geplant, die schon eine über 40-jährige Personenbeförderungs--Geschichte hat.
Hintergrund:
Die Betriebseröffnung zwischen Huchting und Brinkum erfolgte am 1. Oktober 1908. Am 1. Februar 1910 wurde die Strecke bis Leeste verlängert, am 1. Oktober 1910 schließlich bis nach Thedinghausen. Die Personenzüge begannen und endeten im Bahnhof Bremen-Neustadt. Daneben fuhren Güterzüge auf der Strecke. Am 1. Oktober 1955 wurde der Personenverkehr eingestellt. Fortan wurden die Gleise nur noch für den Güterverkehr genutzt.
Um die Strecke zu erhalten, gründeten die Gemeinden Stuhr, Weyhe und Thedinghausen zusammen mit der Weserbahn GmbH (einer Tochter der BSAG) die Bremen-Thedinghauser Eisenbahn GmbH. Diese übernahm die Strecke zum 1. März 2000.
Über die Jahre entstanden neben dem Gleis in den Gemeinden Stuhr und Weyhe Baugebiete, die heute mit der geplanten Linie 8 erschlossen werden sollen. Nutznießerin der Linie 8 werden auch die Stadt Bremen und insbesondere der Stadtteil Bremen-Huchting sein, denn durch diese umsteigefreie Direktverbindung in die Bremer Innenstadt wird eine Reduzierung des Individualverkehrs zwischen Niedersachsen und Bremen um rund 3000 Fahrten täglich erwartet.