Der Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken, der von der Stadt Bremen und der Heinrich Böll Stiftung vergeben wird, ist mit 10.000 Euro dotiert. Er wird an Personen verliehen, die mit einer mutigen Intervention das "Wagnis Öffentlichkeit" annehmen.
Der Preis wird am 2. Dezember 2016 um 18 Uhr im Bremer Rathaus überreicht.
Die Begründung der Jury
Christian Teichmann hat den Preis für seine herausragenden Forschungen über die Geschichte und Strukturen der sowjetischen Herrschaft in Mittelasien unter Stalin erhalten. Er verfolgt die Institutionalisierung von Machtprozessen – und ihr scheitern. Er legt das Dilemma totalitärer Machtkonzentration frei: Ihr Erfolg ist nicht planbar. Der Terror erweist sich einerseits als einziger Garant für die Macht, anderseits sorgt gleichzeitig die Terrorherrschaft für die Erosion der Macht.
Die internationale Jury urteilte, dass Christian Teichmann mit seinem Buch "Macht der Unordnung" einen Neuansatz in der Forschung über totalitäre Systeme vorgelegt habe. Teichmann argumentiert, dass nicht Ordnung, wie meist angenommen wird, für die totalitäre Machtentfaltung und Machterhaltung unentbehrlich ist, sondern deren systematische Zerstörung. Teichmann geht dieser Konstellation für den Zeitraum zwischen 1920 und 1950 nach. Seine Argumentation freilich setzt eine Fülle produktiver Fragen frei über die strukturellen Widersprüche totalitärer Herrschaft im 20. und 21. Jahrhundert.
Über den Preisträger
Christian Teichmann, Dr. phil., ist Osteuropahistoriker und Mitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin. Er hat Germanistik und Geschichte an den Universitäten Leipzig und Warschau studiert, war 2002/2003 Lektor an der Staatlichen Universität Samara, Russland und hält sich seitdem regelmäßig zu Forschungsaufenthalten in Russland, Zentralasien und den Vereinigten Staaten auf.
Kontakt:
Bildungswerk Umwelt und Kultur in der Heinrich Böll Stiftung, Peter Rüdel, Plantage 13, 28215 Bremen, T 0421-35 23 68, ruedel.boell@arcor.de, www.boell-bremen.de