"Museumssammlungen kontra Eventkultur" – so lautete der Titel des 14. Kamingesprächs der Kultusministerkonferenz, das am gestrigen Mittwoch, 5. Oktober 2016, auf Einladung der Präsidentin, Senatorin Dr. Claudia Bogedan, im Bremer Rathaus stattfand. Rund 30 Vertreterinnen und Vertreter aus dem Museumsbereich gingen dabei unter anderem der Frage nach, wie sich der steigende Wunsch des Publikums nach "Events" mit den musealen Kernaufgaben des Forschens, Sammelns, Bewahrens und Präsentierens vereinbaren lässt.
Bremens Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz, Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, erklärte in Vertretung für die sich im Mutterschutz befindende Senatorin Dr. Bogedan zum Auftakt: "Das Kamingespräch beleuchtet in diesem Jahr ein Spannungsfeld, in dem sich viele Museen befinden: Es gilt, die Balance zu halten zwischen der Präsentation der eigenen Sammlung als unverwechselbarem Kern des eigenen Hauses und dem Anspruch an die Attraktivität des Museums als Teil des Freizeitangebots."
Die fachliche Leitung des Gesprächs hatte Bremens Kultur-Staatsrätin Carmen Emigholz. "Nahezu alle Museen stehen vor der Aufgabe, neue Formate zu entwickeln, um dem Publikum die Relevanz der eigenen Sammlung unterhaltsam zu vermitteln. Darin liegt aber auch die Chance, nachhaltig Menschen an die Einrichtungen zu binden, indem man ihnen die Möglichkeit eröffnet, die Häuser immer wieder neu zu entdecken", sagte Staatsrätin Emigholz. Angesichts der stetig steigenden Kosten für Sonderausstellungen bedürfe es hier eines Paradigmenwechsels, den Kulturakteure und Kulturpolitik gemeinsam angehen müssten.
Impulsvorträge für das Kamingespräch hielten Prof. Dr. Wiebke Ahrndt, Direktorin des Bremer Übersee-Museums und Vize-Präsidentin des Deutschen Museumsbunds, und Dr. Frauke von der Haar, Direktorin des Focke-Museums, Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und erste stellvertretende Vorsitzende des Museumsverbandes Niedersachsen und Bremen.
In der Diskussion wurde aus unterschiedlichen Perspektiven herausgestellt, dass es zwar einer Anpassung der Museen an gegenwärtige Publikumsanforderungen bedürfe, es aber nicht um die Forderung nach bloßem Unterhaltungsangebot in diesen Einrichtungen gehen könne. Vielmehr seien Events mit nachhaltigem Charakter zu entwickeln, die die eigene Sammlung ins Zentrum stellen. Museen müssten verstärkt und selbstbewusst als öffentliche Orte positioniert werden, an denen nicht nur größere Veranstaltungen sondern auch die individuelle Begegnung mit einem Exponat möglich sei.
Einen großen Raum nahm das Thema der Digitalisierung ein. Zum einen ist sie ein entscheidendes Medium um Sammlungen zu erschließen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zum anderen gilt es diese technischen Möglichkeiten auch im Bereich der Vermittlung und Partizipation vertieft einzusetzen.
Staatsrätin Emigholz abschließend: "Bei der anstehenden Aufgabe, Museen für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts weiterzudenken, bedarf es jetzt auf Seiten der Politik der Reflexion über eine den Museen gerecht werdende wirkungsorientierte Steuerung und insgesamt der Weiterentwicklung nachhaltiger Förderstrategien. Das Ziel muss sein, die Einrichtungen als Ort der Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Fragestellungen zukunftssicher aufzustellen."
Fotos: LiS, Michael Schnelle