Bunte Vielfalt als Erfolgsrezept – beim Stadtteilbesuch von Bürgermeisterin Karoline Linnert überzeugten mit diesem Ansatz gleich zwei Einrichtungen: "wurst case" im ehemaligen Könecke-Verwaltungsgebäude und das Familienzentrum Mobile. Fazit der Bürgermeisterin: "Der bunte Mix unter einem Dach sorgt für innovative Impulse und ist gut für den Stadtteil – es tut sich was in Hemelingen."
"wurst case" – das steht für eine vielfältige Nutzung des Verwaltungsgebäudes der ehemaligen Wurstfabrik Könecke. Existenzgründer, Künstler und Wissenschaftler füllen mittlerweile die Räume. Daniel Schnier von der Zwischenzeitzentrale (ZZZ) sorgt dafür, dass es praktisch keinen Leerstand gibt. "Wir haben 98 Prozent vermietet." Die Büros, kleinen Werkstätten und Ateliers sind begehrt. Schnier weiß, dass die niedrigen Mieten dabei eine wichtige Rolle spielen: "Start ups können hier ohne großes finanzielles Risiko mit der Arbeit beginnen. Rund zwei Drittel der Mieter bleiben länger, ein Drittel wechselt relativ rasch. Das ist gut, so kommen neue Ideen und Impulse ins Haus." Karoline Linnert unterstützt den Gedanken der Zwischennutzung leerstehender Gebäude: "Ungenutzte Immobilien ziehen Vandalismus an und wirken schnell ungepflegt. Das wirkt sich dann oft negativ auf das Umfeld aus. Deshalb fördert der Senat die Arbeit der Zwischenzeitzentrale. Im Sinne der Stadtteile und der alternativen Nutzer, die sich dort ausprobieren können. Für Existenzgründer und Künstler sind die niedrigen Mieten enorm wichtig."
Beim Rundgang durch das Gebäude traf die Bürgermeisterin Uwe Arndt, einen Mieter der ersten Stunde. Er verarbeitet Lederbezüge von ausrangierten Turngeräten, alte Luftmatratzen und Fahrradschläuche zu schicken Taschen Marke "Lumabag" – Design aus Bremen. Die soliden, praktischen Satteltaschen hatten es Karoline Linnert besonders angetan: "Perfektes Recycling – schön und praktisch."
Noch neu im "wurst case" ist Yasemin Tertemiz. Mit ihrem start up Lony Event organisiert sie Events im Bereich Messe und Party. Sie fühlt sich wohl im Hemelinger Büro: "Für mich ist das ideal. Günstige Miete und jede Menge Leute, mit denen ich ins Gespräch komme. Jeder hilft jedem." Tini Emde, die schräg gegenüber ihr Atelier hat, ist Künstlerin und Grafikerin. Sie illustriert unter anderem Kataloge und Bücher. Auch sie lobt die Atmosphäre im Haus: "Es gefällt mir gut. Die Miete ist günstig, die Industriearchitektur ist mein Ding und der Austausch untereinander - genau das richtige für mich."
Einige Türen weiter spuckt der 3-D-Drucker von Christian Oekermann gerade ein spezielles Getriebe aus. "Ein Einzelstück", erklärt der selbständige Ingenieur. Der Freiberufler berät kleine und mittelständische Unternehmen. Oekermann hat sich auf nachhaltige Technologien spezialisiert. Karoline Linnert interessiert sich für ein spezielles Lastenfahrrad, das er entwickelt hat. Frank Hethey und Nina Fenzar vom historischen Magazin "Bremen History” wollen einem größeren Publikum die Stadtgeschichte unterhaltsam näherbringen. Beim Start hat ihnen crowd-funding geholfen. Der Journalist Frank Hethy erläutert: "Unter www.bremen-history.de gibt es kostenlos ungewöhnliche Einblicke in die Bremer Geschichte. Karoline Linnert staunte nicht schlecht, als sie erfuhr, dass der Stern früher Spanischer Platz hieß: "Die Internetseite werde ich mir merken." Letzte Station des Rundgangs war das Büro von Dr. Inga Preiß-Daimler. Die Geologin erstellt Gutachten im Bereich Moor, Wasser, Boden. Für mehr Gespräche war leider keine Zeit. Kommentar der Bürgermeisterin: "Hier könnte ich noch Stunden bleiben."
Bunte Vielfalt ist auch beim Familienzentrum Mobile angesagt. Unter einem Dach beherbergt die Hemelinger Einrichtung zahlreiche Angebote für Groß und Klein: Vom Babytreff bis zum SeniorInnen-Café, von der Gesundheitsberatung bis zur Kreativwerkstatt – viele Teile, die ein buntes Ganzes bilden, wie bei einem Mobile. Bürgermeisterin Karoline Linnert: "Die gute Vernetzung untereinander zahlt sich aus. Die Bürgerinnen und Bürger bekommen schnell und unkompliziert Tipps und Hilfe – ob es um die Kinderbetreuung, gesundheitliche Probleme oder Treffen mit Gleichgesinnten zur Freizeitgestaltung geht."
Conny Nerz, zuständig für die Koordinierung im Familienzentrum, führte Karoline Linnert durchs frisch ausgebaute Haus. 120 Quadratmeter mehr Platz - darüber freuen sich Beschäftigte und Besucher gleichermaßen. "Es riecht noch neu,"bemerkte Karoline Linnert beim Rundgang. Beim Gespräch mit den im Haus arbeitenden Frauen und Männern erfuhr sie viel über die verschiedenen Angebote. Gaby Dönselmann von der aufsuchenden Altenarbeit berichtete, wie wichtig die gute Vernetzung im Stadtteil sei: "Egal ob beim Bäcker, in der Apotheke oder beim Schlachter – überall werde ich angesprochen, und das ist gut so." Es gehört zu ihren Aufgaben, vereinsamte ältere Menschen aufzusuchen und ihnen neue Kontakte zu vermitteln. "Der Besuch im Seniorencafé oder das gemeinsame Essen beim täglichen Mittagstisch, der Kontakt mit anderen, das ist Lebensqualität."
Conny Nerz berichtet von gut besuchten Kinderflohmärkten, die das Zentrum organisiert. Sie betonte: "Dabei achten wir auf niedrige Preise, die sich auch Menschen mit geringem Einkommen leisten können." Jobst von Schwarzkopf von der ASB-Gesellschaft für seelische Gesundheit stellte die Küche und das Café Mobile vor. Ein Integrationsprojekt, das Arbeitsplätze auch für Langzeitarbeitslose und psychisch Kranke bietet: "Unser Mittagstisch wird gut angenommen. Wir planen aktuell, auch umliegende Schulen zu beliefern."
"Bei uns sollen sich alle Besucher sicher und gut aufgehoben fühlen", betonte Conny Nerz zum Abschluss des Besuchs. "Die verschiedenen Einrichtungen im Haus machen viel gemeinsam, helfen sich gegenseitig und persönliche Kontakte senken die sonst oft vorhandenen Schwellenängste vor Kontakten mit Behördenvertretern." Karoline Linnert lobte: "Das Familienzentrum leistet einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität im Stadtteil."
Fotos: Pressereferat, Senatorin für Finanzen