Es kommt nicht so oft vor, dass der Bremer Bürgermeister an einer Betriebsversammlung der Bremer Straßenbahn AG teilnimmt. Daher war die große Werkstatthalle auf dem Gelände des BSAG-Zentrums in der Bremer Neustadt bis auf den letzten Platz besetzt, als Bürgermeister Carsten Sieling an das Mikrofon trat. Schwerpunkte seiner Rede vor den rund 850 Beschäftigten waren neben den aktuellen verkehrspolitischen Themen – beispielsweise die neue Straßenbahnlinie 5 in die Überseestadt – auch die Herausforderungen an einen modernen ÖPNV in den kommenden Jahren.
Die Verhandlungen über den öffentlichen Dienstleistungsauftrag (ÖDLA), der ab 1. Januar 2019 gilt, sind abgeschlossen. Er beschreibt die Leistungen, die die BSAG in den nächsten 22,5 Jahren für Bremen erbringen wird und sichert die Zukunft des Verkehrsunternehmens als Mobilitätsdienstleister Nummer 1 in der Hansestadt sowie den zuverlässigen Nahverkehr vor Ort. Noch in diesem Monat erfolgen die finalen Unterschriften. "Der ÖDLA besiegelt die gute Partnerschaft zwischen BSAG und Bremen bis 2041", so Sieling.
Bürgermeister suchte Gespräch mit Auszubildenden
Besonders viel Zeit hatte er für eine Mitarbeitenden-Gruppe mitgebracht. Im Anschluss an die Betriebsversammlung traf sich Sieling noch mit einem Teil der insgesamt rund 100 jungen Menschen, die zurzeit im Bremer Verkehrsunternehmen eine Ausbildung absolvieren.
Dabei lernte er unter anderem Gladys Büssing kennen, die als einzige Frau im ersten Lehrjahr gerade den Beruf der Kfz-Mechatronikerin in der System- und Hochvolttechnik erlernt. Von ihr ließ er sich zeigen, wie die jungen Leute bei der BSAG zu Beginn ihrer Ausbildung an einem Übungsboard lernen, mit elektrischen Schaltungen umzugehen.
BSAG bildet rund 100 junge Menschen in 15 Berufen aus
Insgesamt bildet das Unternehmen in 15 verschiedenen Berufen aus – darunter natürlich auch viele Fachkräfte im Fahrdienst (FiF), die Straßenbahnen und Busse durch Bremen lenken. Schon nach dem ersten Lehrjahr haben sie ihr erstes Fahrpatent absolviert. "Muss denn jetzt noch jemand mitfahren, wenn Sie unterwegs sind?", wollte der Bürgermeister wissen und erfuhr: Allein der Straßenbahn- oder Busführerschein reicht nicht aus, um die Fahrzeuge der BSAG durchs Liniennetz lenken zu dürfen. Bevor es allein auf die Strecke geht, steht erst einmal eine ausführliche Einweisung durch sogenannte Streckenlehrfahrerinnen und -fahrer auf dem Programm.
Aber auch die BSAG-Azubis hatten Fragen an den Bürgermeister. "Was halten Sie von einer Frauenquote in gewerblich-technischen Berufen?", wollten sie unter anderem wissen. "Finde ich gut – aber so eine Quote müsste auch umgekehrt gelten, also zum Beispiel für Männer in der Pflege und in Erziehungsberufen." Fragen zu Förderungsmöglichkeiten für Geflüchtete brannten den jungen Leuten genauso unter den Nägeln wie die aktuellen Mietpreise. "Wir werden in Bremen ein Wohnheim für Auszubildende eröffnen", kündigte der Bürgermeister an. So solle sichergestellt werden, dass junge Leute eine Bleibe finden, die sich von ihrem Ausbildungsgehalt keine eigene Wohnung leisten können.
Wie stellt Sieling sich die BSAG in 20 Jahren vor?
Carsten Sieling erfuhr auch, dass BSAG-Auszubildenden nicht nur in der Berufsschule die Schulbank drücken, sondern außerdem noch innerbetrieblichen Unterricht erhalten. "Das macht nicht jedes Unternehmen", betonte Sieling. "Aber ich halte es für sinnvoll, wenn der Stoff aus der Berufsschule noch einmal hinsichtlich der Erfordernisse im jeweiligen Betrieb vertieft wird."
Außerdem wollten die Auszubildenden wissen, wie sich Sieling die BSAG in 20 Jahren vorstellt. "Es kann durchaus sein, dass die Straßenbahnen bis dahin alleine fahren", sagte er, betonte aber gleichzeitig: "Das heißt aber nicht, dass kein Personal mehr mit an Bord ist."
Der Austausch hat sowohl den Auszubildenden als auch dem Bürgermeister sichtlich Spaß gemacht. "Man hat sofort den Eindruck, dass die jungen Leute eine Verbindung zu ihrem Beruf haben und sich mit der BSAG identifizieren", stellte Sieling im Anschluss fest. Deshalb will er mit ihnen auch in Kontakt bleiben und hat den Nachwuchs des Bremer Nahverkehrs zu sich ins Rathaus eingeladen.
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