Eröffnung der Gedenkstätte Malyj Trostenez in der Republik Belarus
28.06.2018Auf Einladung des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier begleitet Bürgermeister Dr. Carsten Sieling am Freitag, 29. Juni 2018, das deutsche Staatsoberhaupt in die belarussische Hauptstadt Minsk. Anlass ist die Einweihung der Holocaust-Gendenkstätte Trostenez und des Mahnmals „Der Weg des Todes“ im ehemaligen Vernichtungslager Malyj Trostenez in der Nähe von Minsk. Der Bundespräsident wird bei der international besuchten Gedenkzeremonie eine Rede halten. Bürgermeister Sieling ist Teil der Gastdelegation des Bundespräsidenten. Der Bürgermeister: „Bremen hat eine traurige Verbindung zu den Nazi-Verbrechen in Weißrussland: 440 Jüdinnen und Juden aus Bremen wurden damals nach Minsk deportiert. Es ist mir deshalb besonders wichtig, dass unsere Stadt bei der Einweihung dieses für uns so bedeutenden Erinnerungsortes vertreten ist. Da es immer weniger Zeitzeugen gibt, wird die Rolle von Gedenkstätten wie Trostenez immer wichtiger, um die Erinnerung an die Opfer der Shoa wachzuhalten. Ich hoffe sehr, dass diese Gedenkstätte ein wichtiger Baustein für eine gemeinsame europäische Erinnerungskultur wird, eine Brücke der Verständigung.“
Malyj Trostenez war zwischen 1942 und 1944 die größte nationalsozialistische Vernichtungsstätte auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Sie ist – wie viele andere Orte auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion - in Deutschland und Europa als Vernichtungsort wenig bekannt. Opfer waren vor allem belarussische, österreichische, deutsche und tschechische Juden, Zivilisten, Widerstandskämpfer und Partisanen. Der „Weg des Todes“ ist ein deutsch-belarussisches Gemeinschaftsprojekt. Auf einer Strecke von etwa 1000 Metern, die die Besucher zu den insgesamt 34 Massengräbern im Wald von Blagowtschtschina führt, soll ein großflächiges Mahnmal mit stilisierten Koffern, Eisenbahnwaggons und Symbolen des Lebens die Erinnerung an die grausamen Verbrechen der Nazis wachhalten. Die Grundsteinlegung des Projektes erfolgte am 8. Juni 2014; Baubeginn war der 9. August 2017.
Zur Zeit der deutschen Besetzung zwischen 1941 bis 1944 war Minsk ein zentraler Schauplatz des Holocaust. Den Verbrechen im östlichen Ghetto und in der Vernichtungsstätte von Maly Trostinez, zehn Kilometer von Minsk entfernt, fielen zehntausende Juden zum Opfer – unter Ihnen auch Menschen aus Bremen. Aus der Hansestadt wurden am 18. November 1941 insgesamt 444 namentlich bekannte jüdische Männer, Frauen und Kinder in das Ghetto Minsk deportiert. Per Schnellbrief waren sie unterrichtet worden. Jeder durfte nur einen Koffer mitnehmen. Sonstiges Hab und Gut blieben zurück. Die Wohnungen wurden versiegelt. Frühmorgens wurden die Menschen abgeholt und in kleinen Gruppen zum „Lloydbahnhof“ geführt. Dort bestiegen sie einen aus Hamburg kommenden Zug, in dem schon über 500 Juden saßen – 50 Personen pro Waggon. Sie fuhren ihrer Ermordung in Minsk entgegen. Nach fünf Tagen, am 22. November 1941, trafen sie dort ein. Den Bremer Transport überlebten nur sechs Männer.
Weitere Informationen: zur Reise des Bundespräsidenten und seiner Delegation www.bundespraesident.de
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