Day of Caring: Einsatz für Bremens wahrscheinlich ersten Arche-Hof / Lebensraum für vom Aussterben bedrohte Haustierrassen
Im Rahmen der Vorarbeiten für Bremens ersten Arche-Hof hat Sozialsenatorin Anja Stahmann mit einem Team aus Führungskräften der Sozialbehörde am vergangenen Freitag (31. August 2018) auf der Kinder- und Jugendfarm der Hans-Wendt-Stiftung in Borgfeld ein Hühnerhaus gebaut sowie ein Freigehege für Hühner umzäunt. Außerdem ist ein Steg in einem See auf dem Gelände erneuert worden.
„Der Day of Caring ist für mich eine Gelegenheit, soziale Arbeit nicht nur vom Schreibtisch aus zu unterstützen, sondern direkt mit anzupacken“, sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann. Das Miteinander von Sozialer Arbeit und Behörde werde auf diese Weise unmittelbar erfahrbar. „Außerdem freue ich mich über diese besondere Gelegenheit, die Einrichtungen, mit denen wir eng zusammenarbeiten, ohne die sonst üblichen Formalitäten vor Ort zu erleben.“ Und schließlich sei es „einfach ein schönes Gefühl, nach einem langen Arbeitstag etwas geschaffen zu haben, das für viele Jahre bleibt, das man sehen und anfassen kann. Das ist leider in der Politik nicht immer der Fall.“
Den beteiligten Kolleginnen und Kollegen aus dem Sozialressort, die ihren Arbeitseinsatz komplett in ihrer Freizeit geleistet haben, sprach die Senatorin ihren besonderen Dank aus - ebenso wie Farmleiter Matthias Emrich und den „Bauanleitern“ David Dahms (Hühnerhaus und Zaun) sowie Lars Schubert und Ronny Görtelmeyer (Steg). Außerdem hob sie den Einsatz der Schülerinnnen und Schüler der Allgemeinen Berufsschule hervor, die sich in Kooperation mit der Hans-Wendt-Stiftung sehr erfolgreich um die Verköstigung der Day-Of-Caring-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer gekümmert haben.
An der Umsetzung eines Arche-Hofes arbeitet die Kinder- und Jugenfarm der Hans-Wendt-Stiftung schon seit einiger Zeit. „Im Arche-Hof sollen Haustierrassen erhalten werden, die vom Aussterben bedroht sind“, erläuterte die Senatorin. „Das ist ein durch und durch ökologisches Projekt.“ Denn in der – meist industriell geprägten – Landwirtschaft produzieren wenige Hochleistungsrassen die Nahrungsmittel der gesamten Menschheit. „Alte, an Klima und Standort angepasste Rassen dagegen werden immer weniger gehalten und sterben aus.“ Dadurch gehe auch die genetische Vielfalt zurück. Nötig sei so eine Art Gen-Archiv nicht aus reiner Nostalgie, sondern weil genetische Vielfalt immer auch die Basis für notwendig werdende Neuzüchtungen sein kann.
Nach Angaben der Welternährungsorganisation ist zuletzt im Durchschnitt eine Rasse pro Monat ausgestorben. Allein in Deutschland stehen inzwischen gut hundert Nutztierrassen auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH), weitere stehen vor der Aufnahme in diese Liste. Einige davon hält die Kinder- und Jugendfarm bereits heute, etwa das stark gefährdete Leineschaf, die Fränkische (auch: Bayerische) Landgans, die ebenfalls als „stark gefährdet“ eingestuft ist, sowie die „Ostfriesische Möwe“, eine Landhuhnrasse, die seit mehr als 100 Jahren gezüchtet wird und nun als „gefährdet“ gilt.
Unter Beobachtung steht eine andere Rasse, die auf der Kinder- und Jugendfarm gehalten wird: die „Deutschen Riesen“ – die größte Kaninchenrasse überhaupt. Einzelne Exemplare bringen es auf 72 Zentimeter Größe und fast 12 Kilogramm Gewicht.
Um nach den Kriterien der GEH ein Arche-Hof zu werden, will die Farm weitere Rassen halten, darunter die als „extrem gefährdet“ eingestuften Brillenschafe mit ihren charakteristischen dunklen Flecken um die Augen, und den „Westfälischen Totleger“, eine seit dem frühen 19. Jahrhundert nachgewiesene Rasse, die später auch als „Hamburger Silbersprenkel" bekannt wurde. Einordnung auf der Roten Liste: „sehr gefährdet“.
Fotos: Soziales