Bremer Philharmoniker präsentieren Programm 2010/2011
06.05.2010Dass es sich bei unsichtbaren Energien und unerschöpflichen Kräften nicht nur um Naturphänomene handelt, stellen die Bremer Philharmoniker in der kommenden Spielzeit unter Beweis. Bei ihrer heutigen Pressekonferenz präsentierten Intendant Christian Kötter-Lixfeld und Generalmusikdirektor Markus Poschner ein „energiegeladenes“ Programm mit wegweisenden Werken der Musikgeschichte und mit kompositorischen Meilensteinen, die revolutionär unumkehrbare Umbrüche einleiteten. Mit ihrer unkonventionellen Programmplanung trafen die Bremer Philharmoniker bereits in der letzten Konzertsaison den Geschmack des aufgeschlossenen Bremer Publikums. Trotz Wirtschaftskrise stiegen die Zahl der Abonnenten und der Einzelkartenverkäufe sowie die Höhe der durchschnittlichen Gesamtauslastung. Zudem wurde das Konzertangebot ausgebaut – zwei der zwölf Philharmonischen Konzerte wurden an jeweils drei Abenden gespielt. Für die neue Aufsichtsratsvorsitzende des Orchesters, Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz, ist dies ein sicheres Indiz für die erstklassige Qualität und den hohen Stellenwert der Philharmoniker in Bremen und dem Nordwesten.
„Die Bremer Philharmoniker haben in den vergangenen Jahren ihre Position als tragende Säule des bremischen Kulturlebens kontinuierlich ausbauen können“, so Staatsrätin Emigholz. „Neben den wunderbaren Konzerten ist es für mich vor allem die herausragende Jugendarbeit, die für mich den Stellenwert des Orchesters ausmacht.“ Kulturelle Bildung sei für die Entwicklung eines Gemeinwesens von entscheidender Bedeutung, daher begrüße sie die vielen Angebote der Philharmoniker auf diesem Gebiet ausdrücklich: „Diesen vorbildlichen Weg wollen wir als Politik mit dem Orchester gemeinsam weiter gehen.“
Die Bremer Philharmoniker verfolgen auch in der kommenden Saison den Anspruch, durch programmatischen Mut zu überzeugen. „Unser Publikum stellt hohe Ansprüche an uns: Statt nur auf Programmklassiker und unbekannte, selten gespielte Kompositionen zu schielen, erwarten die Bremer von uns, ihnen eine ganz eigene persönliche Handschrift in den Konzertprogrammen anzubieten“, so Christian Kötter-Lixfeld. Diese Spielzeit werden dabei vor allem Werke im Mittelpunkt stehen, die in ihrer Entstehung und Wirkung zahlreiche Parallelen aufweisen. „Alle sind Zeugnisse einer fast unvorstellbaren Schaffenskraft und kosteten die Komponisten Unmengen an Energie. Und das Ergebnis ist etwas völlig Neuartiges. Es kommt einem Urknall gleich, einem gigantischen Befreiungsschlag“, wie Markus Poschner es beschreibt.
Für die Bremer Philharmoniker ist es kein Zufall, dass sie in Bremen über ein Publikum verfügen, das einerseits in traditioneller Verbundenheit zur klassischen Musik lebt und andererseits eine neugierige Offenheit für ungewöhnliche Klangverbindungen zeigt. Orchester und Publikum haben sich in ihrer 186-jährigen Geschichte gemeinsam entwickelt und geformt. „Es handelt sich um ein erfreulich ausgewogenes Verhältnis von Anbieten und Einfordern: Das Publikum erwartet musikalisch erstklassige Qualität und ein anspruchsvolles Programm; wir möchten die Werke hinterfragen, erforschen und neue Ausdrucksformen finden. Dass das Gleichgewicht stimmt, sieht man nicht zuletzt in den steigenden Auslastungszahlen“, freut sich Intendant Kötter-Lixfeld und betont, dass dies auch bei internationalen Stars aus der Klassikszene nicht unbemerkt geblieben ist. Nicht von ungefähr kommen Sol Gabetta, Sabine Meyer und Rudolf Buchbinder immer wieder gern für gemeinsame Konzerte mit den Bremer Philharmonikern in die Hansestadt.
Philharmonische Konzerte
Die Saison 2010/2011 beginnt am 20. September bei den Bremer Philharmonikern mit Werken von Brahms und Strauss. Wie es klingt, „wenn komponisten träumen“ – so der Titel des Konzertes – führt die Pianist Anna Vinnitskaya vor. Im Oktober beleuchtet Mario Venzago mit dem Orchester das Werk des ewigen Zweiflers Robert Schumann. Zu Gast bei „schumann pur“ werden Ronald Brautigam, Nicolas Altstaedt und Carolin Widmann sein. Im November zeigt Sol Gabetta, was „konzertanter eifer“ an bahnbrechenden Meisterwerken hervorgebracht hat. Auf dem Programm steht Elgars legendäres Konzert für Cello und Orchester. „mozarts geist aus haydns händen“ bietet im Dezember einen exquisiten Exkurs in die Musikgeschichte, Kapitel Klavierkonzerte - von niemand geringerem vorgetragen als Rudolf Buchbinder. Das neue Jahr begrüßen die Bremer Philharmoniker mit einem herzlichen „prosit!“. Dass dazu nicht immer Wiener Klassik gehören muss, beweisen Dame Felicity Lott und Kompositionen von Elgar und Gilbert and Sullivan - sie geben dem Neujahrskonzert einen extravaganten britischen „touch“. Einen apokalyptischen Soundtrack des 20. Jahrhunderts, wie es ein Rezensent einmal formulierte, bietet das 6. Philharmonische Konzert mit der 10. Symphonie von Schostakowitsch - ein atemberaubendes Zusammenspiel von Zeit- und Musikgeschichte dirigiert von Constantinos Carydis. Bo Skovhus trägt zuvor sechs Lieder aus Mahlers „Des Knaben Wunderhorn“ vor. Das noch junge Festival „phil intensiv“ hat sich nach den Erfolgen mit den vier Brahms-Symphonien und der Zusammenarbeit mit der SWR Big Band fest im Spielplan etabliert. Im Februar bietet es eine kleine Sensation: Wagners „Tristan und Isolde“ als konzertante Aufführung in der Bremer Glocke mit Texten von Herbert Feuerstein und einer Einführungsveranstaltung mit Nike Wagner – drei Akte, drei Tage! Eine der wenigen weltweit für Aufsehen erregenden Dirigentinnen ist im März zu Gast bei den Bremer Philharmonikern. Die Estin Anu Tali lässt Tschaikowskys 5. Symphonie und Heino Ellers „Dawn“ als „audruck des herzens“ erklingen. „furiose impressionen“ darf das Publikum im April erwarten, wenn Sabine Meyer und Marko Letonya mit Werken von Gershwin, Debussy, Milhaud und Dukas in der Glocke aufspielen. Bruckner-Fans sollten sich unbedingt das Konzert „maßloses mysterium“ vormerken, wenn Peter Schneider diesen 80-minütige Meilenstein dirigiert. Niemals zuvor wagte ein Komponist ein derartig langes konzertantes Werk zu schreiben – er erntete Fassungslosigkeit. Ähnlich wie auf dieses Werk reagierten Zeitgenossen auch auf Beethovens 7. Symphonie, die „substanzielles“ im Mai bietet. Man bescheinigte dem Komponisten Volltrunkenheit und Irrsinn - im 11. Philharmonischen Konzert überzeugt uns Markus Poschner von dessen Genialität. „sagenhaft orientalisch“ lassen die Philharmoniker die Saison im Juni ausklingen, wenn Fadia El-Hage und Ronny Barrak in die märchenhafte Welt des Orients entführen.
Sechs dieser Philharmonischen Konzerte werden als Sonntagsmatinee präsentiert – ganz nach Wunsch auch in Kombination mit einem „Philharmonischen Buffet“ im Hilton Bremen.
Sonderkonzerte
Neben den Philharmonischen Konzerten sind die Bremer Philharmoniker auch in der kommenden Spielzeit wieder in verschiedenen Sonderkonzerten zu erleben. Höhepunkte stellen hierbei vor allem das im Rahmen des Musikfest Bremens präsentierte „Messa de Requiem“ von Verdi dar und die große Bürgerparkgala sowie das Benefiz-Adventskonzert, mit dem das Orchester die Aktion „Weihnachtshilfe“ unterstützt. Daneben begleiten die Philharmoniker das Finalisten- und das Finalkonzertkonzert des „competizione dell´opera“ – letzteres wie bereits im Jahr zuvor in der Dresdner Semperoper - und den Dirigentenworkshop des deutschen Musikrates. Beeindruckende Ergebnisse der erfolgreichen Kooperation mit dem Max-Planck-Gymnasium Delmenhorst erklingen bei „phil sagend“ und natürlich werden die erfolgreichen Produktionen auf der Seebühne fortgesetzt – 2011 mit Bizets „Carmen“. Neu ist die Kopperation mit dem Figurentheater Theatrium – ab März spielt sich „Däumelinchen“ in die Herzen von kleinen (und großen) Bremern.
Philharmonie für Bremen
Zwölf Philharmonische Konzerte, neun Sonderkonzerte, sechs Opernproduktionen, zahlreiche Kammermusiken, die ab September sonntags wieder im Rangfoyer des Theaters stattfinden werden, und dazu Familienkonzerte, Schulprojekte und regelmäßige Veranstaltungen in der prämierten Musikwerkstatt für Kinder, Jugendliche, und Erwachsene – die Bremer Philharmoniker prägen auch in der kommenden Spielzeit mit rund 400 Veranstaltungen nicht nur durch Qualität das Musikgeschehen in Bremen und im Nordwesten, sondern durch nahezu täglich erlebbare Präsenz. Intendant Kötter-Lixfeld bringt es auf den Punkt: „ Die Bremer Philharmoniker sind die Philharmonie für Bremen und es entspricht unserem Selbstverständnis, für alle Bremer da zu sein – egal ob jung oder alt, egal ob in einem Philharmonischen Konzert oder in den vielen Veranstaltungen der Musikvermittlung.