Fachberatung soll Betroffene auch zu Hause aufsuchen
21.02.2019Kinder und Jugendliche in Bremen und Bremerhaven, die unter häuslicher Gewalt leiden, sollen besser unterstützt werden. Ein erstes Grobkonzept einer aufsuchenden Beratungsstelle hat die Deputation für Soziales, Jugend und Integration heute (21. Februar 2019) beschlossen. Dieses schlägt vor, fünf Stellen zu schaffen, davon eine in Bremerhaven. Für die Umsetzung wären jährlich 600.000 Euro erforderlich. „Kinder und Jugendliche können Opfer oder Zeuginnen und Zeugen von häuslicher Gewalt werden. Sie können diese traumatischen Erlebnisse allein aber nur schwer verarbeiten“, sagte Jan Fries, Staatsrat bei der Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport. „Sie brauchen Angebote von Hilfe und Beratung, die auch aktiv auf sie zugehen. Den Einstieg in eine solche aktive Unterstützung bereiten wir jetzt vor.“
Erfahrungen mit der aufsuchenden Fachberatung für Kinder und Jugendliche gibt es unter anderem bereits in Göttingen und Rostock. Dort treten sie gemeinsam mit der Beratung für Erwachsene auf; in Bremen sind das die Interventions- und Beratungsstelle „Neue Wege e.V.“, in Bremerhaven die Frauenberatungsstelle der Diakonie Bremerhaven. Die aufsuchende Fachberatung für Kinder und Jugendliche stellt die Bedürfnisse und Bedarfe der jungen Menschen in den Mittelpunkt und sensibilisiert auch die Erwachsenen dafür. „Wir versprechen uns von der aufsuchenden Arbeit, dass die jungen Menschen, die sonst mit ihren Erlebnissen allein gelassen wären, die Hilfe annehmen und den Weg in die Beratung leichter finden“, sagte Staatsrat Jan Fries. „Das kann die gesamte Persönlichkeitsentwicklung stützen.“
Das entstehende Unterstützungsangebot ist Bestandteil der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen und Kindern vor häuslicher Gewalt, die die Senatorin als Vorsitzende der Konferenz der Gleichstellungsministerinnen und Minister bundesweit in Form eines Leitantrages auf die Tagesordnung gesetzt hatte. Die Bremische Bürgerschaft hatte zudem im August 2018 beschlossen, die Versorgung von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Die Kinder und Jugendlichen sollen im Anschluss in den Räumen der Fachberatung weiterbetreut werden.
Bereits seit 2016 tagt in Bremen ein ressortübergreifender Runder Tisch, der sich mit den Bedarfen von Kindern und Jugendlichen beschäftigt, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, und der das Hilfesystem weiterentwickelt. Die Federführung hat die Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF).