Ehrengäste aus Israel, Durban und Murat, Rathaus-Duell, Musik, Ausstellungen und ein buntes Programm
Am 12. November 2019 findet die „Nacht der Jugend“ zum 22. Mal im Rathaus statt. Unter dem Motto „Move to change“ haben Jugendliche mit dem Organisationsteam der "Nacht der Jugend" ein Programm vorbereitet, das mit künstlerischen, musikalischen, sportlichen und kulturellen Beiträgen an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert, ein Zeichen für Courage und gegen Rassismus setzt und dazu einlädt, selbst aktiv zu werden und sich einzumischen.
„Die Nacht der Jugend ist eine großartige und wichtige Veranstaltung mit der jedes Jahr um dem 9. November auf besondere Weise an die Opfer der Pogromnacht erinnert wird. Sie stärkt die demokratische und lebendige Debatten-, Streit-, und Erinnerungskultur in unserer Stadt“, sagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte bei der Vorstellung des Programms im Rathaus.
Die Ehrengäste aus Israel sind Frau Dr. Miriam Weitmann und Yuval Dvir. Frau Dr. Weitmann wird vom Schicksal ihrer Großmutter berichten, die 1945 im so genannten „Lost Train“ ums Leben gekommen ist und von ihrem Vater, der als Kind das KZ Bergen-Belsen überlebt hat. Yuval Dvir ist der Enkel des heute 96-jährigen Martin Bialystock aus Bremen, dem die Flucht aus Nazi-Deutschland gelungen ist, dessen Eltern und jüngere Schwester aber im Holocaust umgekommen sind. Yuval Dvir ist Gründungsdirektor der Internationalen Schule GIVAT HAVIVA/Israel. Er arbeitet im Bereich der interkulturellen Ausbildung und Friedensarbeit mit dem Schwerpunkt einer gemeinsamen jüdischen und arabischen Erziehung in Israel.
Erstmals nehmen auf Einladung von Bürgerschaft und Senat Jugendliche aus der kleinen französischen Stadt Murat an der „Nacht der Jugend“ teil. In Murat wurden 1944 nahezu alle männlichen Bewohner im wehrfähigen Alter gefangengenommen und deportiert, als Rache für einen Anschlag des französischen Widerstandes gegen die deutschen Truppen. Über Clermont-Ferrand und Neuengamme wurden viele der gefangenen Jugendlichen und Männer zur Zwangsarbeit beim Bunker Valentin nach Bremen-Nord gebracht. Viele starben dort. Die wenigen, die zurückkehrten, brauchten lange, um von ihren schrecklichen Erlebnissen zu berichten. Für die Jugendlichen aus Murat sind die Schülerinnen und Schüler der Oberschule an der Lerchenstraße in Bremen-Nord mit ihrem Französisch-Profil und der Wohnortnähe zum Bunker Valentin ideale AustauschpartnerInnen und freundliche Gastfamilien. Über die persönliche Begegnung soll die Brücke geschlagen werden zu Versöhnung, Freundschaft und gesellschaftspolitischer Wachsamkeit. Der Bürgermeister von Murat nimmt ebenfalls an der „Nacht der Jugend“ teil.
Bereits zum sechsten Mal gestaltet eine Delegation aus Bremens Partnerstadt Durban die Nacht der Jugend aktiv mit. Zehn jugendliche Künstlerinnen und Künstler nehmen an einem Austauschprogramm teil, das der Sportgarten organisiert. Für die afrikanischen Jugendlichen aus den Townships ist die Reise nach Bremen der erste Auslandsaufenthalt.
Politisches Bewusstsein und Engagement zu fördern, ist ein wichtiges Ziel der „Nacht der Jugend“. Mit dem „Rathaus-Duell“ haben der Landesverband Bremen der Jungen europäischen FöderalistInnen, der Bremer Jugendring und Freunde erstmals ein interaktives Diskussionsformat in Form einer Game-Show entwickelt. Bei dem „Rathaus-Duell“ geht es besonders um Disziplinen wie Klima-Pantomime, Buzzerquiz-Europa und Zitate-Raten. Unmittelbar vor der Veranstaltung werden die Werder-Spieler Niclas Füllkrug und Kevin Möhwald auf das Duell einstimmen.
Die Veranstaltungsreihe „Schule Macht Demokratie“ stellt die Frage „Wie sieht eine Schule der Zukunft aus?“ und welche Mitwirkungsmöglichkeiten haben Schüler und Schülerinnen.
Zu den weiteren Höhepunkten der „Nacht der Jugend“ gehört die Vorstellung eines Buches über die wechselvolle Geschichte des Schützenhofs in Gröpelingen, ein dokumentarisches Projekt „Drei Tage im März – vom Schlachthof nach Auschwitz“, das die Deportation von 300 Sinti und Roma vom ehemaligen Bremer Schlachthof ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im März 1943 nachzeichnet sowie die Theaterimprovisation „Jugend ohne Gott“.
Das Musikprogramm trägt dem Motto „Move to Change“ Rechnung. Es treten ausschließlich junge Nachwuchskünstler auf, wie zum Beispiel Exblended, Swank Think und die Elbkidz aus Hamburg.
Zudem werden während der „Nacht der Jugend“ unter anderem folgende Ausstellungen zu sehen sein: "Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen"; „Syrische Momentaufnahmen“ des Syrischen Exilvereins; „Kriegsflüchtlinge“ der Oberschule Habenhausen; Die Ausstellung „Vermessen“.
Infostände von verschiedenen Verbänden und Gruppen stellen ihre Arbeit vor und laden zum Gespräch ein. Das diesjährige Plakat haben Schüler der Wilhelm Wagenfeld Schule entworfen.
Das vollständige Programm gibt es auf der neugestalteten Internetseite der Nacht der Jugend unter www.nachtderjugend.de
Foto: Senatspressestelle
Das Plakat zur Nacht der Jugend als Download (jpg, 95.8 KB).
Ansprechpartnerin für die Medien: Dr. Martina Höhns, Interkulturelle und interreligiöse Angelegenheiten, Tel.: (0421) 361- 6130, martina.hoehns@sk.bremen.de