„Wir trauern um einen hoch angesehenen Menschen und außerordentlich befähigten Politiker. Hans-Jochen Vogel hat sich in den rund 50 Jahren seines Schaffens große Verdienste um Staat, Gesellschaft und soziale Demokratie in Deutschland erworben. Überaus geschätzt waren seine Menschlichkeit, seine Gradlinigkeit und seine Fachlichkeit, mit denen er seine Aufgaben in den verschiedenen Stationen seines Lebens wahrgenommen hat. Damit war er für viele Menschen in Deutschland ein großes Vorbild - auch für mich persönlich. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unsere Anteilnahme gilt den Hinterbliebenen.“
Mit diesen Worten würdigte Bremens Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte Hans-Jochen Vogel, der heute (26.07.2020) im Alter von 94 Jahren in München verstorben ist.
Dr. jur. Hans-Jochen Vogel wurde am 3. Februar 1926 in Göttingen geboren. Nach seinem Abitur 1943 am Humanistischen Gymnasium in Gießen wurde er zum Wehrdienst eingezogen und diente von 1943 bis 1945 als Soldat im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg studierte Vogel Rechtswissenschaften in München und Marburg und schloss das Studium als Einserjurist ab. Mit erst 34 Lebensjahren wurde Vogel Oberbürgermeister von München, später war er unter anderem Bundesbauminister und Bundesminister der Justiz. Viele Jahre war Vogel Mitglied des Deutschen Bundestages, dabei auch Fraktionsführer und Bundesvorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschland. Zudem ist er Autor zahlreicher Bücher und Kommentator zum politischen und gesellschaftlichen Geschehen in Deutschland. Vogel war seit 1972 Ehrenbürger Münchens und wurde auch darüber hinaus mit einer Vielzahl von Ehrungen ausgezeichnet. 2001 erhielt er den Leo-Baeck-Preis, die höchste Auszeichnung des Zentralrates der Juden in Deutschland.
Hans-Jochen Vogel war mit seiner Frau Liselotte verheiratet. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Seit 2006 lebten beide zurückgezogen in einem Münchner Altenheim.