Tourismusbranche des Bundeslandes zeigt sich geeint und kreativ
09.10.2020Wie wäre es mit ganzjähriger Außengastronomie in der Innenstadt? Einem Kuttertreffen im Fischereihafen Bremerhaven? Einem regelmäßigen Sommerfest auf dem Domshof? Einer besseren Anbindung des Bremerhavener Kreuzfahrtterminals an die Havenwelten? Soll das UNESCO Welterbe mit Rathaus und Roland eine eigene dauerhafte Ausstellung bekommen? Oder die Wissenswelten durch eine Erweiterung des Zoos am Meer um das Thema "Diversität" erweitert werden? Mit Visionen und kurzfristigen Lösungsansätzen begegnet die Bremer Tourismusbranche den Herausforderungen der Corona-Pandemie. In einem bislang einzigartigen digitalen Landestourismusforum erarbeiteten am 8. Oktober 2020 über 150 Vertreterinnen und Vertreter von Hotels, Museen, Gastronomie und weiteren touristischen Einrichtungen aus Bremen und Bremerhaven Strate-gien und konkrete Maßnahmen, um Reisende von den Vorzügen des Zwei-Städte-Staates zu überzeugen.
Der Tourismus ist für Bremen ein immens wichtiger Wirtschaftsfaktor. Fast 40.000 Menschen im Bundesland beziehen ihr Einkommen aus dieser Branche. Die Auswirkungen der Pandemie haben der Tourismusbranche stark zugesetzt. Das betonte auch Wirtschaftsstaatsrat Sven Wiebe in seinem Grußwort: "Tourismus lebt von Präsenz. Reisen ist Teil unserer Kultur und Reisen schafft Arbeitsplätze, sichert Existenzen." Er sei zuversichtlich, dass es einen Weg aus der aktuellen Situation gebe. Dafür bedürfe es aber neuer Konzepte, so Wiebe.
Aus diesem Grund luden die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Häfen sowie die WFB-Wirtschaftsförderung Bremen GmbH gemeinsam ein, sich in einer großen Videokonferenz auf Grundlage der Landestourismusstrategie 2025 Gedanken über die Zukunft zu machen. Diese Einladung nahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des digitalen Landestourismusforums dankbar an, auch wenn die Handlungsmöglichkeiten der touristischen Branche in Bremen und Bremerhaven derzeit begrenzt sind.
Ursprünglich hatte das Landestourismusforum einen persönlichen Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Tabakquartier vorgesehen, doch die neuen Corona-Bestimmungen machten ein Umdenken notwendig. Aus diesem Grund wurde gemeinsam mit der erfahrenen Beratungsagentur nextpractice ein digitales Format entwickelt, das sowohl Vorträge als auch die Möglichkeit der direkten Beteiligung vom Bildschirm aus ermöglichte.
Zu Beginn motivierte der renommierte Zukunftsforscher Matthias Horx die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ihr Denken umzustellen. Statt sich an Defiziten zu orientieren, sei es wichtig, sich stattdessen gedanklich in die Zukunft zu versetzen und in einer Art Retrospektive zu schauen, welche Lösungsansätze den Weg aus der Krise geebnet haben. "Sie müssen sich darüber klar sein, dass das neue Normal nach Corona nicht mehr das alte Normal sein wird", betonte Horx. Auch Innovationscoach Oliver Puhe unterstrich diesen Punkt in seinem Vortrag und gab Ideen an die Hand, wie ein veränderter Tourismus sein könnte, sei es durch den Einsatz von digitalen Möglichkeiten oder der Entwicklung neuer Produkte.
Über 250 Ideen für einen besseren Tourismus in Bremen und Bremerhaven
Im zweiten Teil der Veranstaltung hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden. Im ersten Workshop ging es zunächst darum, in Rückbetrachtung zu schauen, wie die Branche des Bundeslandes in den Bereichen "Unterkünfte/Gastronomie", "Messen", "Freizeiteinrichtungen" und "Mobilität/Nachhaltigkeit" zu positiven Ergebnissen kommen könnte. Über die Online-Plattform konnten die Touristikerinnen und Touristiker anonym Fragen, Statements, Beiträge, Ideen und Bewertungen einbringen, die dann wiederum von den anderen gelesen und vor allem kommentiert und gewertet wer-den konnten. Hier standen die Wünsche nach einer autofreien Innenstadt, mehr Kooperation untereinander und der Wunsch nach ungewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten vom Baumhotel bis zu Tiny Houses im Zentrum.
Im zweiten Workshop ging es um die Betrachtung der Themenfelder der Landestourismusstrategie. Sie beinhaltet für die Stadt Bremen die Themen Kulturelles Erbe, Kunst- und Kulturerlebnis sowie Genusskultur. In Bremerhaven geht es um Hafenerlebnis und Fischerlebnis, wie auch der Bremerhavener Oberbürger-meister Melf Grantz in seiner Grußbotschaft betonte. Zudem gehören für beide Städte die Bereiche Messen, Tagungen und Kongresse sowie die Wissenswelten dazu. Über 250 verschiedene Ideen kamen auf diese Weise zustande.
Dazu gehörten beispielsweise der Wunsch, die Bremer Innenstadt per virtueller Realität erlebbar zu machen, eine Dauerausstellung zur Darstellung des UNESCO Welterbes in der City oder ein neues Planetarium .
Für Bremerhaven wünschten sich die engagierten Teilnehmenden ein Gesamtpaket zum Thema Fisch, das noch forcierter das für die Seestadt wichtige Thema vermarktet. Auch spektakuläre Ereignisse am Wasser, wie ein jährlich stattfindendes Windjammerfestival, stand als Idee in der Gunst sehr hoch.
Unmittelbare Hilfe und langfristige Konzepte erforderlich
Nach drei intensiven Stunden des Austausches zeigten sich die Teilnehmenden der Abschlussrunde positiv beeindruckt. Dr. Ralf Meyer, Leiter des Referats für Wirtschaft beim Bremerhavener Magistrat, sah noch einen dringenden Nach-holbedarf bei Angeboten für junge Menschen und freute sich besonders dar-über, dass sich viele Beiträge und Ideen auf das Thema Barrierefreiheit bezogen. "Wir dürfen den Aspekt, Reisen für Alle möglich zu machen, gerade in dieser Krisensituation nicht über Bord werfen". Dr. Dirk Kühling, Abteilungsleiter Wirtschaft bei der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Häfen war begeistert von der Kreativität der Akteurinnen und Akteure, betonte aber auch: "Wir müssen jetzt aber auch schnell handeln, denn die Branche befindet sich in einer äußerst kritischen Situation. Zum einen müssen wir unmittelbare Hilfe anbieten, beispiels-weise in Form eines Aktionsprogrammes Tourismus. Gleichzeitig müssen wir aber auch den Blick nach vorne richten und unser bestehendes Landestourismusprogramm in seinen Zielen und Maßnahmen anpassen."
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