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Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz

Nationaler Frauengesundheitsbericht ist da – gute Grundlage für Bremen

16.12.2020

Er hat lange auf sich warten lassen, doch nun ist der zweite nationale Bericht zur gesundheitlichen Lage von Frauen veröffentlicht worden. Der vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Bericht wurde in den vergangenen drei Jahren von Wissenschaftlerinnen beim Robert-Koch-Institut erarbeitet. Der letzte Bericht stammt aus dem Jahr 2001. Für wichtige frauengesundheitspolitische Fragen gibt es nun aktuelle valide Daten, an denen sich gesellschaftliches und politisches Handeln besser ausrichten kann.

Zur Entstehung gesundheitlicher Ungleichheit tragen soziale und wirtschaftliche Ungleichheit sowie strukturelle Faktoren bei. Dazu gehören unter anderem Unterschiede in der Verbreitung psychosozialer Risiko- und Schutzfaktoren und unterschiedliches Gesundheitsverhalten bei. Sozial benachteiligte Frauen sind von einer Vielzahl chronischer, zum Teil schwerwiegender Krankheiten häufiger betroffen und haben im Durchschnitt eine geringere Lebenserwartung, als sozial besser gestellte Frauen, heißt es unter anderem im Frauengesundheitsbericht. Dazu gehören Diabetes, Arthrose, chronische Rückenschmerzen oder Übergewicht. Auch einige Krebsarten wie Magen- oder Gebärmutterhalskrebs treten häufiger auf. Das Risiko an den genannten Erkrankungen zu erkranken, erhöht sich bei niedrigem Bildungsstatus.

Bei Mädchen zeigt sich laut des Berichts ab einem Alter von zehn Jahren, dass sie häufiger als Jungen von Schmerzen, Schlaflosigkeit und Schwindel betroffen sind. Sie haben häufiger Essstörungen und zeigen Symptome von Depressionen und Angst. Bei Menschen mit Migrationshintergrund bestehen nach wie vor Lücken bei der Versorgungsforschung. Insbesondere Migrantinnen leiden aber häufiger unter depressiven Symptomen. Bei Frauen mit Behinderung hebt der Bericht hervor, dass für sie ein Mangel an Versorgungsangeboten aufgrund von fehlenden Zugängen besteht.

Eine große Gesundheitsgefahr stellt weiterhin geschlechtsbezogene und sexualisierte Gewalt gegen Frauen dar. Sie ist ein erhebliches soziales Problem, stellt der Bericht fest. Auch sechs Jahre nach der europaweiten Studie zur Gewalt gegen Frauen gibt es keinen relevanten Rückgang von Gewalt gegen Frauen in Deutschland zu verzeichnen.

Hervorgehoben wird auch die sexuelle und reproduktive Gesundheit. Sie wird in dem Bericht als „von zentraler Bedeutung“ beschrieben. Ein breit diskutiertes Thema sind hierbei Schwangerschaftsabbrüche. Der Bericht benennt, dass es in Deutschland keine Leitlinien zur Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen gibt, obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) aber die Absaugmethoden oder den medikamentösen Abbruch empfiehlt. In Deutschland wird immer noch fast jeder sechste Abbruch per Ausschabung durchgeführt und nur knapp jeder vierte medikamentös. Zur Versorgungslage stellt der Bericht fest, dass vor allem viele Frauen aus Niedersachsen einen Abbruch in Bremen durchführen lassen. Bremen versorgt daher jede fünft ungewollt Schwangere aus Niedersachsen.

"Eine umfassende Informationslage über Gesundheit, Gesundheitsverhalten und Vorsorgen von Frauen ist dringend erforderlich, damit Politik darauf aufbauend Angebote und Strukturen ausrichten kann – auch in Bremen und Bremerhaven.", sagt Senatorin Claudia Bernhard. "Insbesondere die gesundheitliche Situation von Frauen mit Migrationsgeschichte ist für uns als internationaler Stadtstaat so wichtig. Immer noch gibt es viele Klischees. Auch wird immer noch oft nicht genau genug hingeschaut, wie deren Bedarfe sind und wie sie zum Beispiel Präventionsangebote erreichen."

Der große Einfluss von Geschlecht auf Gesundheit ist belegt. Dabei wird zwischen dem biologischen und sozialen Geschlecht unterschieden („Sex“ und „Gender“). Biologische Geschlechtsunterschiede und soziale Einflussfaktoren auf Gesundheit sind eng miteinander verknüpft. Auch die Akzeptanz geschlechtlicher Vielfalt hat den Blick über die heteronormative Sicht auf Gesundheit weiter gefasst. Trans*Personen und queer-lebende Menschen sind jedoch immer noch Diskriminierungen und Benachteiligungen ausgesetzt, was sich massiv auf deren gesundheitliche Situation auswirkt.

Der Frauengesundheitsbericht ist auf der Website des Robert-Koch-Instituts abrufbar:
www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Studien/Geschlecht_Gesundheit/FP_frauengesundheitsbericht.html

Ansprechpartner für die Medien:
Lukas Fuhrmann, Pressesprecher der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Tel.: (0421) 361-2082, E-Mail: lukas.fuhrmann@gesundheit.bremen.de