Trotz des leicht regnerischen Wetters war es ein Auftakt nach Maß: Kurz nach Eröffnung des Bürgerfestes heute (2.Oktober 2010) durch Bürgermeister Jens Böhrnsen im Rahmen der Einheitsfeier in Bremen hat es auf der sogen. „Ländermeile“ in der Überseestadt einen ersten heftigen Besucheransturm gegeben. In den Zelten der Bundesländer, aber auch des Bundesrates, der Bundesregierung und des Bundestages gab es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kaum Zeit zum Luftholen. Bis zum frühen Abend waren es fast 50.000 Menschen, die Deutschland im Kleinformat durchwanderten, sich anstecken ließen von der gelösten, fröhlichen Stimmung.
Die feierliche Eröffnung des Bürgerfestes mit Bürgermeister Jens Böhrnsen am heutigen Vormittag im Europahafen dekorierten 16 detailgetreue Containerschiff-Modelle aus Holz, auf denen jeweils eine Länderfahne wehte. Präsentiert wurden die knapp einen Meter großen und fast 6 kg schweren Holzschiffe von 16 Schülerinnen und Schülern des Bremer Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, die die Schiffe im Rahmen eines Schulprojektes unter Leitung des Lehrers Matthias Schröder gebaut haben. Im Anschluß an die Eröffnung hieß es "volle Fahrt voraus" für den Troß: Statt in See zu stechen, wogte der Schiffskonvoi durch die Besuchermenge auf der Ländermeile – denn bis zum 4. Oktober haben die Schiffe nun einen trockenen Hafen in der Lobby der Firma Siedentopf im Kaffee-Quartier in der Übersee-Stadt gefunden und sind dort zu besichtigen. Hier logiert außerdem die Ausstellung „Ein Land wächst zusammen“ des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das die Veränderungen und das Verschmelzen beider Staaten nach der Wende am Beispiel Berlins auf besondere Art und Weise präsentiert.
„Das Bürgerfest ist neben dem zentralen Festakt der Höhepunkt der Einheitsfeier, weil die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes in den Mittelpunkt gehören", sagte Bürgermeister Jens Böhrnsen bei der Eröffnung. „Es waren die Menschen, die mit ihrer friedlichen Revolution die staatliche Einheit möglich gemacht haben“, so Böhrnsen. „Und es sind die Bürgerinnen und Bürger, die durch ihr Engagement das Zusammenwachsen im Alltag stärken“.
Auch deshalb sind heute in Bremen die Gewinnerinnen und Gewinner des mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Bürgerpreises zur Deutschen Einheit “einheitspreis“ der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb ausgezeichnet worden. Geehrt werden Personen und Initiativen, die auf originelle und beispielhafte Weise die innere Einheit Deutschlands und die Annäherung der Bundesrepublik an die östlichen Nachbarn stärken. Bürgermeister Jens Böhrnsen eröffnete als Schirmherr die Veranstaltung im Weserhaus. Bürgermeisterin Karoline Linnert würdigte als Laudatorin die Verdienste von Alexander Latotzky, der in der Kategorie „Menschen – Akteure der Einheit“ den Preis für seinen Beitrag zur Aufklärung über den Unrechtsstaat DDR erhält.
In der Kategorie „Kultur – Profil der Einheit“ fiel die Wahl auf die Ausstellung „Doppelpässe – Wie die Deutschen die Mauer umspielten“, die aus ungewohnter Perspektive die Geschichte der deutschen Teilung vermittelt. Des weiteren entschied die Jury sich für den Bremer Verein „pro-tisk, Porta Bohemica“, der für einen offenen und kreativen Dialog von Kulturschaffenden aus Ost und West steht. In der Kategorie „Jugend – Zukunft der Einheit“ überzeugte die Jury das pädagogische Musical „89 – Das Political“ über die jüngste deutsche Geschichte. Die Musik haben der gebürtige Bremer Lehrer Holger Twietmeyer und die in Hamburg lebende Komponistin Anne Schröder, der Text zum Musical stammt von der Lehrerin Bettina Brauer. Seine Uraufführung feierte das Stück im vergangenen Jahr in Bremen: Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-Wagenfeld- Schule und der Alexander-von-Humbold Schule waren daran beteiligt. So macht es auch Sinn, dass bei der Preisverleihung in der Hansestadt am 3. Oktober im Weserhaus Auszüge aus dem Stück auf die Bühne kamen.Und schließlich wurde das Projekt „Go East“ des AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. ausgewählt. Es ermöglicht vielen jungen Menschen, durch Schüler- und Jugendaustauschprogramme ein neues Land kennenzulernen.
Einen Ehrenpreis sprach die Jury dem Mitglied des Europäischen Parlaments, Werner Schulz, zu. Der im sächsischen Zwickau geborene Politiker war in der Oppositionsbewegung der DDR engagiert und wurde als Bürgerrechtler zu einer der wichtigen Stimmen im politischen Prozess der Gestaltung der staatlichen Einheit Deutschlands. Gunter Heise, Geschäftsführender Gesellschafter der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien, gewinnt den gemeinsam mit der SUPERillu ausgerufenen Publikumspreis. Der langjährige technische Leiter des ehemaligen Volkseigenen Betriebs (VEB) war einer der wenigen, die an die Traditionsmarke mit dem „roten Käppchen“ glaubten und schrieb somit eine gesamtdeutsche Erfolgsgeschichte.
Dank an alle, die zur Einheit beigetragen haben
Zum Auftakt der Einheitsfeier in Bremen waren bereits gestern Abend (1. Oktober 2010) mehr als viertausend Menschen auf dem Marktplatz zu der Veranstaltung „Danke Bremen“ zusammen gekommen. Unter ihnen viele Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich um die deutschen Einheit verdient gemacht haben. Fünf von ihnen wurden stellvertretend auf der Radio Bremen Bühne von den Moderatoren Dirk Böhling und Andreas Neumann vorgestellt. Zuvor hatte Bürgermeister Jens Böhrnsen all denen gedankt, „die mit Herz und Hand dafür gesorgt haben, dass die Einheit sich im Alltag verfestigt hat.“ Menschen, die in den Osten gegangen sind, um mit aufzubauen, etwa in der Verwaltung. Menschen, die im Sport, in Vereinen, in den Städtepartnerschaften den Einheitsgedanken gelebt und ihn mit Leben versehen haben. Die große oder kleine Beiträge geleistet haben im Prozess der Einheit.
Mit viel Begeisterung und in fröhlicher Stimmung verfolgten die Menschen auf dem Marktplatz die Auftritte der fünf stimmgewaltigen Opernsänger, der Gruppe Adoro, die ebenso auf das Fest der Einheit einstimmen sollten wie die Kulturband Karat, die vor 35 Jahren in der damaligen DDR gegründet wurde.
Der Gedanke, dass es die Bürgerinnen und Bürger selber waren und sind, die die Einheit in Freiheit erkämpft und bewahrt haben, solle sich durch den 20. Jahrestag der Deutschen Wiedervereinigung in Bremen ziehen, betonte der Bürgermeister auch in seiner Ansprache bei dem Empfang am Freitag, zu dem der Bürgermeister gemeinsam mit den Unternehmensverbänden ins Rathaus geladen eingeladen hatte. „Auch deshalb feiern wir ein großes Bürgerfest, auch deshalb sind zum Festakt 500 Bürgerinnen und Bürger eingeladen, die auf keiner offiziellen Einladungsliste stehen, die aber wichtig waren für die Deutsche Einheit“, so Böhrnsen.
Der Bürgermeister dankte aber auch all denen, die in vielfältiger Weise mitgeholfen haben und mithelfen, die Einheitsfeier auf die Beine zu stellen. Das gelte nicht zuletzt für die Sponsoren und Partner, sagte der Bürgermeister. Der Dank solle aber auch an die vielen Helferinnen und Helfer in den Behörden, Firmen und Institutionen gehen, die ein solches Fest erst ermöglichten. Böhrnsen:„Viele in der Stadt haben sich anstecken lassen, vom Fieber, etwas Tolles auf die Beine stellen zu wollen, damit Bremen gut da steht, sich als guter Gastgeber präsentiert".
Die Freie Hansestadt Bremen dankt den Unterstützern des Bürgerfestes: