Sonstige

Am Mittwoch, 13. Oktober 2010, 20 Uhr, startet die Film- und Vortragsreihe „Bremer Tagebuch“ ihr Winterprogramm 2010/2011 im Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5, im Zentrum Bremens. Eingeladen ist Arno Gottschalk, Diplom-Ökonom und Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen e.V. Durch seine Beratertätigkeit hat Gottschalk miterlebt, wie zahlreiche Privatanleger durch die Insolvenz von Lehman Brothers Inc. im Jahre 2008 über Nacht einen Totalverlust ihrer Wertpapiere hinnehmen mussten. Gottschalk wird darüber berichten und ist gerne bereit, Fragen zur Finanzkrise und ihren Folgen zu beantworten.

Zahlreiche Bremer Privatanleger haben Zertifikate von Lehman Brothers zwischen 10.000 und 5.0000 Euro gekauft. Einige haben ein Vergleichsangebot angenommen, andere haben kein Vergleichsangebot erhalten und streiten nun vor Gericht um Schadenersatz. Doch Prozesse sind mühsam, denn die Kläger müssen beweisen, dass sie falsch beraten wurden. Bisher haben erst wenige Anleger vor Gericht vollen Schadenersatz erstritten. Aber keines dieser Urteile vor den Landgerichten in Hamburg, Potsdam, Frankfurt/Main oder anderswo ist rechtskräftig bis auf eine Ausnahme (LG Hamburg AZ:309 0 177/09).

Die Finanzkrise hat aber auch zahlreichen Kleinanlegern Verluste beschert, die vor der Krise Zertifikate gekauft haben. Zertifikate waren das Boom-Produkt der Geldinstitute mit jährlichen neuen Absatzrekorden und das Paradebeispiel für undurchsichtige Produkte, die die Anleger in ihrer genauen Funktionsweise nicht verstanden haben.

„Die Institute sollten kundenorientiert über Wertpapiere beraten und nicht ertragsorientiert“, sagt Arno Gottschalk von der Bremer Verbraucherzentrale. „Und die Kunden sollten sich auf ein Beratungsgespräch mit einem Berater genauso vorbereiten wie auf einen Autokauf.“

Privatanleger müssen zu Beginn eines Beratungsgesprächs darüber informiert werden, welche Provision der Vermittler bzw. die Bank beim Verkauf eines Wertpapiers erhält. Ebenso wichtig ist es, dass ein Kleinanleger weiß, ob ihm im Falle der Insolvenz des Emittenten ein Totalverlust droht oder nicht.

Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Fragen zur Sicherheit von Wertpapieren, Pfandbriefen, vermögenswirksamen Leistungen usw. Der Finanzexperte Gottschalk wird diese Fragen klären und über den Boom der Zertifikate referieren, seine Hintergründe erläutern und sich insbesondere mit den Fragen beschäftigen: Wie konnte es passieren, dass Banken und Sparkassen so vielen älteren Menschen Zertifikate verkauft haben? Welche Lehren sind daraus zum Schutz der Verbraucher zu ziehen?

In Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale Bremen e.V., der Wittheit zu Bremen und der Kieserling Stiftung veranstaltet das „Bremer Tagebuch“ erstmals öffentlich einen Vortragsabend über die Finanzkrise und ihre Folgen für Verbraucher

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, insbesondere junge Leute aus den Bremer Schulen, Hochschulen und Universitäten, die sich für Wirtschaft interessieren. Das Programm einschließlich Diskussion dauert ca. 120 Minuten.
Der Eintritt ist frei.