Bremen ist eine offene, menschenfreundliche Stadt. Hier kann das Recht, anders zu sein, gelebt werden .Das ist die Botschaft der Nacht der Jugend im Bremer Rathaus. Seit nunmehr 13 Jahren gibt es sie, um an die Schrecken der Reichspogromnacht im Nazi-Deutschland 1938 zu erinnern. Eine Veranstaltung gegen das Vergessen und für mehr Menschlichkeit. Nicht mit traditionellen Reden und getragener Musik, sondern modern, lebendig, jugendgemäß. „Schwarz trifft weiß“ ist das Motto der diesjährigen Nacht der Jugend am Dienstag, dem 9. November. Es geht um Vorurteile, um andere Kulturen und Lebensweisen. Die Jugendlichen erwartet ein vielfältiges Bühnenprogramm mit Diskussionen, Musik, Theater und Tanzdarbietungen. Schirmherr Bürgermeister Jens Böhrnsen wird die Nacht der Jugend um 18.30 Uhr in der Oberen Rathaushalle eröffnen.
Rund 9000 Schwarzafrikaner leben in Bremen. Etwa die Hälfte von ihnen sei eingebürgert, betont Uli Barde vom Sportgarten Bremen. Schon lange habe man in der Vorbereitungsgruppe zur Nacht der Jugend das Motto „schwarz trifft weiß“ im Sinn gehabt. Nun sei es wegen der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Südafrika an der Zeit gewesen, es umzusetzen. Ken Yeboah aus Ghana, der das Programm mit vorbereitet hat, geht es um Vorurteile gegenüber Schwarzafrikanern. „Ich möchte, dass die Menschen mehr über uns Schwarzafrikaner erfahren, sagt er. Auch für Dimipiri Etebu ist es wichtig, dass sich die jungen Leute unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe besser kennen lernen. Die Nacht der Jugend bietet dafür viel Platz und Möglichkeiten. Mit der African Culture Group, mit einer Hip Hop Dance Performance, mit einer afrikanischen Modenschau, mit der Sängerin Semhar Amedeberhan, mit Dadda Dice und seiner Band, mit einem Südafrika-Quiz und vielem mehr.
Besonderes Anliegen der Nacht der Jugend ist es stets, mit Zeitzeugen des nationalsozialistischen Terrors ins Gespräch zu kommen. In diesem Jahr ist es Otto Polack, der als Jude verfolgt und dessen Verwandte ermordet wurden. Er wird aus seiner leidvollen Geschichte erzählen. Im Rahmen eines Workshops wird der Frage nachgegangen, was die persönliche Biographie heute noch vermitteln kann. Auch die 85jährige Esther Bejarano ist eine Überlebende von Auschwitz. Sie kommt nach Bremen, um hier zu singen und aus ihrem Leben zu erzählen. Es sind politische Lieder, die sie gemeinsam mit ihrer Band und zwei Hip-Hoppern präsentiert.
Die Nacht der Jugend soll für alle Beteiligten ein Ort der Begegnung sein, des zwanglosen Miteinanders. Sie bietet darüber hinaus allen Interessierten ein Forum zur Auseinandersetzung mit der Geschichte und aktuellen politischen Fragen. Ein wichtiges aktuelles Thema bei der diesjährigen Nacht der Jugend wird die Bürgerschaftswahl im Mai 2011 sein. So wird das Projekt „Wählen mit 16 – wir sind keine Idiotes“ vorgestellt. Jugendliche des Grundkurses Politik an der GSO haben sich eine Wette mit dem Werder-Profi Sebastian Prödl ausgedacht. Die Jungen Leute wetten, dass die Erstwähler im Alter von 16-20 Jahren eine höhere prozentuale Wahlbeteiligung erreichen als die 21-35jährigen. „Die Nacht der Jugend hat immer auch demokratisches Handeln thematisiert“, sagt Lehrer Wolfram Stein. „Da bot sich diesmal das Wahlrecht an, das ja nicht unumstritten ist.“
Zum Thema Wahlen wird es zudem eine Talkrunde mit prominenten Gästen aus der Bremer Politik und den jüngsten Abgeordneten der in der Bürgerschaft vertretenen Parteien geben. Zudem wird eine Ausstellung mit Projekten aus ganz Deutschland präsentiert, die anlässlich der Fußball-WM zum Thema Fußball und Kultur erstellt wurde.
Zum weiteren Programm der Nacht der Jugend gehört u.a. auch der Film „Vorsicht Nazi“, ein verstecktes Theater zum Kriegsdienst sowie das Theaterstück: Scheiß Deutsche- Scheiß Ausländer“.
Die Nacht der Jugend wird stets in einem großen Kreis von engagierten jungen Leuten vorbereitet. „Die Brücke zwischen den ganz unterschiedlichen Programmpunkten ist, dass alle Mitmachenden die Ideen der Nacht der Jugend teilen“, so Dr. Helmut Hafner aus der Senatskanzlei. Es geht um Respekt, Menschenfreundlichkeit und Würde.
Foto: Senatspressestelle