Der 1. Bremer Buchhandlungspreis ist am Donnerstag (2. September 2021) im Johann-Jacobs-Haus an die Buchhandlung Otto und Sohn GmbH aus Bremen-Nord verliehen worden. Der mit 3.000 Euro dotierte Bremer Buchhandlungspreis soll künftig jährlich verliehen werden. Passendes Datum für die Feierstunde war der Vorabend zu "Bremen liest!" – jener Langen Nacht der Literatur, die in diesem Jahr zum vierten Mal stattfindet und in diesem Jahr erstmals eine spannende Fusion mit der Büchermeile eingeht.
Die Stadt Bremen verfügt über eine außergewöhnliche Zahl an unabhängigen Buchhandlungen, die ihren Kunden und Kundinnen ein vielfältiges, oftmals erlesenes Programm anbieten. Die teilweise kleinen Sortimente stehen in besonderem Maß für Kulturvermittlung und für die Schaffung von literarischer Teilhabe in den jeweiligen Stadtteilen. 2020 haben die meisten hiesigen Buchhandlungen rasch auf den pandemiebedingten Lockdown reagiert und trotz geschlossener Ladentüren für Sichtbarkeit gesorgt. Darum stand 2021 die erste Ausschreibung für den Bremer Buchhandlungspreis unter dem Leitwort: "Kluge Konzepte für Sichtbarkeit in Lockdown-Zeiten."
Auf der Preisverleihung die am (Donnerstag) Abend im Oberen Saal des Johann-Jacobs-Hauses stattfand, wurde aber nicht nur die siegreiche Buchhandlung Otto und Sohn GmbH prämiert. Zusätzliche Mittel aus dem Programm NEUSTART KULTUR ermöglichten die Verleihung zweier Anerkennungspreise in Höhe von jeweils 500 Euro für die Buchhandlungen Sattler und Balke. Die Preise wurden im Beisein unter anderem von Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz übergeben.
Buchhandlungen sind unverzichtbare Orte der Begegnung. Sie bringen Literatur, Kultur und Wissen in die Breite der Gesellschaft, können Inseln der Ruhe und Inspiration sein, prägen ganze Stadtteile und animieren zum Austausch. Deutschland verfügt über ein weit verzweigtes Buchhandelsnetz, das im internationalen Vergleich seinesgleichen sucht. Im Bundesvergleich liegt Bremen mit seiner Buchhandelsdichte weit oben. Die gut 30 Bremer Buchhandlungen, die teils auf eine lange Tradition zurückblicken können, tragen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Ausrichtungen wesentlich zum kulturellen Leben Bremens bei. Die Buchhändlerinnen und Buchhändler engagieren sich auf diversen Feldern und bringen ihr jeweiliges Portfolio den Leserinnen und Lesern nahe. Seit 2015 wurden hiesige Fachgeschäfte wiederholt auf Bundesebene mit dem Deutschen Buchhandelspreis ausgezeichnet. Die pandemiebedingten Schließungen waren für viele Buchhändlerinnen und Buchhändler ein Tiefschlag, der immense Herausforderungen zur Folge hatte. Zugleich hat die Lage den Branchenangehörigen kreativen Schub gegeben. Das zeigten die Bewerbungen zum 1. Bremer Buchhandlungspreis zum Thema "Kluge Konzepte für die Sichtbarkeit in Lockdown-Zeiten" auf eindrucksvolle Weise.
Kulturstaatsrätin Emigholz fand für das kreative Engagement der Buchhandlung in der Pandemiezeit lobende Worte. "Es ist gerade jetzt wichtig, gemeinsam ein Zeichen zu setzen für den unabhängigen, inhabergeführten Buchhandel, der dafür sorgt, dass Vielfalt in der Buchkultur jenseits von Bestsellerlisten und digitalen Verkaufsplattformen weiterhin lebendig bleibt. Buchhandlungen sind und bleiben eine stabile Brücke zwischen Verlagsprodukten und Leserinnen und Lesern. Durch ein kenntnisreich kuratiertes Sortiment und durch ihre Beratungskompetenz tragen Buchhandlungen wesentlich zur Literatur-, Kultur- und Wissensvermittlung bei. Indem sie mit Verlagen, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen kooperieren, fördern sie Lesekompetenzen und wecken Interesse am Medium Buch. Als Ort der Begegnung und des gesellschaftlichen Austausches sorgen sie zudem nicht nur für den Erhalt des Kulturgutes Buch, sondern sind auch für den Meinungsbildungsprozess in unserer Gesellschaft unverzichtbar. Dass sie diesen Aufgaben trotz pandemiebedingter Schließungen weiterhin nachgegangen sind, bedarf eines besonderen Lobes."
Wie "Kluge Konzepte für die Sichtbarkeit in Lockdown-Zeiten" aussehen können, ist dabei aus allen Bewerbungen um den 1. Bremer Buchhandlungspreis auf imposante Weise hervorgegangen: Die kreativen Konzepte der Bremer Buchhandlungen reichten vom Masken-Fotowettbewerb und witzigen Social-Media-Kampagnen über innovative Spielplatzlesungen und fest buchbare Stöberzeiten bis hin zu persönlichen Buchauslieferungen nach Hause - sei es zu Fuß, mit dem Lastenrad oder per Auto (zu Weihnachten sogar in entsprechender Verkleidung). Plakate mit Schriftzügen wie "Lass die Kohle im Dorff" oder "Gröpelingen bringt’s!", originelle Newsletter, Youtube-Formate sowie Podcasts sorgten für eine nachhaltige Kundenbindung und animierten teilweise erfolgreich zu "Hamsterkäufen" auch im Buchbereich.
"Die durchweg hochkarätigen Bewerbungen zeigen einmal mehr, dass die Bremer Buchhandlungen durch ihre jeweilige Stadtteilarbeit und ihren kulturellen Einsatz ein Pfund darstellen, mit dem Bremen bei seiner Bewerbung um den UNESCO-Titel "City of Literature" im Jahr 2023 wuchern kann", hob Emigholz abschließend hervor.
Weitere Informationen:
Bremen liest – Die lange Nacht der Bremer Buchhandlungen
City of Literature (literaturmagazin-bremen.de)
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