Ergebnisse des IAB-Betriebspanel für das Land vorgestellt
08.10.2021Über 800 Bremer und Bremerhavener Betriebe wurden im dritten Quartal 2020 im Rahmen einer bundesweiten repräsentativen Umfrage zu betriebspolitischen Themen befragt. Die jährliche Umfrage im Auftrag des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), an der deutschlandweit rund 15.500 Betriebe teilnehmen, spiegelt diesmal die Situation in den ersten Monaten nach Ausbruch des Corona-Virus wider. Heute (8. Oktober 2021) werden ausgewählte Ergebnisse des IAB-Betriebspanels auf Einladung von Staatsrat Arbeit, Kai Stührenberg, mit interessierten Personen aus Politik, Fachöffentlichkeit, Wissenschaft und Verwaltung diskutiert.
"Wir stehen nicht nur bei der Bewältigung der Corona-Krise vor enormen Herausforderungen, denn im Zuge der Transformation wird zunehmen klar, dass wir Veränderung als Status Quo verstehen müssen. Mit dem IAB-Betriebspanel steht uns ein Instrument zur Verfügung, mit dem sich Stärken und Schwächen der Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur des Landes Bremen systematisch und repräsentativ herausarbeiten lassen. Diese Informationen sind wichtiger Bestandteil von Politikberatung und insbesondere in diesen Zeiten von unschätzbarem Wert, um die richtigen Schlüsse für die Zukunft Bremen zu ziehen", sagt Staatsrat Stührenberg.
Umsatzeinbrüche und Liquiditätsengpässe: Pandemie trifft Bremer Betriebe schwer
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Corona-Pandemie die Bremer Betriebe schwer getroffen hat: Rund zwei Drittel (68 Prozent) waren negativ von der Krise betroffen. Knapp 40 Prozent der Betriebe gab an, mit starken oder sehr starken negativen Folgen zu kämpfen zu haben. Als Hauptbelastung erwies sich der Nachfragerückgang: Aufgrund der Corona-Pandemie haben sich die Umsätze bei den meisten Betrieben (88 Prozent) deutlich verringert. Insbesondere kleine Betriebe litten zudem unter Liquiditätsproblemen.
Die Mehrheit der Bremer Betriebe ist mit dem Krisenmanagement der Politik dennoch zufrieden oder sogar sehr zufrieden (53 Prozent). Nur wenige sind unzufrieden bzw. sehr unzufrieden (15 Prozent).
Bremer Betriebe reagieren mit veränderten Produkten, Dienstleistungen und neuen Vertriebswegen
Jeder zweite Bremer Betrieb hat mit einem veränderten Produkt- und Dienstleistungsangeboten sowie neuen Betriebswegen auf die Krise reagiert. 29 Prozent der Betriebe haben Serviceleistungen oder Beratungen verstärkt telefonisch angeboten. Etwa jeder zehnte Bremer Betriebe hat seine Produkte und Dienstleistungen erstmals online anboten (9 Prozent), andere haben bestehende Onlineangebote im Zuge der Krise ausgebaut (14 Prozent). Von der Möglichkeit, Produkte zur Abholung bereitzustellen oder liefern zu lassen, machten insbesondere Betriebe des Hotel- und Gaststättengewerbes (41 Prozent) sowie des Einzelhandels (35 Prozent) Gebrauch.
Wirtschaftliche Hilfen und Kurzarbeit sichern Beschäftigung
Die finanziellen Unterstützungsleistungen haben in erheblichem Maße dazu beitragen den Fortbestand der Betriebe zu sichern. Mehr als die Hälfte aller Bremer Betriebe (56 Prozent) und 69 Prozent der Betriebe, die stark oder sehr stark von der Krise betroffen waren, haben finanzielle Unterstützungsleistungen des Bundes und des Landes wie Zuschüsse, Einmalzahlungen, Steuerstundungen oder Kredite in Anspruch genommen. Zudem hat sich abermals erwiesen, dass Kurzarbeit in Krisenfällen einen erheblichen Beitrag zur Beschäftigungssicherung leistet: 38 Prozent der Bremer Betriebe haben Kurzarbeit genutzt.
Staatsrat Stührenberg zeigte sich darüber erfreut, dass die umfangreichen Hilfen in der Corona -Pandemie Wirkung gezeigt haben und ein massiver Personalabbau verhindert werden konnte. Er ergänzt jedoch: "Gleichwohl hat diese Krise verdeutlich, dass insbesondere Solo-Selbstständige, Minijobberinnen und Minijobber und Menschen mit geringem Einkommen durch die Corona-Krise erheblich stärker belastet sind als andere. Hier müssen wir dringend nachsteuern und dafür Sorge tragen, die soziale Absicherung spürbar zu verbessern".
Weiterbildungsbeteiligung drastisch eingebrochen
Die Ergebnisse des IAB-Betriebspanels belegen zudem, dass die Weiterbildungsbeteiligung drastisch eingebrochen ist. Infolge der negativen wirtschaftlichen Auswirkungen sowie der Kontaktbeschränkungen haben sich nur noch 37 Prozent der Betriebe (2019: 58 Prozent) und 23 Prozent der Beschäftigten (2019: 41 Prozent) an betrieblicher Weiterbildung beteiligt.
Staatsrat Stührenberg betont, dass hier Handlungsbedarf auch über die aktuelle Krise hinaus erforderlich sei. "Ohne Zweifel wird uns die digitale und ökologische Transformation Einiges abverlangen, sie bietet aber auch Chancen. Der Schlüssel zur erfolgreichen Bewältigung der Transformation ist Qualifizierung. Daher wird es nun umso mehr darauf ankommen, insbesondere über Qualifizierung gestärkt aus der – hoffentlich abklingenden – Krise herauszukommend." Mit dem Start der Landesagentur für berufliche Weiterbildung (LabeW) haben wir dafür einen wichtigen und zugleich niedrigschwelligen Baustein geschaffen, so Staatsrat Stührenberg weiter.
Im Rahmen des IAB-Betriebspanels werden in Deutschland seit 1993 jährlich vom Umfrageinstitut Kantar Public im Auftrag des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit repräsentative Betriebsbefragungen zu "Beschäftigungstrends" durchgeführt. Das SÖSTRA Institut für Sozialökonomische Strukturanalysen wertet das Betriebspanel des Landes Bremen im Auftrag der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union aus. Der Bericht basiert auf einer repräsentativen Befragung von bundesweit über 16.000 Betrieben darunter über 800 Betriebe aus Bremen und Bremerhaven und ist damit eine wichtige Informationsquelle zur Struktur und Entwicklung von Betrieben und Beschäftigung.
Ansprechpartner für die Medien:
Christoph Sonnenberg, Stellvertretender Pressesprecher bei der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, Tel.: (0421) 361-82909, E-Mail: christoph.sonnenberg@wae.bremen.de