Sexueller Missbrauch – ein aktuelles Thema
Der Arbeitskreis „Gegen sexuelle Gewalt an Kindern“ in Bremerhaven begeht am
Donnerstag, 25. November 2010, um 15.00 Uhr
sein 20jähriges Jubiläum mit einem Festakt
im T.i.m.e. Port II-Gebäude, Barkhausenstraße 2, 27568 Bremerhaven.
Der Festvortrag von Gisela Braun befasst sich mit dem Thema „Sexueller Missbrauch in Institutionen und Präventionsmaßnahmen“.
Das Thema „Sexueller Missbrauch“ gerät seit Anfang der 1980er Jahre in den Fokus der Öffentlichkeit. Sexueller Missbrauch an Kindern wurde enttabuisiert, auch wenn es nach wie vor eine hohe Dunkelziffer gibt. Im Laufe der Zeit sind unterschiedliche Begriffe, wie Missbrauch, Misshandlung oder auch sexuelle Kindesmisshandlung etabliert worden, in Bremerhaven wurde von Anfang an „sexuelle Gewalt“ in den Namen des Arbeitskreises aufgenommen. Die damaligen InitiatorInnen und auch heutigen Mitglieder des Arbeitskreises gehen nach wie vor davon aus, dass Kindern mit sexuellem Missbrauch Gewalt angetan wird.
Für viele Mädchen und Jungen gehört sexuelle Gewalt zum Lebensalltag. Unter sexueller Gewalt an Kindern verstehen wir sexuelle Handlungen eines Erwachsenen oder eines Jugendlichen mit Kindern, wobei die Kinder diese Handlungen nicht wollen und nicht im Stande sind, diese Situation zu kontrollieren. Dabei nutzen die älteren Personen ihre Autorität oder die Abhängigkeit der Kinder und Jugendlichen aus, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Eine weitere Erkenntnis der Auseinandersetzung mit sexueller Gewalt an Kindern in den letzten über 20 Jahren hat gezeigt, dass dieser selten durch Fremde geschieht. Wenn wir oft den Eindruck haben, dass die meisten Fälle von sexueller Gewalt durch Fremde geschehen, so ist das eher die mediale Darstellung. In der Realität zeigt sich jedoch, dass das Risiko für Mädchen und Jungen im Verwandten- und Freundeskreis viel größer ist.
Ein Erwachsener, der ein Kind oder einen Jugendlichen sexuell missbraucht, gefährdet die Lebens- und Entwicklungsgrundlage und schädigt die Seele des Kindes bzw. des/der Jugendlichen.
Dass sexueller Missbrauch in unserer Gesellschaft nach wie vor stattfindet, ist auch Ausdruck eines Machtgefälles zwischen Männern und Frauen, also der herkömmlichen geschlechtsspezifischen Strukturen. Diese gehen direkt in Erziehung und Bildung ein und bewirken, dass dieses Machtgefälle aufrecht erhalten wird. Ein Geschlechter-Verhältnis, das nicht auf Respekt, gegenseitiger Wertschätzung und Gleichberechtigung beruht, trägt entscheidend dazu bei, dass Mädchen und Jungen - und auch Frauen – sexueller Gewalt ausgesetzt sind.
Die gerade in den letzten zwei Jahren aufgedeckten Missbrauchsfälle u. a. in kirchlichen Institutionen haben dazu geführt, sich bewusst und intensiv mit institutionellen Strukturen zu befassen, wenn in diesen Kinder oder Jugendliche von sexueller Gewalt betroffen sind. Dieses haben auch wir zum Anlass genommen, den Festvortrag auf das Thema „Sexueller Missbrauch in Institutionen und Präventionsmaßnahmen“ zu fokussieren. Gisela Braun von der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Landesstelle Nordrhein-Westfalen e. V. (AJS NRW) wird zu diesem Thema aus langjährigen Beratungs- und Öffentlichkeitserfahrung sowie den neuesten Erkenntnissen berichten und Präventionsmaßnahmen mit unkonventionellen Methoden vorstellen.
Eröffnet wird der Festakt durch die Leiterin der ZGF Bremerhaven, Dr. Anne Röhm, die die Geschäftsführung für den Arbeitskreis inne hat; danach folgt das Grußwort des Magistrats der Stadt Bremerhaven durch Frau Stadträtin Brigitte Lückert; Carola Sprenger, Mädchentelefon, Volker Prüser, Jungentelefon, Dr. Anne Röhm, ZGF Bremerhaven, werden einen Rückblick auf den Arbeitskreis „Gegen sexuelle Gewalt an Kindern“ von 1990 bis heute wagen.
Im Anschluss an das Festprogramm erwartet die Gäste ein Empfang mit Kaffee, Kuchen, Sekt und Selters.
Der 25. November ist der Internationale Tag Gegen Gewalt an Frauen, von der UNO 1981 als Gedenktag an die jahrelangen Leiden von drei Frauen in Mittelamerika eingeführt. Der Internationale Tag Gegen Gewalt an Frauen wird inzwischen weltweit und von der Bundesrepublik in jedem Jahr als Aktionstag genutzt, um auf Gewalt an Frauen und Mädchen, häusliche Beziehungsgewalt, sexuelle Gewalt an Kindern hinzuweisen und die Öffentlichkeit mit diesen Themen zu konfrontieren.