"Wir wollen die Menschen würdigen, die Bremen reicher und vielfältiger gemacht haben" / Rund 100 Veranstaltungen
01.11.2021Mit einer feierlichen Veranstaltung zum 60. Jubiläum des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und der Türkei am 30. Oktober 1961 wird am heutigen Montagabend, 1. November 2021, um 19 Uhr die siebte Bremer und Bremerhavener Integrationswoche eröffnet. Über 100 Veranstaltungen – vom Impro-Theater bis zur Podiums-Diskussion, von der Ausstellung von Fotografien bis zum Festival für Grenzüberschreitende Literatur – sollen bis Samstag, den 6. November 2021, dazu beitragen, dass Bremerinnen und Bremer aus unterschiedlichen Kultur- und Lebensbereichen Gelegenheit zur Begegnung und zum Austausch finden. Angelehnt an ein Zitat des Schweizer Schriftstellers Max Frisch steht die Integrationswoche unter dem Motto: "Es wurden Arbeiterinnen und Arbeiter gerufen, doch es kamen Menschen".
Bis 1960 hat die Zahl der ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Bremen mit rund 2.300 unter einem Prozent der Beschäftigten gelegen. "Heute hat ein gutes Drittel der Bevölkerung im Land Bremen und 28 Prozent der Beschäftigten eine Zuwanderungsgeschichte", sagte der kommissarische Migrations- und Integrationsbeauftragte Rainer Schmidt in Vertretung für Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport. Dazwischen lägen Anwerbeabkommen mit der Türkei (1961), dem ehemaligen Jugoslawien (1968), Spanien und Griechenland (1960) und Portugal (1964). Mit Italien hatte es ein Abkommen schon 1955 gegeben.
"Mit der Integrationswoche feiern wir die Vielfalt des Landes Bremen", sagte Rainer Schmidt. "Ganz gleich, ob man über Bilder, Sprache, Theater oder das persönliche Gespräch einen Zugang findet – das Programm bietet einen bunten Strauß an Themen und Veranstaltungsformen." So schaffe die Integrationswoche Gelegenheit für Begegnungen, die sich im Alltag vielleicht nie ergeben.
Unter anderem erzählen Menschen, die unter der damaligen Bezeichnung "Gastarbeiter" nach Bremen gekommen sind, aus ihrem Leben in der alten und in der neuen Heimat. "Wir wollen die Lebensleistungen der Menschen würdigen, die vor Jahrzehnten ins Land gekommen und nun ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens sind", sagte Rainer Schmidt weiter.
Dabei solle nicht darüber hinweggesehen werden, dass Zuwanderung in Bremen sich oftmals auch in schwierigeren Lebensbedingungen widerspiegelt. So arbeiten 18 Prozent aller Beschäftigten mit Zuwanderungsgeschichte auf einem befristeten Arbeitsplatz, aber nur zehn Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Leiharbeit (zehn versus vier Prozent) und Nachtarbeit (20 versus elf Prozent). Die Verdienstunterschiede liegen bundesweit bei 30 Prozent (in Bremen: 460 Euro), und bei einem Bevölkerungsanteil von 36,5 Prozent machen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte 58,5 Prozent der registrierten Arbeitslosen aus. "Darin zeigt sich, dass die Zugänge zu Bildung und zum Arbeitsmarkt noch immer verbesserungsbedürftig sind", sagte Rainer Schmidt. Allerdings zeige sich auch, "dass sich in der zweiten Generation die Unterschiede verringern".
Wie schwer die ersten Jahre in Deutschland oft waren, wird bei der Eröffnungsveranstaltung unter anderem die in der Türkei geborene Zeynep Sümer schildern, die in den 1970er Jahren ohne ihre Familie nach Deutschland kam und trotz ihrer akademischen Ausbildung zunächst in einer Fabrik gearbeitet hat. Dabei habe sie nicht einmal ein höheres Einkommen als in der Türkei erzielt. Dennoch sei sie getragen worden von der Hoffnung auf ein besseres Leben für die ganze Familie in der Bundesrepublik Deutschland.
Die Eröffnungsveranstaltung wird live übertragen unter www.unitylivestream.com/Livestream/ul-wt-40
Das Programm der Integrationswoche ist online abrufbar unter www.welcometobremen.de/iw
Bitte beachten Sie, dass für einige Veranstaltungen Anmeldungen erforderlich sind.
Ansprechpartner für die Medien:
Dr. Bernd Schneider, Pressesprecher bei der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport, Tel.: (0421) 361-4152, E-Mail: bernd.schneider@soziales.bremen.de