Unter den rund 300 Stiftungen im Lande Bremen ist sie die zweitälteste: Die Senator Heinrich Köpken Stiftung mit der Gründung der „Stiftung Gottesbuden“ im Jahre 1566 feiert in diesem Jahr ihr 444jähriges Jubiläum. Geringfügig älter ist nur die Stiftung Haus Seefahrt, die seit 1545 besteht. Bürgermeister Jens Böhrnsen gibt aus Anlass dieses besonderen Jubiläums am Montag, dem 29. November um 16.00 Uhr einen Senatsempfang im Bremer Rathaus. Die Köpken-Stiftung hat von Beginn an Frauen aus armen Verhältnissen unterstützt. Ihnen wurden an verschiedenen Standorten günstige Wohnmöglichkeiten angeboten. Heute sind es überwiegend Studentinnen der Hochschule für Künste, die im Köpken-Stift, dem schönen, denkmalgeschützten Gebäude in der Köpkenstraße günstig wohnen können.
Im Rahmen der Veranstaltung wird Prof. Dr. Konrad Elmshäuser, Leiter des Staatsarchivs, in seinem Festvortrag „Vom Hospiz des hl. Ansgar zu den bürgerlichen Gottesbuden - 1150 Jahre institutionelle Sozialfürsorge in Bremen“ insbesondere die Verhältnisse zum Gründungszeitpunkt der Stiftung beleuchten. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung durch Studentinnen der Hochschule für Künste, die im Köpken-Stift wohnen.
Zur Geschichte der Stiftung
Die Stiftung Gottesbuden (Senator Heinrich Köpken Stiftung) führt das Köpkenstift in der nach dem Gründer benannten Köpkenstraße im „Viertel“. Die Stiftung beruht auf dem am 2. März 1564 errichteten Testament des Bremer Bürgers Johann Using, mit dem er drei Buden an der Holzpforte (Schnoor) für zwölf arme Leute vermachte „so lange de sunne dat Erdrieke beschinen werth“. Dessen Witwe gab 1566 die Gottesbuden für den testamentarischen Zweck her. Als Gottesbuden bezeichnete man kleine Häuser, die in der Regel als Anbauten an Kirchen oder kirchlichen Gebäuden, Herbergen und Hospitälern für die unentgeltliche Unterbringung armer Leute errichtet worden waren. Die Stiftung Gottesbuden erhielt als Zusatz den Namen des zweiten Ehemanns der Witwe des Stifters.
Seit 1568 wurden dort nur alte verarmte Frauen aufgenommen, die guten Rufs, reformierter Religion und bei Gesundheit sein sollten, um den Mitbewohnerinnen nicht zur Last zu fallen. Neben der kostenlosen Unterbringung erhielten sie Kohlen und in späteren Jahren stattdessen Torf, eine wöchentliche Leibrente für den Lebensunterhalt sowie Sonderzahlungen zur Fastnacht, zu Ostern, Pfingsten, Weihnachten und zum Freimarkt. Die Stiftung konnte nicht nur aus dem Barkapital getragen werden, das aus dem Testament eingebracht worden war, sondern erhielt von wohlhabenden Bürgern Spenden und Erbanteile, die ihr in Testamenten vermacht worden waren. So konnten nicht nur die Lebensverhältnisse der Bewohnerinnen fortlaufend verbessert, sondern auch ein beachtliches Stiftungskapital angesammelt werden. Die Stiftung legte ihr Kapital gewinnbringend an, indem sie hypothekenähnliche Darlehen für gewöhnlich vier Jahre Laufzeit an Bremer Bürger für gute Zinssätze vergab.
Den Vorstand bildeten jeweils drei achtbare Bremer Bürger, bis weit in das 19. Jahrhundert hinein überwiegend Senatoren und Bürgermeister. Einigen Namen begegnet man heute noch in der Bezeichnung von Straßen und Parks in Bremen, so zum Beispiel Bürgermeister Daniel von Büren, Senator Heineken, Senator Dr. Albert Post und Senator Iken. Die Vorstandsmitglieder erhielten zur jährlichen Rechnungslegung als Vergütung für ihre Tätigkeit „Ehrenwein“ in wohl nicht geringer Menge - eine Sitte, die heute nicht mehr besteht.
1830 wurde die Stiftung in das Bremer Stiftungsverzeichnis eingetragen. 1836 entschieden die Verwalter, die der Stiftung gehörenden drei Gottesbuden wegen ihrer niedrigen Lage und des jährlich zunehmenden Hochwassers der Weser zu veräußern und an sicherer Stelle aus eigenen Mitteln ein neues Haus für elf Bewohnerinnen zu errichten. Im Jahr 1838 wurde hierfür ein Grundstück auf dem Paulsberg gekauft, der bis dahin nur aus Acker- und Gemüseland bestand. Die neu angelegte Straße erhielt nach der Stiftung den Namen Köpkenstraße. Die angrenzende Poststraße bekam ihre Bezeichnung nach dem Vorstandsmitglied Senator Dr. Albert Post.
Die Bewohnerinnen hatten bis zum Ende des Ersten Weltkrieges freie Unterkunft und bekamen zusätzlich finanzielle Unterstützung. Da die Stiftung Kapitalanteile in Kriegsanleihen angelegt hatte, ging dieses Vermögen mit dem Kriegsende unter. Während der anschließenden Inflation wurden auch die restlichen Vermögensanteile, die durch Schenkungen wieder aufgestockt worden waren, wertlos. Im Zuge der wirtschaftlichen Krise 1923/24 mussten die Vergünstigungen gestrichen und seitdem von den Bewohnerinnen ein geringer Beitrag zu den Kosten gefordert werden.
In der NS-Zeit wurde die Stiftung in das Amt für Volkswohlfahrt eingegliedert und damit unselbstständig. Mit Kriegsende wurde diese Eingliederung aufgehoben.
Nachdem es immer schwieriger geworden war, die Wohnungen zu belegen, wurde das Haus 1980/81 auch unter Förderung durch öffentliche Mittel mit jetzt neun Kleinwohnungen zeitgemäßen Wohnbedürfnissen angepasst. Trotzdem ließ die Nachfrage durch ältere Frauen als Folge höherer Sozialleistungen nach. Daher wurde der Stiftungszweck nach mehr als 400 Jahren geändert in „Unterhaltung eines Hauses, das in Ausbildung befindlichen Frauen mit geringem Einkommen Wohnung gewährt“. Seither ist das Haus voll belegt, und zwar überwiegend durch Musikstudentinnen, die weit unter marktüblichen Sätzen eine Wohnung haben.
Foto: Köpken Stiftung