Der Bremer Bundesverdienstkreuzträger Mustafa Karabacak (geboren am 2. Mai 1937 in Sögüt/türkische Provinz Bilecik) ist am ersten Weihnachtsfeiertag (25. Dezember 2021) überraschend in Bremen verstorben. Karabacak hat sich mit seinem besonderen persönlichen Engagement um die Integration und Verständigung türkischer Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie das Gemeinwohl in der Freien Hansestadt Bremen verdient gemacht.
Karabacak kam 1965 in das "Wirtschaftswunderland" Deutschland. Als einer von 66 Gastarbeitern nahm er seine Arbeit in dem Stahlwerk Klöckner Hütte Bremen auf. Eingesetzt wurde er dort in der Haspelgrube – eine schwere Arbeit an heißen Coils, die gebunden und beschriftet werden mussten. Binnen eines Jahres arbeitete er sich zum Vorarbeiter auf. Als im Jahr 1972 das Betriebsverfassungsgesetz grundlegend novelliert wurde, konnten erstmals ausländische Staatsbürger in den Betriebsrat gewählt werden. Mustafa Karabacak nutzte diese Gelegenheit und wurde fortan Sprecher für knapp 1.000 türkische Arbeitnehmer. Im Land Bremen war die Klöckner Hütte einer der ersten Großbetriebe, in dem ein türkischer Betriebsrat für seine Landsleute sprach.
Als Betriebsrat war Karabacak nicht nur für arbeitsbedingte Probleme Ansprechpartner, sondern kümmerte sich ebenso um die privaten Belange wie Kontakte mit den Ausländerbehörden etwa bei Fragen der Visaerlaubnis, zum Familiennachzug und zur Wohnungssuche. Die Integration seiner Landsleute war ihm stets ein sehr wichtiges Anliegen. Tendenzen sich von den deutschen Kolleginnen und Kollegen abzusondern trat er stets entgegen. So hielt er etwa bei Betriebsratswahlen Listen mit ausschließlich türkischen Kandidaten für schädlich. Gesonderte Betriebsversammlungen nur für die türkischen Arbeitnehmer lehnte er ab.
Neben der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten war Karabacak die Wahrung der Kultur und der Religion stets sehr wichtig. So trat er für die Einrichtung eines Gebetsraums im Klöckner-Wohnheim ein. Nach einer Pilgerreise nach Mekka im Jahr 1981 wurde Mustafa Karabacak als Hadschi in den Vorstand der neu gegründeten Gemeinde der Mevlana-Moschee in Bremen-Gröpelingen berufen. Dieses Amt übte er bis zum Jahr 2009 aus.
Bereits seit den 80er Jahren organisierte Karabacak gemeinsame Veranstaltungen mit evangelischen Gemeinden und förderte so den interreligiösen Dialog in Bremen. Am evangelischen Kirchentag im Jahr 2009 in Bremen nahm die Mevlana-Moschee als einzige Moschee teil. Ebenso geht auf diese Initiativen zurück, dass der Bremer Bürgermeister während des Ramadan-Monats jedes Jahr zu einem Empfang ins Rathaus einlädt.
Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte zum Tod von Mustafa Karabacak: "Mustafa Karabacak war ein Kämpfer der ersten Stunde für die Interessen aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Seinem unermüdlichen Einsatz im Betrieb wie im Privaten ist es zu verdanken, dass viele türkische Familien in Bremen leichter Fuß fassen konnten. Er galt zu Recht als Brückenbauer zwischen den Kulturen. Und es ist unter anderem seiner Arbeit zu verdanken, dass wir Bremer die türkische Kultur näher kennenlernen konnten. Seine Anstrengungen bleiben unvergessen. Mein tiefes Mitgefühl geht an die Familie und die Freunde Mustafa Karbacaks."
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