Man hat es in Bremen vielleicht nicht unmittelbar bemerkt, aber für einen Tag im September 2021 war Natalie Eisenbrandt Senatorin in Bremen, oder genauer: deren Assistentin. Im Gegenzug hat Sozialsenatorin Anja Stahmann jetzt in der Teehalle bei der Werkstatt Bremen in der Neustadt beim Verpacken von schwarzem Tee mitgeholfen. "S(ch)ichtwechsel" heißt das Projekt der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen. Die Idee: Menschen mit und ohne Behinderungen tauschen für einen Tag ihren Arbeitsplatz, lernen die Arbeitswelt des jeweils anderen kennen und leben auf diese Weise ein kleines Stück Inklusion.
Natalie Eisenbrandt hatte sich Senatorin Stahmann als Tauschpartnerin gewünscht. Im September hat sie deren Alltag im Ressort und bei einer Sitzung in der Bremischen Bürgerschaft begleitet. "Ich hätte nicht gedacht, das man als Senatorin so viele Termine hat", sagt sie im Anschluss. "Sie weiß ja nie, wann sie Feierabend hat."
Senatorin Stahmann ist bei ihrem Gegenbesuch vor allem das freundliche Miteinander unter den Beschäftigten aufgefallen, die über 100 Teesorten grammgenau abwiegen und für Bremer Unternehmen verpacken. "Werkstätten für behinderte Menschen sind und bleiben ein wichtiger Bestandteil des Systems der beruflichen Teilhabe in Deutschland", sagte die Senatorin. "Aber nur wenige Menschen haben eine Vorstellung von den Leistungen, die in den Werkstätten erbracht werden." Sie empfehle daher jedem, so die Senatorin, die Gelegenheit zum S(ch)ichtwechsel einmal wahrzunehmen. "Man lernt Menschen mit Behinderungen auf ganz neue Art und Weise kennen", sagte sie. "Das erweitert den Horizont und hebt die Wertschätzung für die Werkstätten."
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