Dieses Jahr findet der Equal Pay Day am 7. März, also einen Tag vor dem Weltfrauentag, statt. Beide Tage sind Protesttage, um die Gleichstellung von Frauen einzufordern. "Deutschland ist noch weit von der Geschlechtergerechtigkeit entfernt: Die Situation bezüglich Gewalt gegen Frauen, Sexismus im Netz oder Antifeminismus hat sich in den vergangenen Jahren sogar verschärft. Zudem müssen Frauen auf dem Arbeitsmarkt weiterhin für ihre Gleichstellung kämpfen", sagt Bettina Wilhelm, Landesfrauenbeauftragte von Bremen. Frauen bekommen für ihre Arbeit deutlich weniger Geld als Männer. Die Lohnlücke ist in den zurückliegenden zehn Jahren nur leicht geschrumpft und in den vergangenen zwei Jahren sogar stagniert. Im Land Bremen ist sie mit 22 Prozent im Bundesvergleich besonders groß. Im Bundesschnitt beträgt die Entgeltlücke 18 Prozent.
Die Gründe warum Frauen weniger verdienen als Männer sind vielfältig, ein wichtiger Faktor dabei ist die häufige Beschäftigungen von Frauen in Teilzeit. "Es sind immer noch die Frauen, die den Großteil der unentgeltlichen Sorgearbeit wie Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen übernehmen und dafür ihre Arbeitszeit reduzieren. Durchschnittlich leisten Frauen täglich 1,5 Stunden mehr Sorgearbeit als Männer. Diese Zeit fehlt ihnen in ihrem gesamten Erwerbsverlauf", erklärt Bettina Wilhelm.
Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung verstärkt und verfestigt. Jede fünfte Frau in Deutschland hat ihre Arbeitszeit reduziert, um Homeschooling, Betreuung und Job zu vereinbaren. Im Land Bremen arbeiten seit dem Jahr 2019 insgesamt mehr Frauen in Teilzeit als in Vollzeit.
Dreimal so häufig wie Männer sind Frauen in unserem Bundesland in Mini-Jobs tätig. Sie haben keinen Anspruch auf Sozialleistungen, Kurzarbeiter-, Kranken- oder Arbeitslosengeld. "Minijobs sind eine Armutsfalle. Ehegattensplitting und die beitragsfreie Mitversicherung für Eheleute in der gesetzlichen Krankenversicherung tragen dazu bei, dass für verheiratete Frauen ein Mini-Job oft lukrativer erscheint als eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Dabei gewährleisten sie jedoch keine eigenständige Existenzsicherung und führen viele Frauen geradewegs in die Altersarmut", sagt die Landesfrauenbeauftragte: "Wir lehnen die von der Bundesregierung geplante Anhebung der Verdienstgrenzen für Mini- und Midi-Jobs deshalb ab. Sie setzt die falschen Anreize."
"Die Politik muss vielmehr nachhaltig wirksame Gesetze und Maßnahmen implementieren, um das Grundrecht auf gleiches Entgelt für Frauen durchzusetzen", fordert Wilhelm und fährt fort: "Es ist daher gut, dass sich das Land Bremen Anfang des Jahres auf den Weg gemacht hat und eine ressortübergreifende Strategie gegen die Entgelt-Ungleichheit für unser Bundesland entwickelt." Federführend ist die Senatorin für Wirtschaft, die in den Prozess weitere Partner*innen aus Verwaltung, Verbänden und Unternehmen einbindet. Darunter auch die Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten (ZGF).
Wichtig sei aber auch, gesellschaftliche Normen und Geschlechterstereotype frühzeitig aufzubrechen, um jungen Frauen und Männern die Folgen ihrer (frühen) Entscheidungen bewusst zu machen. Dies solle bereits in der Schule geschehen und in eine gleichstellungsorientierte Berufsorientierung und –Beratung münden. Das bei der ZGF angesiedelte Projekt "Be oK-Berufsorientierung und Lebensplanung ohne Klischees", das derzeit in Schulen umgesetzt wird, bietet dafür wichtige Ansätze.
Um der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen entgegenzuwirken, sind aus Sicht der ZGF für das Land Bremen folgende Maßnahmen notwendig:
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