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Der Senator für Kultur

Gedenk-Konzert zum Abschluss der Grabungsarbeiten auf der Reitbrake

17.10.2022

Mit einem besonderen Konzert an einem besonderen Ort wurde an diesem Wochenende (16. Oktober 2022) der Toten gedacht, die vor rund achtzig Jahren auf dem ehemaligen Soldatenfriedhof an der Reitbrake in Oslebshausen begraben worden sind.

Anlass für dieses Gedenkkonzert war und ist der bevorstehende Abschluss der Grabungsarbeiten auf dem Areal des ehemaligen Friedhofs für sowjetische Kriegsgefangene. Der Wunsch nach diesem Gedenkkonzert als einen würdigen Abschluss dieser physischen und psychisch schweren Ausgrabungen kam aus dem Team der Landesarchäologie. Denn dieser Einsatz war auch für die erfahrenen Archäologinnen und Archäologen alles andere als alltäglich.

Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz, Landesarchäologin Prof. Dr. Uta Halle und Matthias Sobotta vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge begrüßten am Sonntagnachmittag die Gäste der Abschlussveranstaltung. Mit zugegen war auch die Staatsrätin für Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Gabriele Nießen. Eingeladen waren darüber hinaus die generalkonsularischen Vertretungen der Ukraine und Russlands. Für die ukrainische Seite war eine Teilnahme aus terminlichen Gründen leider nicht möglich. Für das russische Generalkonsulat in Hamburg nahm Vizekonsul Sergej Loginov teil.

An ihn gerichtet und vor dem Hintergrund des Anlasses zu dieser Feierstunde appellierte Staatsrätin Emigholz mit eindringlichen Worten: "Die Waffen im Russland-Ukraine-Konflikt müssen endlich schweigen. Krieg ist kein Mittel völkerrechtlicher Auseinandersetzung. Keiner hat das Recht über das Leben anderer Menschen zu entscheiden, sie zu foltern, sie zu quälen, Menschenrechte mit Füssen zu treten – wir nicht und niemand anderer auf der Welt!" Der Frieden, so Carmen Emigholz, müsse vor dem Krieg stehen; das Gemeinsame, die Diskussion und Erörterung müsse vor der Auseinandersetzung stehen. Man müsse gewaltfrei miteinander an Lösungen arbeiten und nicht den Konflikt suchen.

Weiter sagte die Staatsrätin, dass Deutschland in der Zeit der Nationalsozialisten große Schuld auf sich geladen habe. Die Auswirkungen sähe man an dieser Grabungsstätte leider noch überdeutlich. Aber man habe und werde sich auch weiterhin dieser Verantwortung stellen und eine angemessen Form des Gedenkens an diesem Ort finden. Zu diesem Zweck würde ein Runder Tisch ins Leben gerufen, um eine breite Beteiligung zu ermöglichen.

Die Camerata Instrumentale und die Sopranistin Julia Bachmann beim Vortrag des Liedes Kraniche. Foto: Pressereferat Senator für Kultur
Die Camerata Instrumentale und die Sopranistin Julia Bachmann beim Vortrag des Liedes „Kraniche“. Foto: Pressereferat Senator für Kultur

Den musikalischen Part übernahm das Sinfonieorchester "Camerata Instrumentale", das der Musikschule in Bremen‐Nord angehört und aus rund 70 engagierten Laienmusizierenden besteht. Das Orchester spielte unter der Leitung von Dirigent Jörg Assmann zwei für diesen Anlass und vor dem historischen Hintergrund sowie des aktuellen Krieges in der Ukraine ausgewählte Musikstücke. Hierbei handelte es sich zuerst um eine Sinfonie von Reinhold Glière (1874‐1956), der selbst eine ukrainisch‐russische Biografie in Zarenreich, der Oktoberrevolution und Sowjetunion aufweist. Als zweites Stück wurde zusammen mit der bekannten Bremer Sopranistin Julia Bachmann das Lied "Kraniche" von Yan Frenckel (1920‐1989), einem sowjetischen Komponisten, der in Kiew geboren wurde und in Riga starb, auf eindrucksvolle Weise vorgetragen.

Anschließend konnten sich die Besucherinnen und Besucher des Konzerts noch anhand einer Plakat-Ausstellung inhaltlich über das Thema rund um den ehemaligen Kriegsgefangenenfriedhof informieren.

Gut 16 Monate wurde auf dem Gelände an der Reitbrake gegraben. Dabei wurden nach Angaben der Landesarchäologin in dieser Zeit 65 vollständige Skelette und 203 Erkennungsmarken gefunden, mit denen rund 150 Tote identifiziert werden konnten. Die bisherigen Ergebnisse, so Prof. Halle, zeigten in aller Deutlichkeit den Umgang mit den verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern während der Bestattungszeit zwischen November 1941 und April 1945 und der anschließenden Exhumierung im Jahr 1948. Prof. Halle dankte allen Beteiligten und Unterstützern – insbesondere bremenports - für ihren Beitrag, diese wichtigen Grabungsarbeiten an diesem besonderen Ort möglich gemacht zu haben.

Die Grabungen gehen noch im Oktober zu Ende. Aktuell wird die Bergung des letzten Gruppengrabes abgeschlossen und nach dem Abbau des Zeltes werden die dort befindlichen letzten drei Einzelgräber untersucht. Die geborgenen Überreste werden zur forensischen und anthropologischen Untersuchung in die Landesarchäologie verbracht.

Die Kulturdeputation wird sich in ihrer Sitzung Ende November auf Grundlage eines ersten vorläufigen Abschlussberichts der Landesarchäologin mit diesem Thema beschäftigen.

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