Opfergedenken in Zeiten des Krieges: Der Bevollmächtigte des Senats, Staatsrat Dr. Olaf Joachim, hat am heutigen Samstag (12. November 2022) am Vortag des Volkstrauertages im Rahmen der zentralen Gedenkveranstaltung im Land Bremen in der Oberen Halle des Rathauses gesprochen. Während der zentralen Gedenkveranstaltung in Bremen auf Initiative des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge betonte Joachim, dass der völkerrechtswidrige Angriffskrieg und Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar dieses Jahres "die Gewissheiten und die Zuversicht in ein Europa des friedlichen Zusammenlebens der Völker und Nationen zutiefst erschüttert" habe.
Die Folgen des Krieges bestimmen die Tagespolitik und den Alltag. Vertriebene und Verfolgte, Flüchtende voller Angst und schrecklicher Erinnerungen finden auch in Bremen in großer Zahl Schutz. Und auch das Leben vieler Bremerinnen und Bremer wird durch die Folgen des Krieges schwieriger.
Gerade für jene, die die Folgen des Zweiten Weltkrieges noch selbst erlebt haben, sei das alles unerträglich. Und es werfe grundlegende Fragen auf: "So richtig und selbstverständlich es ist, dass ein demokratischer, legitimer Staat, ein Volk sich gegen den völkerrechtswidrigen Angriff wehrt, seine Integrität bewahrt und dabei auch die notwendige Unterstützung erhält, so steht die Frage wie Friedenspolitik in dieser Zeit überhaupt noch denkbar ist im Raum. Wo und wann kann Diplomatie ansetzen und versuchen, das Wort und den Dialog wieder anstelle der Waffen treten zu lassen? Und so die Grundlage dafür schaffen, dass die Menschen wieder in Frieden leben können. Wir müssen gemeinsam nach Antworten suchen"
Der Volkstrauertag wendet sich in seinem Ursprung den Opfern und Hinterbliebenen des Zweiten Weltkrieges zu. Joachim: "Wir können versuchen, die Zahl der Opfer zu benennen – aber keine Zahl vermag es, das erlittene Leid dieser Menschen auch nur im Ansatz zu erfassen. Zumal das unendliche Leid jedes einzelnen Opfers noch einmal vervielfacht wird durch das der Hinterbliebenen und Angehörigen."
Ort der Auseinandersetzung mit der bremischen Kriegsgeschichte war in den letzten Monaten der ehemalige "Russenfriedhof" an der Reitbrake. Unter der Leitung der Bremer Landesarchäologin Prof. Uta Halle wurde durch umfangreiche Grabungen dabei deutlich, dass die Auflösung dieses Friedhofs 1948 nicht vollständig erfolgte und nicht alle dort Begrabenen auf das Ehrenfeld des Osterholzer Friedhofs umgebettet worden waren: Neben 212 Erkennungsmarken, die dabei helfen können, Opfer heute noch zu identifizieren, und tausenden von Knochen wurden auch 66 komplette Skelette geborgen. Joachim: "Es gilt, den namenlosen Opfern soweit dies möglich ist, ihre Identität, ein Stück Ihrer Würde zurückzugeben. Auch für die Wiederbestattung im Rahmen einer würdevollen Zeremonie an geeignetem Ort im Einvernehmen mit Hinterbliebenen und Staatsvertretern ist Ziel des Senats. Der zentrale Ehrenfriedhof in Osterholz, wohin auch schon die – wie wir heute wissen – unvollständige Umbettung erfolgte, ist dafür sicher prädestiniert.“
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Christian Dohle, Pressesprecher des Senats, Tel.: (0421) 361- 2396, christian.dohle@sk.bremen.de