Rund 400 Menschen werden notdürftig in Messehalle 4 untergebracht
15.12.2022Wegen Frostschäden an Teilen der Wasserleitungen und vermehrten Heizungsausfällen ist am heutigen Vormittag (Donnerstag, 15. Dezember 2022) die Zeltstadt in der Überseestadt zu großen Teilen geräumt worden. Nur eines von vier Großzelten kann derzeit noch verlässlich beheizt werden. Bis zu 400 Personen sind mit Bussen in die Messehalle 4 auf der Bürgerweide gefahren worden und werden dort vorübergehend untergebracht, Platz ist dort für rund 630 Menschen. Etwa 150 haben das Angebot abgelehnt und wollen in den Zelten bleiben. Die Wasserversorgung ist dort inzwischen wiederhergestellt. Das DRK, das auch die Zeltunterkunft betreibt, hatte Halle 4 im Auftrag der Sozialbehörde bereits am vergangenen Wochenende mit 40 Ehrenamtlichen vorsorglich als Notunterkunft hergerichtet, in erster Linie für unvorhersehbar hohe Zugänge über den bevorstehenden Jahreswechsel.
Insgesamt haben in den Großzelten zuletzt rund 700 Personen gelebt. Familien mit Kindern – rund 45 Personen – sind gestern planmäßig umgezogen in eine feste Notunterkunft in einem ehemaligen Büromarkt in der Neustadt. Der bietet Platz für insgesamt rund 300 Menschen. Messehalle 4 steht zur Unterbringung bis Mitte Januar zur Verfügung. Die Halle ist mit doppelstöckigen Feldbetten ausgestattet. Eigene Zimmer oder Kabinen konnten in der Kürze der Zeit und für die kurze Nutzungsdauer nicht aufgestellt werden, es gibt aber Abtrennungen zwischen den Bereichen für Familien und allein angekommene Männer. "Die Menschen haben es in der Messehalle warm und werden dort gut versorgt", sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport. "Privatsphäre gibt es unter diesen Bedingungen aber bedauerlicherweise überhaupt nicht mehr."
"Die Unterbringungssituation in den Zelten hat sich mit diesen Temperaturen deutlich zugespitzt", sagte die Senatorin weiter. "Für viele Menschen ist das kaum auszuhalten." Sie sei der Messe daher dankbar, dass sie Halle 4 kurzfristig zur Verfügung gestellt habe. Angesichts der höchsten Zuwanderung seit 2015 sagte sie aber auch: "Trotz eines sehr engagierten Ausbaus im Unterbringungssystem gehen uns die Alternativen allmählich aus."
So sollten die Großzelte in der Überstadt zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich nicht mehr bewohnt sein und nur noch als Notreserve vorgehalten werden. Der Umzug in die deutlich besser wärmegedämmten Leichtbauhallen – ebenfalls in der Überseestadt – hat sich allerdings verzögert. Die erste von drei Hallen mit 400 Betten kann erst in der kommenden Woche bezogen werden, die beiden anderen nach jetzigem Planungsstand Mitte und Ende Januar. Hintergrund sind Bauverzögerungen durch Lieferschwierigkeiten für einzelne Bauteile.
Derzeit kommen im Monatsdurchschnitt rund 1.200 Menschen im Aufnahmesystem Bremens neu an, im gesamten Jahr 2022 waren es bis Ende November 12.538. Nach Verteilung auf Grundlage des Königsteiner Schlüssels leben von diesen Menschen noch etwa 4.200 in den Gemeinschaftsunterkünften des Landes und der Stadt Bremen.
Den Großteil der 12.538 Zugänge ins Unterbringungssystem im Jahr 2022 bilden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine mit 5.302 Personen, darunter auch in der Ukraine lebende Ausländer. Die zweitgrößte Gruppe bilden Asylbegehrende aus Syrien und Afghanistan mit insgesamt 2.693 Personen. Die nächst stärkste Gruppe sind die 1.664 illegal eingereisten Ausländer ("Duldungssuchende") aus den Westbalkanstaaten. Asylrechtlich gelten diese als sichere Herkunftsländer. Diese Personen stellen folglich keinen Antrag auf Asyl, sondern streben eine Duldung aus dringenden humanitären Gründen an.
Alle Formen der Unterbringung zusammengenommen – Erstaufnahme und Notunterkünfte des Landes, städtische Übergangswohnheime und städtisch angemieteter Wohnraum – hält Bremen derzeit Kapazitäten für 8.900 Flüchtlinge und Duldungssuchende vor. Davon sind rund 1.140 Plätze in neun Übergangswohnheimen allein seit Mitte des Jahres 2022 entstanden – zusätzlich zu den vorübergehenden Notmaßnahmen in den Messehallen und den Großzelten. Diese Kapazitäten sind weitgehend ausgelastet.
Seit Jahresbeginn hat Bremens Wohnraumvermittlung allein aus Flüchtlingsunterkünften rund 1.600 Menschen in selbst angemietete Wohnungen vermittelt.
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