Sozialsenatorin Anja Stahmann berichtet über die Betreuungssituation und ihre Schwerpunkte
16.08.2011Für fast 20.000 Kinder in der Stadt Bremen hat in diesen Tagen das neue Kindergartenjahr angefangen – Betreuung und frühe Förderung vom Krabbelalter bis zum Hort nach dem Schulunterricht. Bremens Kindergärten bieten rund 14.000 Plätze, zumeist für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Rund 72 Prozent dieser Plätze (10.085) werden mit sechs und mehr Stunden Betreuung angeboten, fast 90 Prozent (12.535) mit einem Mittagessen; etwa 4500 Kinder (37 Prozent) essen beitragsfrei. Daneben gibt es in der Stadt gut 3430 Hort-Plätze sowie mehr als 2700 Plätze für Kinder unter drei Jahren (611 Plätze in sozialpädagogischen Spielkreisen eingeschlossen).
„In den vergangenen Jahren hat die Koalition das Angebot der Kindertagesbetreuung erheblich ausgeweitet“, sagt Sozialsenatorin Anja Stahmann. „Damit kommen wir Schritt für Schritt dem Ziel näher, das Zusammenleben in Bremen familiengerechter zu gestalten. Der Ausbau der Betreuung ist im Interesse von Müttern und Vätern, die ihr Kind in guten Händen wissen wollen, während sie den Lebensunterhalt für ihre Familie sichern. Er ist auch im Interesse der Integration von Zuwanderern und von Kindern mit Behinderungen. Und schließlich ist er eine notwendige Investition in die Wirtschaftskraft und die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt.“
Die rot-grüne Koalition hat in diesem Bereich schon in der abgelaufenen Legislaturperiode (2007 bis 2011) Schwerpunkte gesetzt: Die Betreuungszeiten wurden ausgeweitet, es gibt heute spürbar mehr Ganztagsplätze als vor vier Jahren: bei den Drei- bis Sechsjährigen ist ihr Anteil von 20 auf 24 Prozent gestiegen, bei Kindern unter drei Jahren von 52 auf 59 Prozent; zudem ist die Zahl der Halbtagsplätze (vier Stunden Betreuung ohne Mittagessen) stark zurückgegangen, von 23 auf heute 4 Prozent; dem steht ein entsprechender Ausbau der Plätze mit mindestens fünf Stunden plus Mittagessen gegenüber. Die Ferienbetreuung in der Kita steht heute zudem jedem offen (abgesehen von einer Schließzeit von vier Wochen), nicht mehr ausschließlich berufstätigen Eltern; es gibt deutlich mehr Personal, um mögliche Nachteile aus der Lebenssituation der Kinder auszugleichen und die inklusive Betreuung sicherzustellen. Eltern mit geringen Einkommen sind inzwischen von der Zuzahlung zum Mittagessen befreit. Außerdem wurden die Fachkräfte in den Kitas am „Rahmenplan Erziehung und Bildung“ gezielt qualifiziert; die Sprachentwicklungsförderung wurde – und wird weiter – erheblich ausgebaut.
Schwerpunkt für die kommenden vier Jahre: Ausbau U 3
„Die Koalition hat für die kommenden vier Jahre dem Ausbau der Kindertagesbetreuung hohe Priorität eingeräumt“, sagt Anja Stahmann. Dennoch bleibe einiges zu tun. Noch nicht zufrieden ist die Senatorin zum Beispiel mit dem Stand der Ganztagsbetreuung: „Ich will mich politisch dafür einsetzen, dass wir die Ganztagsbetreuung weiter ausbauen können.“ Derzeit bietet Bremen gut 3300 Ganztagsplätze (das heißt: acht Stunden Betreuung) für Kinder von drei bis sechs Jahren und fast 1600 Plätze für Kinder unter drei Jahren. Stahmann: „Ich weiß, dass diese Plätze bei berufstätigen Eltern besonders begehrt sind.“ Zum Vergleich: Knapp 6000 Plätze bei Kindern von drei bis sechs Jahren sind zurzeit mit sechs Stunden Betreuung ausgewiesen, über 800 mit sieben Stunden.
Wichtigstes Ziel im Kita-Bereich ist es derzeit, zum August 2013 den Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder vom ersten Geburtstag an zu befriedigen. „Das wird ein Kraftakt, aber wir finden, dass er notwendig ist“, sagt Anja Stahmann unter Berufung auf die Koalitionsvereinbarung. Dort ist festgeschrieben, dass Bremen den Rechtsanspruch umsetzen wird. Damit der Ausbau der Plätze nicht am tatsächlichen Bedarf vorbeigeht, soll der Bedarf bei genau jenen Eltern erhoben werden, die ab August 2013 ihren Rechtsanspruch geltend machen können. Die Erhebung soll Anfang 2012 stattfinden.
Bundesvergleich stellt die Lage in Bremen schlechter dar als sie ist
Anja Stahmann widerspricht den Daten des Statistischen Bundesamtes, nach denen Bremen nur für 16 Prozent aller Kinder unter drei Jahren ein Betreuungsangebot zur Verfügung stellt und damit Schlusslicht unter den Bundesländern sein soll. „Die Erhebung der Bundesstatistiker wird der spezifischen Situation in Bremen nicht gerecht“, erklärt Stahmann. Komplett ausgeblendet wird bei dieser Betrachtung zum Beispiel die Betreuung durch Tagesmütter, die in Bremen eine wesentliche Rolle spielt, die es aber in einigen anderen Bundesländern in dieser Form nicht gibt. „Das muss man mit einrechnen. Zählt man die Tagesmütter mit, liegt der Betreuungsgrad für Kinder unter drei Jahren in Bremen bereits heute bei etwa 20 Prozent.“ Nicht eingerechnet in den Bundesvergleich ist auch, dass Bremen derzeit fast 800 Zweijährige in Kindergärten aufnimmt, die erst im Laufe der kommenden Monate drei Jahre alt werden und erst dann einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz erwerben („Kinder der des dritten Quartals“). Dort werden derzeit weitere sechs Prozent der Kinder unter drei Jahren betreut. Stahmann: „Insgesamt liegt der Anteil der betreuten U-3-Kinder in Bremen damit bei gut 25 Prozent.“ Hinzu kommen die sozialpädagogischen Spielkreise, die für viele Familien ein bedarfsgerechtes Angebot sind.
Hinweis für die Medien:
Weitere Fragen beantworten:
Dr. Heidemarie Rose, Leiterin der Abteilung „Junge Menschen und Familie“, Tel.:0421-361-2858;
Monika Frank, Leiterin des Referats „Tagesbetreuung von Kindern in Einrichtungen und Tagespflege“, Tel.: 0421-361-7744;
Rosi Fein, Geschäftsführerin und pädagogische Leiterin des städtischen Eigenbetriebs KiTa Bremen, dem größten Träger in Bremen, der 42 Prozent aller Kindergartenkinder (drei bis sechs Jahre) betreut, Tel.: 0421-361-5701;
Rolf Wargalla, Leiter des Kinder- und Familienzentrums Leipziger Straße, Tel.: 0421-361-8215.