Streitbarer Politiker und engagierter Mentor, Sendesaal-Kämpfer und Dirigent mit speziellen Vorlieben: Im Alter von 92 Jahren ist Klaus Bernbacher am Sonntagabend (3. Dezember 2023) in Bremen verstorben, wie diese Woche bekannt wurde. Zwölf Jahre lang gehörte der frühere Dirigent und Abteilungsleiter von Radio Bremen dem Rundfunkrat an. Mehr als 500 von ihm bei dem kleinsten ARD-Sender verantwortete Produktionen galten der Neuen Musik, für deren Anerkennung und Siegeszug er sich über sechs Jahrzehnte einsetzte. Er begründete den Kulturrat in Bremen ebenso wie den Landesmusikrat.
"Klaus Bernbacher war in allem, was er tat, ein leidenschaftlicher Mensch", sagte Carmen Emigholz, Staatsrätin für Kultur. "Bremen verdankt diesem Dirigenten, Rundfunkmann und kulturpolitischem Streiter großartige Aufführungen, starke Statements und ein herausragendes Engagement für die Kultur insgesamt. Er hat nicht bloß die hiesige und die überregionale Musikszene mit bedeutenden Impulsen bereichert, sondern früh den existenziellen Stellenwert einer auf Schutz und Förderung bedachten Kulturpolitik erkannt und nobilitiert", sagte Carmen Emigholz weiter. "Dabei hat er nie einen Unterschied zwischen U- und E-Kultur, Breiten- und Spitzenkultur gemacht."
Die Arbeit des Deutschen Musikrats und des Landesmusikrats, zu dessen Ehrenvorsitzendem er ernannt wurde, hat Bernbacher entscheidend mit geprägt. Der Schaffung förderlicher Verbände zugunsten des musikalischen Nachwuchses galt eine weitere seiner großen Leidenschaften: Anfang der 1950er Jahre hatte Bernbacher wesentlichen Anteil an der Gründung und Ausweitung der Musikakademie Jeunesses Musicales Deutschland, die sich für die Belange junger Orchester einsetzte. Fast anderthalb Jahrzehnte, bis 1965, stand er ihr vor.
Bernbacher, Sohn eines Geigers am Opernhaus Hannover, hatte mit dem Ziel, Kapellmeister zu werden, an der Musikhochschule seiner Geburtsstadt studiert. Als er 1962 Dirigent bei Radio Bremen wurde, hatte er Beruf und Berufung bestmöglich verknüpft. Davon zeugten Vielzahl und Qualität seiner Produktionen ebenso wie sein legendäres Vernetzungsgeschick. In Hannover verantwortete er eine Festivalreihe, in Bremen etliche Aufführungsformate.
An der Bremer Hochschule für Künste war Bernbacher zeitweilig Honorarprofessor. Gemeinsam mit Peter Schulze setzte er sich vehement für die Rettung des Bremer Sendesaals ein. In der Bremischen Bürgerschaft saß das langjährige SPD-Mitglied vorübergehend für die Partei Arbeit für Bremen und Bremerhaven (AfB). Unabhängig von seiner Parteizugehörigkeit setzte sich Bernbacher nachdrücklich dafür ein, die Kultur in der Bremischen Landesverfassung zu verankern. Auf seinen Antrag hin fasste die Bremische Bürgerschaft im Oktober 1997 dazu einstimmig den Beschluss mit diesem Wortlaut: "Der Staat schützt und fördert das kulturelle Leben." (Artikel 11, Absatz 3)
2011 würdigte der Senat die kulturellen Verdienste sowie das hohe persönliche Engagement Bernbachers mit der Zuerkennung der Bremischen Medaille für Kunst und Wissenschaft. Der damalige Bürgermeister und Kultursenator Jens Böhrnsen (SPD) würdigte Klaus Bernbacher aus diesem Anlass als "einen Musiker, der für die Belange der Musik kämpft". Jens Böhrnsen erinnerte zugleich daran, dass Bernbacher "die Grundlage unseres kulturpolitischen Handelns" geschaffen habe.
Klaus Bernbacher war seit 1957 mit seiner Jugendfreundin, der späteren Grünen-Politikerin Christa Bernbacher, verheiratet; das Paar hatte vier Kinder, von denen es zwei adoptierte. Christa Bernbacher starb im Jahr 2013.
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Werner Wick, Pressesprecher beim Senator für Kultur, Tel.: (0421) 361-16173, E-Mail: werner.wick@kultur.bremen.de