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Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau

Frauen leisten nach wie vor Großteil häuslicher Sorgearbeit

Landesfrauenbeauftragte zum Equal Care Day am 29. Februar

28.02.2024

Sorgearbeit, sei es Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen, ist unverändert vor allem Frauensache. Das belegen aktuelle Untersuchungen. So lange das so ist, arbeiten Frauen öfter in Teilzeit, stecken beruflich eher zurück und verdienen weniger als Männer mit der Folge, im Alter deutlich ärmer zu sein als Männer. Der Equal Care Day am morgigen Donnerstag (29. Februar 2024) macht auf diese Ungleichheit aufmerksam.

Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm erklärt: "Nachdem es während der Pandemie kurz so aussah, als würden Männer mehr Zeit für Familienarbeit aufwenden, ist dieser ohnehin nur zarte Trend wieder ins Stocken geraten – auch im Land Bremen."

Elterngeld und Väter in Bremen
Ein Indikator hierfür ist das Elterngeld. Mit der Einführung des Elterngelds steigt laut Statistischem Bundesamt die Beteiligung von Männern an der Betreuung ihrer Kinder kontinuierlich, im Land Bremen jedoch am geringsten. Im Bundesvergleich beziehen nach dem Saarland in Bremen am wenigsten Väter Elterngeld (33,9 Prozent). In allen anderen Bundesländern ist zudem die Zuwachsrate von Vätern, die Elterngeld beziehen, deutlich höher als in Bremen. Bremer Väter beziehen dafür durchschnittlich 4,8 Monate lang Elterngeld, das ist zusammen mit Berlin (5 Monate) bundesweit die längste Bezugsdauer. (Bundesschnitt 3,6 Monate, bei Frauen 14,6 Monate).

Neun Stunden mehr pro Woche: Gender Care Gap bei 43,8 Prozent
Frauen in Deutschland haben laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2022 pro Woche durchschnittlich rund neun Stunden mehr unbezahlte Arbeit geleistet als Männer, das entspricht einer Stunde und 17 Minuten pro Tag. Der Gender Care Gap lag damit bei 43,8 Prozent. Diese Kennziffer zeigt den unterschiedlichen Zeitaufwand, den Frauen und Männer ab 18 Jahren für unbezahlte Arbeit durchschnittlich aufbringen. Unbezahlte Arbeit setzt sich dabei aus Sorgearbeit in der Haushaltsführung, Kinderbetreuung und der Pflege von Angehörigen, aber auch freiwilligem und ehrenamtlichem Engagement sowie der Unterstützung haushaltsfremder Personen zusammen.

Rollenaufteilung ändert nur sich im Schneckentempo
Weiterer Beleg für eine sich nur sehr langsam verändernde Rollenaufteilung ist die jüngste Befragung der Hans-Böckler-Stiftung, nach der mehr als zwei Drittel der erwerbstätigen Mütter und nur vier Prozent der Väter von sich sagten, den Großteil der Sorgearbeit zu übernehmen. Dasselbe gilt für häusliche Pflege: in Deutschland sind es laut DIW Berlin mehr als doppelt so häufig Frauen, die Angehörige zuhause pflegen, als Männer dies tun.

Landesfrauenbeauftragte: Betreuungsinfrastruktur weiter ausbauen
Hierzu erklärt Bettina Wilhelm: "Diese Zahlen sind ein bitteres Signal an alle, die sich für eine gerechtere Verteilung von Care-Arbeit und für mehr Vereinbarkeit engagieren: Es muss besser laufen! Häusliche Sorgearbeit wird nach wie vor viel zu wenig gesehen und damit zu wenig wertgeschätzt. Weil Frauen ohnehin unverändert die sind, die weniger verdienen, sind es nach wie vor auch sie, die aus ihrer Erwerbstätigkeit aussteigen oder sie reduzieren für Care-Arbeit zu Hause. So bedingt eins das andere und es verstärken sich Strukturen, die Frauen benachteiligen. Zwar ändern sich Paarbeziehungen, Mentalitäten und auch Unternehmenskulturen hin zu Gleichberechtigung der Geschlechter – aber längst nicht alle und nur langsam, und all das reicht nicht.

Der Blick in andere Länder zeigt: Dort, wo eine dichte und bedarfsgerechte Betreuungsinfrastruktur vorgehalten wird, sind Frauen wirtschaftlich weniger benachteiligt. Das ist nur logisch. Kita- und Krippenausbau, Reformen beim Elterngeld, Abschaffung des Ehegattensplittings und Arbeitszeitmodelle, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wirklich ermöglichen, sind nach wie vor die Stellschrauben, an denen weiter gedreht werden muss. Das alles ist nicht neu – aber unverändert dringend, um Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen."

Ansprechpartnerin für die Medien:
Susanne Gieffers, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: (0421) 361-6050,
E-Mail: presse@frauen.bremen.de