"Die Arbeit von Hebammen erfährt nach wie vor nicht die Wertschätzung, die sie verdient. Die Situation in der Geburtshilfe ist unverändert angespannt, das trifft Beschäftigte wie werdende Eltern – dies jedes Jahr aufs Neue zu beklagen und kaum Veränderung zu sehen, ist bitter", erklärt die Bremer Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm anlässlich des Internationalen Hebammentags am 5. Mai. Allerdings gebe es in Bremen auch Mut machende Entwicklungen, so Wilhelm: "Die Hebammenzentren in den Bremer Stadtteilen erweisen sich als Erfolg und wegweisender Schritt."
Fachkräftemangel ist auch für die Geburtshilfe eines der größte Probleme, das zu großer Belastung der tätigen Geburtshelferinnen führt. Derzeit sind nach Auskunft des Hebammenlandesverbands viele Vollzeitstellen unbesetzt. Wer Begleitung durch eine Hebamme während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett möchte, muss sich darum bereits nach dem ersten positiven Schwangerschaftstest kümmern. "Diese wichtige und prägende Zeit im Leben von Eltern und Neugeborenen trifft auf eine unterversorgte und dauerhaft angespannte Geburtshilfe. Es ist dem hohen Ethos und Engagement der Geburtshelferinnen, sei es freiberuflich oder in der Klinik, zu verdanken, dass die Versorgung noch nicht zusammengebrochen ist", so die Landesfrauenbeauftragte. Eine Entspannung sei nicht in Sicht, so Wilhelm und verweist auf die anstehende Krankenhausreform und ihre Folgen für die klinische Geburtshilfe: "Hierdurch kann sich die Versorgungssituation weiter verschärfen, zu Lasten der Schwangeren und der Beschäftigten. Schwangere sollen den Geburtsort frei wählen können. Es dürfen in der Geburtshilfe keine weiteren Kapazitäten abgebaut werden", sagt die Landesfrauenbeauftragte.
Die wichtigste Entwicklung in Bremen sind die drei Hebammenzentren in Bremen Nord, West und Ost, in denen freiberufliche Hebammen werdende Eltern begleiten und unterstützen. Weitere Standorte in Bremerhaven und Bremen sind geplant. Das Konzept war von der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, dem Hebammenlandesverband, der Hans-Wendt-Stiftung sowie der ZGF gemeinsam entwickelt worden. Bettina Wilhelm: "Die Zentren sind ein Erfolgsmodell, nicht nur für die quartiersnahe Versorgung werdender Eltern, sondern auch für Hebammen, die hier attraktive Arbeitsbedingungen vorfinden." Hier gibt es geregelte Arbeitszeiten und verlässliche Krankheits- wie Urlaubsvertretung. All das hat bereits ausgestiegene Hebammen bewogen, wieder in ihrem Beruf zu arbeiten. Wilhelm: "Bremen ist mit diesem innovativen Konzept bundesweit Vorreiterin. Es erweist sich als der absolut richtige Weg, sowohl die Versorgung in den Stadtteilen als auch die Beschäftigungssituation für die Hebammen zu verbessern."
Positiv ist außerdem zu vermerken, dass in diesem Jahr die ersten rund 25 Absolventinnen des Hebammen-Studiengangs an der Hochschule Bremen ihr Studium abschließen werden. Weitere Jahrgänge werden folgen. Für von Hebammen geleitete Kreißsäle – im Land Bremen gibt es derzeit keinen – gibt es seit neuestem das Qualitätszertifikat HKS+, mit dem in Deutschland bereits erste Häuser zertifiziert wurden. Der Status von Hebammenkreißsälen in der klinischen Geburtshilfe wird damit deutlich gestärkt.
Hintergrund Internationaler Hebammentag
Seit 1990 wird der Welt-Hebammentag jedes Jahr am 5. Mai begangen und von der International Confederation of Midwives (ICM) organisiert. Mit Aktionen und Infoveranstaltungen weisen weltweit Organisationen, Verbände und Vertreterinnen und Vertreter aus der Gesellschaft auf den Wert der Hebammenarbeit hin.
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