70 Frauen kommen in Kattenturm zu Informations- und Beratungsveranstaltung
29.08.2024In Kattenturm leben zahlreiche migrantische Frauen. Sie benötigen besondere Unterstützungsangebote für die Arbeitsmarktintegration. Dazu, wie diese aussehen müssen, tauschte sich die Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm gestern (28. August 2024) in dem Ortsteil mit Frauen, den Projektverantwortlichen von "Netzwerk" sowie der Quartiersmanagerin Sandra Ahlers aus. Circa 70 Frauen kamen anschließend auf eine Informationsveranstaltung, um sich von verschiedenen Institutionen beraten zu lassen.
Rund 30 Frauen trafen sich zu dem Gespräch mit der Landesfrauenbeauftragten in der Nähwerkstatt von "Netzwerk für Frauen". Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern – Ghana, Nigeria, Syrien, Afghanistan, Tschetschenien, dem Irak und aus kurdischen Gebieten, sind unterschiedlich alt, manche von ihnen haben in ihrem Herkunftsland eine Universität besucht oder einen Beruf erlernt, anderen fehlt es an formellen Qualifikationen. Doch es gibt Gemeinsamkeiten: Sie alle wollen Deutsch lernen, suchen den Austausch mit anderen Frauen und benötigen Unterstützung wie zum Beispiel beim Ausfüllen von Formularen und dem Verstehen der in Deutschland bestehenden Strukturen. Viele der Frauen haben zudem kleine Kinder.
Bettina Wilhelm, Landesfrauenbeauftragte: "In den Gesprächen mit den Frauen wird schnell deutlich: Die unterschiedlichen Lebensumstände der Frauen sind kein Hindernis, um gemeinsam zu lernen und zu arbeiten. Der Ansatz des Projekts, auf die individuellen Bedarfe der Frauen einzugehen macht es erfolgreich, denn es ermöglicht es den Frauen, unterschiedliche Aufgabenstellungen und Herausforderungen alleine oder im Team zu bewältigen. Gleichzeitig erlangen sie so notwendiges Wissen für den Einstieg in den Arbeitsmarkt."
Annette Felgenhauer, Projektkoordinatorin "Netzwerk für Frauen": "Wir bieten den Frauen mit unserem niedrigschwelligen Angebot einen Türöffner in unsere Gesellschaft und perspektivisch in den Arbeitsmarkt. In Sprachkursen erlangen sie erste Deutschkenntnisse und in der Werkstatt neben dem Handwerklichen auch Schlüsselfertigkeiten, wie sie im Arbeitsleben in Deutschland erforderlich sind. Außerdem können sie hier das gelernte Deutsch praktisch anwenden und mehr über die in Deutschland bestehenden Strukturen lernen. Die Vereinbarkeit der Angebote mit der Familie ist für viele der Frauen übrigens die grundlegende Voraussetzung für eine Teilnahme. Wir bieten daher zu den vormittags stattfindenden Sprachkursen eine begleitende Kinderbetreuung an."
Sandra Ahlers, Quartiersmanagement Kattenturm: "Niedrigschwellig bedeutet auch, dass die Angebote in der Nähe zum Wohnort der Frauen sind. Mit der Nähwerkstatt haben wir für viele von ihnen einen wichtigen Ort in ihrer Nachbarschaft geschaffen. Er ermöglicht ihnen, aus ihren familiären Strukturen und Verpflichtungen herauszutreten und ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die Selbständigkeit, zur Stärkung ihres Selbstbewusstseins und zum Vernetzen mit anderen. Zwei zentrale Voraussetzungen für die Arbeitsmarktintegration."
Finanzierung von Projekten und Maßnahmen ungewiss
Das Projekt "Netzwerk" für Frauen ist aus dem Vorgänger-Projekt "Frei.Raum" entstanden. Bis Ende September 2024 konnte eine Übergangsfinanzierung durch zentrale Fördermittel gesichert werden, wie und ob es danach finanziell weitergeht ist noch ungewiss.
"Finanzielle Kürzungen auf verschiedenen Ebenen im Bund und Land führen dazu, dass gerade bei niedrigschwelligen Maßnahmen zur Integration der Rotstift angesetzt wird. Das ist kurzsichtig, denn Projekte wie das in Kattenturm leisten wichtige Beiträge hinsichtlich der Arbeitsmarktintegration und tragen damit auch zur Beseitigung des Fachkräftemangels bei. So konnten Frauen aus Kattenturm bereits in die Bereiche Pflege, Kinderbetreuung oder als Fahrerin bei der BSAG vermittelt werden. Läuft die Finanzierung solcher Projekte aus, werden langfristig aufgebaute Strukturen und Kontakte zu den Frauen leichtfertig aufgegeben," so Wilhelm.
Rund 70 Frauen besuchen Informations- und Beratungsveranstaltung
Frauen mit Migrationshintergrund, die sich beruflich weiterentwickeln möchten oder eine Arbeit suchen hatten gestern zudem von 11 bis 13 Uhr die Möglichkeit, sich im Ortsamt Obervieland beraten zu lassen. Rund 70 Frauen nahmen die Gelegenheit wahr und informierten sich in persönlichen Gesprächen zu Themen wie Sprachunterricht, Anerkennung von Abschlüssen und beruflichen Erfahrungen, Unterstützung bei der Arbeitssuche und beim Bewerbungsprozess, Weiter- und Qualifizierungsangebote sowie Vereinbarkeit von Beruf- und Familie. Viele von ihnen vereinbarten weiterführende Beratungstermine.
Die Veranstaltung fand im Rahmen der ZGF-Initiative "Vielfalt vor! – Frauen | Migration | Arbeit" statt. Neben der ZGF beteiligen sich die folgenden Einrichtungen und Initiativen: Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration, Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven, Jobcenter Bremen, Quartiersmanagement Kattenturm, Zentrum für Schule und Beruf des Deutschen Roten Kreuzes Kreisverband Bremen e.V., Netzwerk für Frauen sowie Frauen Arbeits Welten.
ZGF-Initiative "Vielfalt vor!"
Rund 37 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner des Bundeslandes Bremen haben eine Migrationsgeschichte, rund die Hälfte von ihnen ist weiblich. Generell ist eine existenzsichernde Arbeit der Türöffner für Teilhabe und Integration. Doch Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund begegnen häufig Herausforderungen, die es ihnen erschweren am Erwerbsleben teilzuhaben. Um diese Hürden zu überwinden und so im Land Bremen mehr Frauen mit Migrations- und Fluchthintergrund in langfristige und existenzsichernde Beschäftigungsverhältnisse zu bringen, hat die ZGF die Initiative "Vielfalt vor" – Frauen | Migration | Arbeit" gegründet.
Hierfür sucht die ZGF-Initiative den Schulterschluss mit Akteurinnen und Akteuren aus den Bereichen Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Soziales und Migration, um notwendige Schritte und Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.
Die Schwerpunktarbeit "Vielfalt vor" Frauen | Migration | Arbeit" sowie das Projekt "Gateway" des Deutschen Roten Kreuzes Kreisverband Bremen e.V., werden durch die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration aus Mitteln des Landes und des Europäischen Sozialfonds gefördert.
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