Runder Tisch sucht nach gemeinsamen Wegen, zusätzliche Mittel zu ermöglichen
30.01.2025In den zurückliegenden Jahren sind in ganz Deutschland entgegen den Prognosen die Schülerinnen- und Schülerzahlen sprunghaft gestiegen, aber in keinem Bundesland so massiv wie in Bremen. Der Anstieg der Schülerinnen- und Schülerzahlen war in Bremen und Bremerhaven doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Das war die Grundlage für fast 40 Akteurinnen und Akteure aus Schule, Politik und Wirtschaft, die am Mittwoch (29. Januar 2025) zur ersten Sitzung des Runden Tisches Bildung in der Bremischen Bürgerschaft zusammenkamen.
Die Senatorin für Kinder und Bildung, Sascha Karolin Aulepp, freut sich über den großen Zuspruch: "Der runde Tisch war eine runde Sache. Ein zentraler Konsens ist: Die drastischen Investitionserfordernisse für Sanierung und Neubau im Bildungsbereich sprengen den Rahmen der jährlichen Gesamthaushalte. Wir brauchen Wege außerhalb des laufenden Haushaltes. An dem Punkt waren sich Handelskammer wie Gewerkschaft, Schulleiterinnen und Politiker aller Parteien einig. Das ist vier Wochen vor einer Wahl nicht selbstverständlich."
Der Senat hat den Schwerpunkt auf Bildung gelegt. Der Senat hat den Etat für das laufende Jahr nochmals um 100 Millionen erhöht und eine 300 Millionen Euro schwere Bildungsbaugesellschaft ins Leben gerufen – und damit eine Art Sondervermögen für die unmittelbar anstehenden Bildungsinvestitionen. Doch Bremen hat darüber hinaus massiven Investitionsbedarf bei den Schulen. Für Sanierung und Schaffung der baulichen Voraussetzung für gelingende schulische Inklusion und den Neubau allgemeinbildender Schulen und die Realisierung der Campus-Konzepte bei den Berufsschulen werden insgesamt über zwei Milliarden Euro benötigt. Hinzu kommen die Bedarfe für die Sanierung der in die Jahre gekommen Bremerhavener Schulen. Hier gehen die Fachleute von einem weiteren hohen dreistelligen Millionen-Betrag aus.
"Deshalb wollen wir unsere Bildungsbaugesellschaft mutig aufstellen und auch in der Umsetzung die Expertise und Wendigkeit privater Investoren nutzen", so die Senatorin.
Dass Bremen vor einzigartigen Herausforderungen steht, verdeutlichte der Vortrag von Dr. Susanne Kollmann der Direktorin des Instituts für Qualitätsentwicklung im Land Bremen (IQHB). Die Risikolagen der Schülerinnen und Schüler in Bremen und Bremerhaven sind im Bundesvergleich beispiellos. Der Vergleich zu Berlin zeigt, dass in Bremen doppelt so viele Kinder aus einem bildungsfernen Elternhaus kommen. Zudem sind die Schülerinnen- und Schülerzahlen in Bremen in den vergangenen Jahren massiv gestiegen, mehr als doppelt so stark wie im Bundesschnitt. Besonders drastisch sind die Schülerinnen- und Schülerzahlen mit 23 Prozent im Grundschulbereich gewachsen. Gleichwohl ist es gelungen, die Schüler*innen-Lehrer*innen-Relation konstant zu halten und sogar zu verbessern. Auch die Bildungsausgaben pro Schülerin/Schüler sind in der Hansestadt stärker gesteigert worden als im Bundesschnitt. Bremen liegt jetzt auf Platz 4, aber immer noch deutlich hinter den anderen Stadtstaaten.
Mehr Geld im Bildungssystem sei wichtig, gerade bei großen Herausforderungen, so der frühere Hamburger Bildungssenator Ties Rabe, in seinem Gastvortrag. Aber ein zwangsläufiger Erfolg sei damit nicht verbunden. Es sei notwendig genauer hinzuschauen, was Erfolg in der Bildung bringt. Erforderlich sei es auch, dass der Bund sich weiter und verstärkt engagiert und gerade finanzschwache Länder und Kommunen bei der Herstellung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse unterstützt. Auch damit fand er die einhellige Zustimmung der Teilnehmenden.
In ihrem Abschlussstatement sagte die Senatorin: "Es besteht Konsens darüber, dass wir als Stadtstaat eine besondere Situation haben. Deshalb halten wir am gemeinsamen Ziel, uns beim Mitteleinsatz mindestens an Hamburg zu orientieren, fest."
Im Verlauf der dreistündigen Veranstaltung kristallisierten sich neben den Investitionen zwei weitere Themenschwerpunkte heraus:
Wie kriegen wir den Investitionsbedarf abgesichert? Wie gewinnen wir zusätzliches Personal für unsere Schulen? Und welche Vorschläge werden im "Laboratorium der guten Ideen" erarbeitet, die unmittelbar in die Schul- und Unterrichtsgestaltung einfließen können? Daran wollen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiter in Arbeitsgruppen bis zur zweiten Sitzung arbeiten.
Die nächste Sitzung des Runden Tischs ist für März verabredet.
Ansprechpartnerin für die Medien:
Patricia Brandt, Pressesprecherin der Senatorin für Kinder und Bildung, Tel.: (0421) 361-2853, E-Mail: patricia.brandt@bildung.bremen.de