Der Internationale Frauentag am 8 März wird dieses Jahr 101 Jahre alt. Frauen nehmen ihn auch in Bremen zum Anlass, auf die immer noch bestehenden Benachteiligungen hinzuweisen.
„Geld, Macht und Zeit sind noch lange nicht gerecht verteilt zwischen den Geschlechtern. Frauen leisten einen Großteil der unbezahlten Arbeit in den Familien, aber auch ehrenamtlich im Gemeinwesen. Das führt dazu, dass sie weniger am Erwerbsleben teilhaben und zu einer Rentenlücke zwischen den Geschlechtern, die nach aktuellen Berechnungen bei fast 60 Prozent liegt. Das muss sich endlich ändern. Deshalb haben wir im letzten Jahr im Bundesrat einen Entschließungsantrag für ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft eingebracht“, erklärt Frauensenatorin Anja Stahmann.
Nach der Saison der Männerbünde – Tabakkollegium, Eiswette und Schaffermahlzeit - stellen am 8. März Bremer Frauen rund um Rathaus und Roland ihre Forderung nach der Hälfte von allem und feiern mit einem vielfältigen Programm, was sie erreicht haben. „Gleichwohl zeigt der erste Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, wo es immer noch hakt: Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit steht wie vor 101 Jahren auf der Agenda. Immer noch sind zu viele Frauen von häuslicher oder sexualisierter Gewalt betroffen. Die immens wichtige Arbeit von Frauen wird nicht angemessen gewürdigt geschweige denn entlohnt, so zum Beispiel bei Erzieherinnen oder Hebammen“, so Ulrike Hauffe, „In Kürze werden bundesweit tausende von Schlecker-Verkäuferinnen auf der Straße stehen, einige von ihnen auch in Bremen. Dass ihr Schicksal bisher öffentlich kaum jemanden interessiert, zeigt deutlich, wie wenig die Arbeit von Frauen unserer Gesellschaft wert ist. Würden ähnlich viele Männer entlassen, hätte es längst einen Aufschrei gegeben. Warum regt sich hier niemand auf?“
Die Bremische Gleichstellungsstelle und die Senatorin für Bildung ermöglichen dieses Jahr zum zweiten Mal anregende Begegnungen zwischen den Generationen im Rahmen des Projekts „KlasseFrauen“: Rund um den 8. März bekommen Schulklassen in Bremen Besuch. Bekannte und weniger bekannte Bremerinnen kommen in die Klassen und berichten von sich und ihrem Werdegang, von den Hürden oder offenen Türen, die ihnen als Frauen begegneten. Mädchen sollen so ermutigt werden, Wege auch jenseits möglicherweise schon geprägter Rollenvorstellungen für sich zu entdecken, Jungen sollen ihre Sicht auf Gleichberechtigung kritisch hinterfragen.
Am 8. März öffnet das Rathaus ab 17 Uhr seine Türen. Schirmfrau der Veranstaltung ist Frauensenatorin Anja Stahmann. Um 18 Uhr kürt der Bremer Frauenausschuss in einem Festakt die Bremer Frau des Jahres. Bereits ab 15:30 Uhr finden rund um den Roland bunte Aktionen von unterschiedlichen Fraueninitiativen statt.
Das diesjährige Programm zum Frauentag für Bremen und Bremerhaven ist unter www.frauen.bremen.de/aktuelles/frauentag zu finden.
Hintergrund:
Der „Internationale Frauentag“ entspringt einer gewerkschaftlichen und sozialistischen Tradition; er hat nicht eine, sondern mehrere Mütter. Als eine seiner historischen Wurzeln gilt der Protest New Yorker Arbeiterinnen, die 1857 auf die Straße gingen gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen und für gleichen Lohn. Über fünfzig Jahre später, am 8. März 1908, demonstrieren in der gleichen Stadt Tabak- und Textilarbeiterinnen für das Frauenwahlrecht, kürzere Arbeitszeiten, höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Daran anknüpfend rufen US-amerikanische Sozialistinnen den letzten Februar-Sonntag des Jahres als Propagandatag für Frauenwahlrecht und Sozialismus aus. Am 20. Februar 1909 findet der erste nationale Frauentag statt. Ein achtwöchiger Streik von 20.000 Hemdennäherinnen — wieder in Manhattan — sorgt im gleichen Jahr für internationales Aufsehen. August Bebel, Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie, schreibt 1910 in einer Grußadresse: „Ohne die volle Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter ist höchste menschliche Freiheit und Kultur unmöglich", und wünscht dem Frauentag „internationale Bedeutung". Der erste Internationale Frauentag fällt auf den 19. März 1911.