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Senatskanzlei

Historisches Fischgemälde wieder zurück im Rathaus

21.06.2012

Nun hängt es wieder an seinem angestammten Platz an der Nordwand der Oberen Halle des Rathauses – das 316 Jahre alte Großgemälde „Der Schwertfisch“. Nach fast 50 Jahren Abwesenheit wurde heute (21.06.2012) das von dem Maler Paul Wohlers im Jahr 1696 im Auftrag des Rates der Stadt geschaffene Bild im Rathaus aufgehängt. Dazu wurde allerdings die tatkräftige und fachkundige Unterstützung der Restauratorinnen und Handwerker gebraucht – immerhin wiegt dieses Gemälde fast 80 Kilogramm. 1965 wurde das Bild anlässlich von Renovierungsarbeiten im Rathaus ins Übersee Museum umgelagert.

Zur Hängung des Gemäldes werden alle Hände gebraucht.
Zur Hängung des Gemäldes werden alle Hände gebraucht.

Bürgermeister Jens Böhrnsen begrüßte die gelungene Rückführung des 2,43 mal 3,70 Meter großen Gemäldes und dankte allen Beteiligten: „Es ist sehr schön, dass es gelungen ist, auch dieses kulturhistorisch bedeutende Bild nach so langer Zeit wieder hier im Rathaus haben zu können.“ Möglich wurde dies durch das Zusammenwirken des Landesdenkmalpflegers, des Übersee Museums und der Rathaus-Verwaltung. Einen wesentlichen Beitrag leistete aber auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in Bonn. Sie übernahm die Hälfte der Restaurierungskosten, die sich insgesamt auf knapp 45.000 Euro belaufen.

„Wir freuen uns, einen Teil beigetragen zu haben, damit das Weltkulturerbe Bremer Rathaus wieder über dieses hochinteressante Objekt verfügen kann und damit Geschichte ein Stück weit erlebbar gemacht wird, sagte Dr. Ursula Schirmer von der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz.

Dieses Bild, ergänzte Bremens Denkmalpfleger Prof. Dr. Georg Skalecki, sei das zweite aus einer Reihe von drei frühen naturkundlichen Gemälden aus dem 17. Jahrhundert, die seinerzeit im Rathaus hingen. Schon 2008 konnte das große Walbild wieder im Rathaus aufgehängt werden. Nach Einschätzung Skaleckis dokumentieren die Bilder in anschaulicher Weise das Wissensstreben der Menschen im Zeitalter der Renaissance. Zudem seien sie sehr wahrscheinlich die weltweit ersten Zeugnisse anatomischer Malerei, die noch erhalten sind.

Bürgermeister Böhrnsen sagte zu diesem Anlass, dass es schön wäre, wenn nun auch bald das dritte Gemälde aus dieser Reihe, „Der Schweinswal“, wieder in das Rathaus zurückgeholt werden könnte. Dieses hänge zurzeit im Schönebecker Schloss und sei in einem guten Zustand. Darüber sollte man in der nächsten Zeit gemeinsame Gespräche führen; die ersten Signale dazu seien positiv.

Anstoßen mit Saft und Wasser nach der erfolgreichen Aktion: Bürgermeister Böhrnsen, Dagmar Löbert (Ortskuratorium Bremen der DSD), Aika Schnacke (Restauratorin), Dr. Ursula Schirmer (Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn) und Prof. Dr. Skalecki (v.li.).
Anstoßen mit Saft und Wasser nach der erfolgreichen Aktion: Bürgermeister Böhrnsen, Dagmar Löbert (Ortskuratorium Bremen der DSD), Aika Schnacke (Restauratorin), Dr. Ursula Schirmer (Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn) und Prof. Dr. Skalecki (v.li.).

Bevor „Der Schwertfisch“ heute wieder im Rathaus aufgehängt werden konnte, musste das Gemälde in rund 10-wöchiger Arbeit komplett restauriert werden. „Der Zustand des Bildes war schon sehr schlecht“, sagte die Restauratorin Aika Schnacke aus Hamburg. Grund dafür seien frühere Konservierungsarbeiten an dem Bild mit Methoden und Materialien, von denen man heute wisse, dass sie eher schädlich waren. Deren Auswirkungen mussten in aufwändigen Arbeitsgängen beseitigt werden. Für sie und ihre Mitarbeiterinnen war dies eine aufregende Zeit. „Wann darf man schon mal an einem Objekt eines Weltkulturerbes arbeiten. Davon träumen eigentlich alle Restauratoren in ihrem Berufsleben“, so Schnacke.

Das erstmals 1710 erwähnte Gemälde zeigt einen großen Schwertfisch, der 1696 in der Weser gefangen wurde. Die Darstellung des Fisches reicht über die gesamte Breite des Bildes. Er liegt im Vordergrund am Ufer der Weser vor auftosenden Wellen. Der Kopf des Tieres befindet sich auf der rechten Seite. Über der Schwanzflosse, links am Horizont, ist die Silhouette Bremens erkennbar. Der darüber liegende Himmel mit großen dunklen Wolken nimmt gut die Hälfte des Bildes ein. Unterhalb der Zeichnung befindet sich ein über die gesamte Breite des Gemäldes reichendes Schriftband mit folgendem Text:
ANNO 1696 DEN 18 JULY IST DIESER FISCH, EIN SCHWERTFISCH GENANT VON DIESER STADT FISCHERN IN DER WÄESER GEFANGEN UND DEN / 20 JUSDEM ANHERO NACHER BREMEN GEBRACHT WORDEN SEINE GANTZE LENGTE WAHR 10 FUES DASS WIRD WAHR 7 ½ VIERTEL LANG UND 3 ZOLL BREIT.“

Fotos: Senatspressestelle