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Der Senator für Kultur

„Bräutigam“ am Weser-Tower gefunden

Landesarchäologie legt Reste der 1647 explodierten Bastion frei

10.08.2012

Bei Bauarbeiten für das GOP-Varietétheater am Weser Tower am Eingang zur Überseestadt konnten Archäologen der Landesarchäologie Bremen Teile der Außenmauer eines großen Stadtbefestigungsturmes finden und freilegen. Dieser ehemals halb in die Weser hineinragende Stephanitorzwinger war – ähnlich wie der Weser Tower heute - für alle von der Wesermündung nach Bremen kommenden Schiffe das erste große sichtbare Wahrzeichen der im 16. und 17. Jahrhundert aufstrebenden Hansestadt. Er stand im Westen Bremens in der Nähe des Stephanitores und wurde von 1525 bis 1534 errichtet. Der achteckige Turm befand sich zur Hälfte in der Weser und hatte – den erhaltenen Stadtansichten nach – ein spitzes kegelförmiges Dach. In Anlehnung an die große Bastion „Braut“ auf dem Teerhof wurde dieser Pulverturm „Bräutigam“ genannt und schützte wie sie die Stadt vor Angriffen von der Weser her. Gute Dienste leistete er zum Beispiel in den Konfessionskriegen, als Bremen im Jahre 1547 von den kaiserlichen Truppen belagert wurde und 12.000 Soldaten die Stadt bedrängten.

Vor fast auf den Tag genau 365 Jahren, am 4. August 1647, explodierte der Bräutigam, als ein Blitz in den Turm einschlug und die dort lagernden sechs Tonnen Pulver detonierten. Viele Häuser der umliegenden Straßen, wie zum Beispiel das zwei Jahre vorher gerade erst eingeweihte Zucht- und Werkhaus wurden zerstört oder schwer beschädigt. Angaben über die Opferzahl sind nicht überliefert.

Die während des Baus laufenden archäologischen Ausgrabungen legten Teile der mit 4,75 Metern sehr mächtigen Mauern aus Klosterformatsteinen frei. Zur Weser hin war der Turm teilweise mit Sandstein verkleidet. Neben den großen Mengen an Mauerbruchstücken wurden Keramikscherben und Knochen gefunden. Eine steinerne Geschützkugel lag außerhalb der Turmmauer und dürfte auf den Bräutigam abgefeuert worden sein.

Bei der Explosion ist ein Sandsteinrelief vom oberen Turmgeschoß heruntergestürzt, das noch in Falllage zu sehen ist. Es zeigt einen Mörsertopf, also ein mittelalterliches Geschütz, flankiert von zwei Kanonenkugeln.

Die aufgefundenen und beim Ausschachten zusätzlich beschädigten gewaltigen Mauerreste sind nur kurz am Tageslicht, um dann unter dem Theaterbau wieder zu verschwinden. Geplant wird aber mit dem Bauherren, dem Bremer Projektentwickler Siedentopf, die Erinnerung an den großen Burgturm und das ehemalige Wahrzeichen Bremens durch Präsentationen der Funde wachzuhalten.

Fotos: Pressereferat, Senator für Kultur