Die Kita auf dem Gelände des Klinikums Bremen Mitte ist fertig. Seit dem Ende der Sommerferien Anfang September werden hier die Kinder bis zu acht Stunden täglich betreut. Inzwischen ist die Eingewöhnungsphase weitgehend abgeschlossen, in dem „Modulbau“ mit seinen vier Gruppenräumen sind nach und nach alle 70 Kinder angekommen. Die jüngsten von ihnen sind zwei Jahre alt, die meisten drei. „Bodentiefe Fenster, ein grüner Spielgarten mit hohen, alten Laubbäumen, ein großzügiger Eingangsbereich – hier ist eine wundervolle Einrichtung entstanden, die überhaupt nicht den Eindruck eines Provisoriums für ein paar Jahre macht“, sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen.
Die Senatorin freut sich besonders, dass die Stadt und der städtische Träger KiTa Bremen den Eltern und Kindern nun die Einrichtung übergeben können, die als Dependance des Betty-Gleim-Hauses betrieben wird. Das Betty-Gleim-Haus ist 2009/2010 für seine pädagogische Arbeit mit dem Deutschen Kinderpreis in der Kategorie „Kinder bewegen Politik“ ausgezeichnet worden. Die Arbeit fußt auf einer gelebten Beteiligungskultur und beinhaltet unter anderem ein „Kinderparlament“. „Das auf Mitbestimmung von Eltern und Kindern ausgerichtete pädagogische Konzept des Betty-Gleim-Hauses hat hier im Stadtteil große Anerkennung gefunden“, sagte Rosi Fein, Geschäftsführerin von KiTa Bremen. „Was dort vorbildlich entwickelt wurde, wird jetzt in der Dependance an der Friedrich-Karl-Straße fortgeführt und weiterentwickelt.“
Gisela Finke, Leiterin des Betty-Gleim-Hauses, hat zum Beispiel die Idee der „Themenwagen“ gemeinsam mit Eltern entwickelt. So wird es möglich, dass Materialien für Bereiche wie Experimentieren, Rollenspiel oder kreatives Arbeiten nicht in jedem Gruppenraum separat vorgehalten werden müssen. Später, wenn die Kinder sich eingelebt haben, sollen die festen Gruppenstrukturen sich auflösen, die Kinder ordnen sich dann nach ihren eigenen Interessen bestimmten Gruppen und Erzieherinnen beziehungsweise Erziehern zu. „Wann wir das machen und wie wir das machen, werden wir mit den Eltern gemeinsam abstimmen“, sagte Gisela Finke.
Die Kita aus 28 Modulen – Technische Einzelheiten
Der Planungsvorlauf mit intensiver Beteiligung von Eltern und Beirat hat sich länger hingezogen als von Optimisten ursprünglich erwartet. Die eigentliche Bauzeit war allerdings sehr kurz. Vier Monate vom Baubeginn bis zur Fertigstellung – die neue Kita auf dem Gelände des Klinikums Mitte ist in Rekordzeit entstanden. Kein Wunder: Die für vier Gruppen mit insgesamt bis zu 80 Kindern konzipierte Einrichtung an der Friedrich-Karl-Straße 6 ist aus 28 Modulen zusammengesetzt worden. Immobilien Bremen setzte bei diesem Pilotprojekt auf ein neuartiges Verfahren, das eine stark verkürzte Bauzeit mit annähernd gleichem Ausbau-Standard wie bei konventioneller Bauweise ermöglicht.
Das auf diese Weise entstandene Gebäude ist autark, denn es verfügt über eine eigenständige Heizungsversorgung mit Brennwerttherme und ist mit eigenen Anschlüssen für Wasser, Abwasser und Elektrik ausgestattet. Besonders bemerkenswert ist, dass dabei die Vorgaben der aktuellen Energie-Einsparverordnung (EnEV) eingehalten worden sind. Zudem ist es möglich, die Module aufgrund ihrer Bauart grundsätzlich zu erweitern oder – sobald sie nicht mehr benötigt werden – problemlos zu demontieren.
Die schnelle Bauzeit resultiert aus der Tatsache, dass die Module, deren lichte Raumhöhe dem üblichen Maß entspricht, im Herstellerwerk bereits weitgehend vorgefertigt werden. Jede 6,10 Meter lange und 3 Meter breite Baueinheit ist bei ihrer Auslieferung bereits so weit fertiggestellt, dass vor Ort nur noch die letzten Innenausbauten und Installationen vorgenommen werden müssen. In Bremen wurden die logistisch anspruchsvollen Montageabläufe nahtlos fortgesetzt: Ein Autokran hievte die mit Tiefladern angelieferten Module über die Baumkronen hinweg an ihren vorbereiteten Standort und setzte sie millimetergenau nebeneinander. Danach wurden die Baukörper miteinander verkettet und mit einem gemeinsamen Flachdach versehen.
Die mit bodentiefen Fenstern ausgestattete und rund 485 Quadratmeter große Kita verfügt über vier Gruppenräume mit jeweils direktem Ausgang zu den Außenspielflächen. Zur Einrichtung, die KiTa Bremen betreiben wird, gehören zudem ein Differenzierungs- und Ruheraum, Räume für die Kita-Leitung und das Personal, eine Spülküche, Sanitäranlagen mit Wasserspiel-Landschaften sowie ein behindertengerechtes WC und Lager- bzw. Technikräume.
Die Kita wurde auf einer ca. 2.000 Quadratmeter großen Fläche errichtet. Dabei handelt es sich um einen Teil des Krankenhausareals, der von der Gesundheit Nord gepachtet wurde. Durch intensive Vorabstimmungen mit dem Umweltsenator konnten viele wertvolle Bäume auf dem Grundstück erhalten werden. Dabei wurden auch Anregungen aus der Bevölkerung aufgegriffen.
Die durch das Senatsbauprogramm 2012 finanzierten Ausgaben für die neue Kita liegen einschließlich der Herrichtung des Grundstücks und der Ausstattung mit Spielgeräten bei 950.000 Euro. Der Kostenrahmen ist eingehalten worden. Im Vorfeld hatte Immobilien Bremen im Zuge einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung nachgewiesen, dass der Kauf der Module vorteilhafter ausfällt als ihre ursprünglich favorisierte Anmietung. In der Folge verschob sich aufgrund der veränderten Finanzierung die Realisierung der Maßnahme, so dass im April 2012 nach erfolgter Ausschreibung und Submission mit dem Bau begonnen werden konnte. Die Mietübergabe erfolgte Mitte August 2012.
Im Ergebnis ist ein Gebäude entstanden, das eine hohe Aufenthaltsqualität bietet. Die durch den Umweltbetrieb Bremen gestalteten Außenanlagen und der vorhandene Baumbestand tragen nachhaltig zum positiven Gesamteindruck bei.