„Mädchen stehen in der öffentlichen Wahrnehmung zwar besser da als Jungs – doch die Realität sieht häufig anders aus: Auch in Bremen ist die Lebenssituation vieler Mädchen problematisch und darf nicht aus dem Blick verloren werden“, erklären die Vertreterinnen des Arbeitskreises Mädchenpolitik im Land Bremen anlässlich des morgigen Weltmädchentags (11.10.12), der in diesem Jahr erstmals stattfindet.
Zwar sind in den westlichen Industrieländern Mädchen und junge Frauen formal gleichberechtigt. Aber im Alltag ist echte Gleichstellung nicht erreicht: Viele Mädchen erhalten weniger Taschengeld (analog zum geringeren Gehalt der Frauen), sie bekommen während ihrer Ausbildungszeit weniger Vergütung und sie werden schon beim Einstieg in das Berufsleben benachteiligt. Auch das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung müssen sich viele Mädchen im Alltag immer wieder erkämpfen und es nahezu täglich behaupten: in der Familie, in einer Beziehung und beispielsweise in einer Schulklasse, die eine lesbische Mitschülerin mobbt. Mädchen sind sehr häufig Sexismus und vielfältigen Gewalthandlungen, insbesondere sexuellem Missbrauch, ausgesetzt.
„Die Kolleginnen, die täglich mit Mädchen zu tun haben, wissen, was Mädchen heute umtreibt. Zum Beispiel Mädchen mit unsicherem Aufenthaltsstatus: Diese existenzielle Unsicherheit macht den betroffenen Mädchen – wie auch den Jungen – schwer zu schaffen“, so Margaretha Kurmann, Referentin der Bremischen Gleichstellungsstelle. „Mädchen haben massiv mit Rollenbildern und Erwartungen zu tun. Diese sind je nachdem, woher die Mädchen kommen oder wie sie leben, sehr unterschiedlich und widersprüchlich – nicht leicht für Mädchen, ihren eigenen Weg jenseits der Stereotypen zu finden.“ Die Normativität von Rollenbildern lässt kaum Platz für alternative Lebensentwürfe, beispielsweise für lesbische Mädchen oder Mädchen, die sich nicht als „weiblich“ definieren möchten. Mobbing in der Schule oder in sozialen Netzwerken sind weitere Themen, die Mädchen in besonderer Weise betreffen. Gleichwohl seien die unterschiedlichen Belange von Mädchen und Jungen gleichermaßen anzuerkennen, betonen die Vertreterinnen des Arbeitskreises. Margaretha Kurmann: „Heranwachsende, Mädchen wie Jungen, brauchen unsere besondere Unterstützung, ihre Belange dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“ Mädchen brauchen flächendeckend spezialisierte Beratungsstellen, die finanziell gut ausgestattet sind. Dazu gehört auch Onlineberatung, ein heute unverzichtbares Hilfsangebot, betont der Arbeitskreis.
Die Geschichte zum Mädchentag
Die Ursprünge des Welt-Mädchentages liegen in Nepal. Die ehemalige Geschäftsführerin von Plan Deutschland, Marianne M. Raven, reiste 1998 mit Senta Berger in das südasiatische Land. Die Eindrücke dieser Tour gaben Anlass zum Start der internationalen Mädchen-Kampagne "Because I am a Girl", auf die der Welt-Mädchentag zurückzuführen ist. Plan Deutschland veranstaltete den ersten Internationalen Mädchentag des Plan-Verbundes bereits 2008 in Berlin. 2009 schlossen sich die Plan Organisationen zusammen, um gemeinsam einen internationalen Mädchentag auf UN-Ebene zu fordern. Im September 2011 entschied der Deutsche Bundestag fraktionsübergreifend, sich bei den Vereinten Nationen für den von Plan initiierten UN-Mädchentag einzusetzen. Im Dezember 2011 stimmten die Vereinten Nationen für den Welt-Mädchentag.
Der Arbeitskreis Mädchenpolitik im Land Bremen:
Im Arbeitskreis Mädchenpolitik arbeiten Vertreterinnen aus unterschiedlichen Bereichen der Mädchenarbeit an Konzepten, Rahmenbedingungen und konkreten Angeboten einer guten Mädchenarbeit im Land Bremen. Der Arbeitskreis organisiert Tagungen und Fortbildungen.
Mitglieder des AK Mädchenpolitik:
Arbeitskreis Mädchenarbeit Bremen Nord, Arbeitskreis Mädchen in Bewegung, BDP-Mädchenkulturhaus, Gewitterziegen Beratungs- und Bildungszentrum für Mädchen_ und junge Frauen_, Jugendzentrum Burglesum, Jugendbildungsstätte LidiceHaus, Anlauf- und Beratungsstelle Mädchenhaus Bremen e.V, Schattenriss Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen e.V., Pro Familia Landesverband Bremen, ZGF Bremen und Bremerhaven
Die Federführung liegt bei der Bremischen Gleichstellungsstelle.
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