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  • „Ich bin von gestern – bitte folgen Sie mir!“: Frauen protestieren gegen Männerfolklore Schaffermahlzeit

Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau

„Ich bin von gestern – bitte folgen Sie mir!“: Frauen protestieren gegen Männerfolklore Schaffermahlzeit

08.02.2013
Das Spalier der Frauen zu Beginn der Aktion
Das Spalier der Frauen zu Beginn der Aktion

Rund 500 Frauen haben heute (8.2.2013) auf dem Bremer Marktplatz dagegen protestiert, dass auch zur 469. Schaffermahlzeit immer noch keine Frauen eingeladen waren. In schwarzen Anzügen, weißen Hemden und pinkfarbenen Fliegen standen Frauen allen Alters, darunter auch einige Bremer Politikerinnen, den Schaffern und ihren Gästen Spalier, als diese ihren Weg vom Schütting zum Rathaus antraten. „Unsere Aktion war ein voller Erfolg“, sagt Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe, die den Protest initiiert und organisiert hatte, „ich bin tief beeindruckt, dass es uns gelungen ist so viele Frauen zu mobilisieren, die ihrem Unmut Luft gemacht haben. Und ich wette: Dieses Jahr war das letzte Jahr, in dem Haus Seefahrt es sich leisten konnte, Frauen zu ignorieren. Insofern ist dies ein historischer Tag!“ Allein die Berichterstattung im Vorfeld, gekrönt von einem Gastkommentar von Bürgermeister Jens Böhrnsen in der heutigen „Bild“ („Frauen müssen Gäste auf der Schaffermahlzeit sein“) dürfte Haus Seefahrt gezeigt haben, dass es vorbei ist mit ihrer Männerfolklore, so Hauffe weiter.

Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe (rechts) wartet auf die nächsten Gäste der Schaffermahlzeit
Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe (rechts) wartet auf die nächsten Gäste der Schaffermahlzeit

Die Schaffermahlzeit ist ein Aushängeschild Bremens, hier treffen sich die Mächtigen und Erfolgreichen, eine Einladung gilt als Ehre“, so Hauffe weiter, „was auch immer man im Grundsatz von diesem Ritual halten mag: Frauen gehören dazu. Die Geschlechterrollen sind nachhaltig im Wandel begriffen – wer Frauen in der Wirtschaft ignoriert, hat mindestens verschlafen oder aber schon längst den Anschluss verpasst.“ Das habe auch Haus Seefahrt inzwischen verstanden, ist Hauffe sicher: „Die Ausrede der Schaffer, dass Frauen laut Satzung ja eingeladen werden dürften, es nur leider niemand getan habe, ist so fadenscheinig wie feige: Seit Jahren hat Haus Seefahrt den Einladenden signalisiert, dass Frauen unerwünscht sind, und leider hatte bisher keiner derjenigen, die Gästevorschläge machen können, den Mut sich dem zu wiedersetzen. Aber das dürfte sich heute geändert haben.“

Ich bin von gestern: Manche der Eingeladenen nahmen es sportlich
Ich bin von gestern: Manche der Eingeladenen nahmen es sportlich

Besonderer Dank geht an die Bremer Shakespeare Company, die die Aktion unterstützt hat und wesentlich zu ihrem Gelingen beigetragen hat. Die Landesfrauenbeauftragte stellte auch klar, dass die Schaffermahlzeit mit ihrer elitären Ausrichtung nicht im Fokus ihrer Arbeit stehe: „Heute ging es um Führungsfrauen, deren Leistung endlich auch in diesem festlichen Rahmen anzuerkennen ist. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass dies eine kleine Gruppe von Frauen ist. Weitaus größer ist die Gruppe der Frauen, die aus strukturellen Gründen – fehlende Betreuungsplätze, prekäre Beschäftigung ohne Perspektiven – schlechte Chancen am Arbeitsmarkt haben und von Armut gefährdet oder schon betroffen sind. Der Verbesserung ihrer Situation muss nach wie vor unser Hauptaugenmerk gelten.“