Senatorin: Kinder und Jugendliche brauchen Raum für Bewegung und Treffpunkte
10.04.2013Die Spielleitplanung in Schwachhausen ist abgeschlossen, in der Vahr ist sie im Juni vergangenen Jahres angelaufen, und am 9. April 2013 startete ein vergleichbarer Prozess im Bremer Stadtteil Osterholz. Anlässlich des offiziellen Auftaktes vor dem Mütterzentrum Osterholz-Tenever sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen: „Kinder und Jugendliche leben in ihrer Stadt viel intensiver als Erwachsene“, sagte Anja Stahmann. „Daher brauchen sie Raum für Bewegung und Treffpunkte, an denen sie ihren eigenen Bedürfnissen nachgehen können.“
Viele Erwachsene nutzen die Infrastruktur der Stadt eher zweckgebunden – zum Arbeiten, Einkaufen, Schlafen, für Kunst, Kultur, Behördengänge. „Die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen unterscheidet sich davon grundlegend“, sagte die Senatorin. „Die Stadt ist für sie Spiel-, Aufenthalts- und Erlebnisort.“ Ausgewiesene Spiel- und Ballspielplätze sind nur ein Teil davon. Kinder und Jugendliche nutzen Plätze, Wiesen, Freiflächen und die Straße sehr intensiv. „So muss es in der Stadt Räume geben, die sicher, interessant, anregend, vielfältig und gut zu erreichen sind.“
Dazu kann die Spielleitplanung einen wichtigen Beitrag leisten. „Spielleitplanung ist eine nachhaltige und umweltgerechte Entwicklungsplanung, orientiert an Bedürfnissen und Sichtweisen von Kindern und Jugendlichen“, erklärte Tamara Duffner-Hüls vom Amt für Soziale Dienste. Sie hat das Instrument, das um die Jahrtausendwende im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz entwickelt wurde, nach Bremen geholt. Ziel ist es, das Lebens- und Wohnumfeld von Kindern und Jugendlichen zu erhalten und zu verbessern. Zentraler Bestandteil ist die Beteiligung von Mädchen und Jungen.
Zur Finanzierung der Spielleitplanung in Osterholz trägt das Deutsche Kinderhilfswerk mit Sitz in Berlin mit 5000 Euro bei, die andere Hälfte der Kosten trägt die Stadt Bremen. Anlass für die Beteiligung des Deutsche Kinderhilfswerkes ist dessen 40-jähriges Bestehen, sagte Claudia Neumann, Leiterin des Referats Spielraum beim Deutschen Kinderhilfswerk.
„In Schwachhausen hat die Spielleitplanung einiges erreicht“, sagte Anja Stahmann. So wurden temporäre Spielstraßen eingerichtet, Spielplätze saniert und der erste Mehrgenerationenspielplatz Bremens eingeweiht – angelehnt an Traditionen, die in China inzwischen sehr verbreitet sind. „Unsere Spielleitplanung hat gezeigt, dass sie auch für ältere Menschen neue Bewegungsräume erschließen und die Quartiere attraktiver machen kann.“ Denn auch ältere Menschen nutzen den öffentlichen Raum besonders intensiv. In der Vahr entsteht derzeit ein begleitetes Spielangebot für die Vahr Nord.
„Ich freue mich, dass dieser spannende Prozess mit allen Generationen jetzt weitergeht. Kinder und Jugendliche haben Anspruch auf Raum in der Großstadt. Die Spielleitplanung nimmt sie in ihren Bedürfnissen wahr, sie werden beteiligt und gewinnen so Gestaltungsmöglichkeiten, wie es sie sonst kaum gibt“, sagte Senatorin Stahmann. „Ich wünsche mir, dass die Spielleitplanung nach und nach in allen Bremer Stadtteilen fortgeführt wird.“
Mit der konkreten Umsetzung der Spielleitplanung ist der Verein SpielLandschaftStadt befasst. „Spielleitplanung erfasst und bewertet alle öffentlichen Freiräume, in denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten und aktiv werden“, sagt dessen Geschäftsführer Jürgen Brodbeck. „Grundlage ist eine Bestandserhebung mit Kindern und Jugendlichen. Die Ergebnisse werden festgehalten und Vorschläge für die Sicherung und behutsame Weiterentwicklung von Spiel-, Erlebnis- und Aufenthaltsflächen gemacht.“
Foto: Pressereferat, Senatorin für Soziales