Neue Broschüre gibt Einblick in ein wichtiges Thema
26.08.2013Eine neue Broschüre mit dem Titel "Fair genießen in Bremen" soll die Verbreitung fairer Produkte in der Hansestadt voranbringen und Gastronomie und Einzelhandel beim Einkauf fairer Produkte unterstützen. Bremens Gastgewerbe und Einzelhandel für die Unterstützung des Fairen Handels zu interessieren, war ja eines der Ziele Bremens als Hauptstadt des Fairen Handels. "Bremen hat den Titel in den vergangenen zwei Jahren aktiv genutzt, um den Fairen Handel noch stärker in der Mitte der Gesellschaft zu platzieren", bilanziert die Bevollmächtigte Bremens beim Bund und für Europa, Staatsrätin Ulrike Hiller. "Die Verbesserung der Transparenz von Angebot und Nachfrage fair gehandelter Produkte ist für uns weiterhin ein großes Thema, an dem wir mit vielen Multiplikatoren in Bremen arbeiten".
Der Faire Handel sei aus dem Alltag der Bremer Kulturlandschaft gar nicht mehr wegzudenken so Hiller. In diesem Jahr habe es z.B. auf der Breminale eine große Wiese mit über 30 regionalen Anbietern von fairen, bio und regionalen Produkten gegeben, die von den Besuchern stark frequentiert worden seien. "Ich habe selten so lange Warteschlangen an den Ständen und damit verbunden ein hohes Interesse der Besucherinnen und Besucher für diese Produkte gesehen, wie auf dieser Wiese. Diesen Zuspruch zu fairen Produkten wünsche ich mir von Verbraucherinnen und Verbrauchern auch im Alltag, etwa. beim Einkauf im Supermarkt oder beim Verzehr von Getränken in der Gastronomie."
Wie können Angebot und Nachfrage fairer und regionaler Produkte besser als bisher zusammengebracht werden? "Wir wollten mehr Klarheit in dieses Thema bringen, um zu wissen, wo wir ansetzen können", so Hiller. Deshalb ist mit Unterstützung der Hochschule Bremen eine Analyse über die Angebots- und Nachfragesituation in der Gastronomie Bremens durchgeführt worden. Mehr als 200 Bremer Gastronomiebetriebe in verschiedenen Stadtteilen sind zum Einsatz von fairen Produkten und möglichen Hemmnissen bei der Beschaffung solcher Produkte befragt worden. "Dabei konnten wir feststellen, dass größere Betriebe oft andere Motive und Möglichkeiten für den Einsatz fairer Produkte anführen als kleinere", so Dr. Beate Zimpelmann, die das Projekt leitete. "Die großen Player sehen dabei in erster Linie eine Verbesserung des Firmenimages nach außen und wollen dem aktuellen gesellschaftlichen Trend zu mehr "Wellfood" gerecht werden. Bei kleineren Betrieben spielt hingegen oft die persönliche Einstellung des Eigentümers zum Thema eine entscheidende Rolle und die Möglichkeit, Fair Trade mit einem frischen regional-biologischem Angebot zu verknüpfen und dafür täglich neu zu werben."
Viele Kunden in Einzelhandel und Gastronomie setzen heute voraus, dass beim Einkauf auf soziale und ökologische Kriterien gesetzt wird. Bundesweit verstehen es heute bereits mehr als 18.000 Gastronomiebetriebe als Selbstverständlichkeit, fair gehandelte Produkte im Angebot zu haben. Besonders beliebte Produkte aus dem Fairen Handel sind dabei Kaffee, Schokolade und Wein. "Leider herrscht im Beschaffungswesen immer noch die Ansicht, dass Produkte aus dem Fairen Handel sehr viel teurer sind als herkömmliche" zitiert Zimpelmann aus der Studie.
Weitere Hürden sieht sie bei den Lieferanten. Kleinere Lieferanten spezialisieren sich vielfach auf bio, fair und regional und profitieren von persönlichen Kontakten zu den Produzenten. Größere Lieferanten hingegen führen fair trade häufig immer noch als Nischenprodukt, sind an Produktvorgaben der fernen Zentralen gebunden und gehen selten längerfristige Lieferbeziehungen zu den Produzenten ein. Es ist es oft sehr umständlich, das genaue Angebot eines Großlieferanten oder Großmarktes auf einen Blick zu erfassen. "Beklagt wird im Beschaffungswesen ferner die mangelnde Aufklärung über die zahlreichen Siegel, die es auf dem Markt gibt. Hier wünschen sich Einkäuferinnen und Einkäufer mehr Transparenz, um den Bezug von fairen Produkten unter Zeitdruck leichter zu realisieren" ergänzt Zimpelmann.
Unterstützung kann hier der Wegweiser "fair genießen in Bremen" bieten, die die Bevollmächtigte Bremens beim Bund und für Europa gemeinsam mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Bremen e.V., dem Handelsverband Nordwest e.V. und dem Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen herausbringt. Mit „fair genießen in Bremen“ wird Beschafferinnen und Beschaffern in Gastronomie und Einzelhandel in Bremen nicht nur ein schneller Überblick über die Vielfalt von fairen und nachhaltigen Siegeln geliefert; es werden zudem Möglichkeiten zur Beschaffung fairer Produkte in Bremen aufgezeigt und Kontakte für weitere Informationen zu Produkten des Fairen Handels aufgeführt.
Dem Geschäftsführer Thomas Schlüter vom DEHOGA Bremen und dem Präsidenten des Handelsverbandes Nordwest e.V., Geschäftstelle Bremen Norbert Caesar, war es bei der Erstellung des Wegweisers sehr wichtig, etwas Ansprechendes für die Praxis zu schaffen, was gern gelesen wird. Dieses Anliegen wurde bei der Erarbeitung der Broschüre sehr ernst genommen. "Mit "fair genießen in Bremen" wollen wir einen aktiven Beitrag leisten, Angebot und Nachfrage fair gehandelter Produkte in Bremen schneller zueinander zu führen" so Schlüter. Ulrike Hiller freut sich über das Engagement und das Interesse der beiden Bremer Institutionen. "Ich bedanke mich sehr bei allen, die an dieser Broschüre mitgewirkt haben und wünsche mir, dass viele unserer Wegweiser in Bremer Betrieben erfolgreich zum Einsatz kommen".
Zu Fragen der Beschaffung in Einzelhandel und Gastronomie kann darüber hinaus Unterstützung vom Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz) geleistet werden. Geschäftsführerin Gertraud Gauer-Süß und ihr Team verfügen über eine breite Palette von Instrumenten zum Thema "Faire Beschaffung", die sie individuell zur Qualifizierung von Beschafferinnen und Beschaffern in Gastgewerbe oder Einzelhandel in Form von Seminaren oder Referaten anbieten.
Weitere Informationen: www.fairer-handel.bremen.de
Kontakt: Claudia.Elfers@Europa.Bremen.de
Foto: Senatspressestelle