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Der Senator für Kultur

"Jenseits des Guten und Schönen – Unbequeme Denkmale"

Tag des offenen Denkmals - Eröffnung durch Bürgermeister Böhrnsen und Staatsminister Neumann

04.09.2013

Das Landesamt für Denkmalpflege teilt mit:

Am Sonntag, dem 8. September 2013 ist es wieder soweit: europaweit findet der Tag des offenen Denkmals statt; bei freiem Eintritt werden zahlreiche Denkmäler geöffnet sein. Unter dem Motto: "Jenseits des Guten und Schönen – Unbequeme Denkmale", stehen in diesem Jahr Denkmäler im Mittelpunkt, die unliebsame – bauliche, geschichtliche, politische, gesellschaftliche oder ökonomische – Aspekte beleuchten.

Nicht selten sind Denkmäler auch im direkten Wortsinn unbequem, weil sie an Dinge und an Zeiten erinnern, die nur allzu gern verdrängt werden, wie dies ganz besonders bei den Bauwerken der NS-Herrschaft und der NS-Ideologie der Fall ist. So zum Beispiel der U-Boot-Bunker "Valentin", der von 1943 – 1945 unter menschenunwürdigen Bedingungen von Zwangsarbeitern und Gefangenen errichtet wurde.

Bürgermeister Jens Böhrnsen und Kultur-Staatsminister Bernd Neumann werden den Tag des Offenen Denkmals für Bremen und Bremerhaven am Sonntag ( 8. September) um 11.00 Uhr im Denkort Bunker Valentin, Rekumer Siel 1 ( 28777 Bremen-Farge) eröffnen. Landeskonservator Georg Skalecki und Thomas Köcher, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, werden begrüßen und einleitende Worte sprechen. Begleitet wird die Eröffnung mit Texten von André Migdal (1924-2007), der als KZ-Häftling und Zwangsarbeiter die Bunkerbaustelle erlitt und überlebte.
Für Bremen, Bremen-Nord und Bremerhaven wird wieder ein umfangreiches Programm angeboten: 45 denkmalgeschützte Bauwerke und drei historische Schiffe können besichtigt werden. Hier eine kleine Auswahl:
Als ein unbequemes aber zugleich auch herausforderndes Industriedenkmal öffnet der Schuppen 1 seine Türen. Der von Oberbaurat Helmut Jung 1959 geplante zweigeschossige Stückgutumschlagsschuppen zählte zu den besonders prägnanten Bauten des Nachkriegs-Wiederaufbaus in den stadtbremischen Häfen. Mit einer Nutzfläche von 36.570 m² und einer Länge von 405 Metern war er bei Fertigstellung der größte Hafenschuppen in Bremen. Als unbequeme und große Herausforderung erschien zunächst seine Umnutzung. Heute präsentieren sich in ihm u.a. Gastronomie, Wohnlofts und ein Oldtimerzentrum.

Dagegen blickt man derzeit in der Kaffee-HAG-Fabrik, 1906/07 als Eisenbetonbau von dem Bremer Architekten Hugo Wagner für Ludwig Roselius errichtet, noch einer ungewissen Zukunft entgegen. Nach einem Investor mit guten Ideen, dem am Erhalt des Kaffee-HAG-Ensembles gelegen ist, wird gesucht. Am Tag des offenen Denkmals geben eine Führung am Fabrikenufer zur Kaffee-HAG-Fabrik und Führungen durch den Marmorsaal interessierten Besuchern Einblicke in das komplexe Industriedenkmal.

Offen: Industriedenkmal Silberwarenfabrik Koch & Bergfeld
Ein weiteres Industriedenkmal, die Silberwarenfabrik Koch & Bergfeld, am Kirchweg 200, wird am Tag des offenen Denkmals zu besuchen sein. 1875 zog die 1829 gegründete Silberwarenfabrik in einen Neubau mit schlossartiger Fassade in den Kirchweg um. Die weitläufigen Fabrikanlagen verlangen – gerade in den Bereichen, die eine neue Nutzung erfahren werden – eine gute Planung, Mut zur Umsetzung und die entsprechenden finanziellen Mittel. Drei Führungen werden interessierten Besucherinnen und Besuchern das Unternehmen und das Denkmal mit seinen Besonderheiten näher bringen. (Vormerkung der Karten, 02.-05.09.2013, unter immobilie@koch-bergfeld.de, Abholung der Karten in der Manufaktur, Kirchweg 200, 02.-05.09.2013, 10.00 – 16.00 Uhr. Vergabe nach Anmelde-Eingang, solange Vorrat reicht.)

Die 1883 im damals preußischen Blumenthal gegründete ortsprägende Bremer Wollkämmerei war vor ihrer Betriebseinstellung 2009 die letzte produzierende Wollkämmerei Deutschlands. Am Tag des offenen Denkmals öffnen die historischen Kammzuglagerbauten, die heute ein Oldtimerzentrum beherbergen. Die Fahrzeuge können ebenfalls besichtigt werden.

Ein Zeugnis des Kalten Krieges ist die 1973-1975 errichtete Tiefgarage Sedanplatz, sie wurde gleichzeitig als Zivilschutzanlage geplant und ist die größte Schutzraumanlage Bremens sowie die einzige mit erhaltener Ausstattung. Die Teilnahme an einer Führung ist nur über eine Voranmeldung möglich (vom 04.-06.09.2013, Tel.: 0421-659970 oder in der Cafeteria des Gustav-Heinemann-Bürgerhauses Vegesack v. 04.-06.09.2013 v. 09.00 – 18.00 Uhr u. 07.09.2013 v. 09.00 – 13.00 Uhr).

Ein schwimmendes Denkmal ist der Dampfer "Welle" mit seinem Liegeplatz im Fischereihafen, Herwigstraße 49 in Bremerhaven-Geestemünde. Er ist das letzte erhaltene Dienstschiff der Weserkorrektion, Stapellauf 1915 als Bereisungs- und Schleppdampfer. Bevor die "Welle" 1994 sank, diente sie an der Bremer Schlachte als schwimmende Gaststätte, später als Nachtclub. 1998 gründete sich der gemeinnützige "Verein Dampfer Welle e.V. Bremen", der sich die originalgetreue Wiederherstellung des Schiffes, orientiert am Auslieferungszustand von 1915, zur Aufgabe macht. Das Schiff soll wieder in einen fahrtüchtigen Zustand gebracht und nach Abschluss der Instandsetzung als Traditionsschiff der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Am Tag des offenen Denkmals erklären Vereinsmitglieder von 10.00 – 18.00 Uhr das Schiff und die Bauarbeiten an Bord.

Die denkmalgerechte energetische Sanierung des Deutschen Schiffahrtsmuseums in Bremerhaven und die Überarbeitung der Dauerausstellung dürfte auch aus monetärer Sicht, als "unbequem" zu werten sein. Für den ersten Bauabschnitt haben Bund und Land 42 Millionen Euro bereitgestellt. Am Tag des offenen Denkmals ist der Eintritt frei und eine kostenlose Führung durch den Museumshafen um 11.00 Uhr (Treffpunkt: Haupteingang) wird zusätzlich angeboten.

Darüber hinaus öffnen viele weitere Denkmäler, die ebenfalls einen Besuch wert sind.

Programm-Flyer liegen an verschiedenen öffentlichen Stellen aus: Stadtbibliothek, Bremer Touristik Zentrale, Kapitelsaal 8, Rathaus, Dom, Landesamt für Denkmalpflege. Außerdem ist unter www.denkmalpflege.bremen.de das gesamte Programm abrufbar.
Bei Rückfragen: Karin Geiss, Telefon 361-10040, karin.geiss@denkmalpflege.bremen.de