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Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Bremische Hafenbilanz mit Licht und Schatten

Gesamtumschlag an der Weser geht 2013 auf 79,5 Millionen Tonnen zurück – Weniger Container umgeschlagen – Autohafen Bremerhaven setzt seine Erfolgsgeschichte mit einem Rekordergebnis fort

16.12.2013

Innerhalb und außerhalb Europas leiden zahlreiche Volkswirtschaften nach wie vor unter den Auswirkungen einer konjunkturellen Krise. Das hinterlässt auch Spuren in der Hafenbilanz 2013, die Bremens Wirtschafts- und Häfensenator Martin Günthner am Montag (16.12.2013) in der Hansestadt vorgelegt hat. Nach dem außerordentlich hohen Wachstum der vergangenen Jahre wird der Gesamtumschlag an den Kajen in Bremen und Bremerhaven im zu Ende gehenden Jahr voraussichtlich von 84,0 auf 79,5 Millionen Tonnen zurückgehen (minus 5,4 Prozent). Während der Containerumschlag sank, setzte der Autohafen Bremerhaven seine Erfolgsgeschichte mit einem weiteren Jahresrekord fort.

"Unsere Jahresbilanz fällt diesmal etwas bescheidener aus", sagte Günthner. "Nachdem die bremischen Häfen 2012 ihr bisher bestes Umschlagergebnis erzielt hatten, sind die wirtschaftlichen Probleme in Teilen der Welt mit zeitlicher Verzögerung auf unsere beiden Hafenstandorte durchgeschlagen. Wir sehen jetzt eine Entwicklung, die unsere Konkurrenzhäfen schon vorher erlebt hatten."

Umschlagzahlen im Laufe des Jahres deutlich verbessert

Positiv wertete Günthner die Tatsache, dass sich im Laufe des Jahres eine klare Aufwärtsentwicklung gezeigt habe: "Nach schlechtem Jahresbeginn mit Rückgängen im zweistelligen Prozentbereich kletterte die Umschlagkurve kontinuierlich nach oben." So habe es in der Containerlogistik, die an der Weser traditionell die stärkste Säule der maritimen Logistik bildet, in den vergangenen Monaten Ergebnisse gegeben, die im Bereich des letztjährigen Rekordjahres waren. So sei im Jahresvergleich deshalb nur noch ein Minus von 5,0 Prozent zu erwarten. Nach dieser Schätzung wird der Umschlag der genormten Transportbehälter 2013 im Land Bremen eine Größenordnung von 5,8 Millionen TEU erreichen (2012: 6,1 Millionen TEU).

Eine konkrete Vorhersage für die kurzfristige Weiterentwicklung an den bremischen Kajen und speziell für den Containerumschlag falle schwer, sagte der Senator. Er geht davon aus, "dass der Seegüterumschlag der Zwillingshäfen 2014 etwa die gleiche Größenordnung erreichen wird wie 2013. Dabei gibt es erkennbar Luft nach oben: Stabilisiert sich die wirtschaftliche Lage in Europa weiter, können damit wichtige Wachstumsimpulse für die bremischen Häfen verbunden sein."

Fahrzeugumschlag legt gegen den Trend zu

Zuversichtlich stimme in diesem Zusammenhang die jüngste Entwicklung des Automobilumschlags, sagte Günthner. Im Oktober 2013 wurden insgesamt 215.000 Fahrzeuge geladen bzw. gelöscht – das beste Monatsergebnis in der Geschichte des größten europäischen Autohafens. Ein Vergleich mit Oktober 2009 zeigt die Dynamik in diesem Bereich. Damals zählte die Statistik lediglich 137.000 Fahrzeuge. Für das Gesamtjahr 2013 erwartet Günthner einen leichten Anstieg auf insgesamt 2.196.000 Einheiten, rund 14.000 Fahrzeuge mehr als 2012.

Beim Gesamtstückgut (inklusive Container) rechnet der Bremer Häfensenator für 2013 mit einer Umschlagleistung von 69,8 Millionen Tonnen. Das in der Box transportierte Stückgut ist daran mit 61,8 Millionen Tonnen beteiligt (minus 5,1 Prozent), die nicht in Containern gestaute Stückgutladung mit 7,9 Millionen Tonnen (minus 13 Prozent). Zuwächsen bei Fahrzeugen und Früchten (Empfang) stehen Rückgänge bei Eisen/Stahl und Waldprodukten gegenüber.

Auch im Massengutbereich (2013: 9,7 Millionen Tonnen) müssen die bremischen Häfen in ein Minus hinnehmen. Es fällt mit 0,3 Prozent deutlich niedriger aus als in den anderen Marktsegmenten. Zum Vergleich: 2012 wurden im Land Bremen Massengüter in einer Größenordnung von 9,8 Millionen Tonnen umgeschlagen.

Auf Zuwachs stehen die Zeichen am Kreuzfahrt-Terminal Bremerhaven. Dort wurden 2013 insgesamt 51 Schiffsankünfte gezählt, drei mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der abgefertigten Passagiere stieg von 62.580 auf 64.641.

Günthner zeigte sich bei der Präsentation der Hafenbilanz überzeugt davon, dass der Seegüterumschlag im zweitgrößten deutschen Universalhafen Bremen/Bremerhaven mittelfristig deutlich wachsen werde. Alle Umschlagprognosen sehen weiter ein kontinuierliches Wachstum voraus. Oberste Priorität habe deshalb der Ausbau der Hafen-Hinterlandverkehrsverbindungen. "Bis heute fehlt ein umfassendes Seehafenhinterlandkonzept", sagte der Senator. "Dies gilt vor allem für den Verkehrsträger Schiene, der im Containerverkehr der deutschen Seehäfen und besonders für Bremerhaven große Bedeutung hat." Es sei daher zu begrüßen, dass dem Seehafenhinterlandverkehr in der Investitionsplanung des Bundes künftig Priorität zukommen solle.

Bahnknoten im Norden stoßen an Belastungsgrenzen

Ein vom Bremer Senat beauftragtes neues Gutachten zeige, vor welchen Herausforderungen das schon heute hochbelastete norddeutsche Schienennetz stehe. Besonders groß sei der Handlungsbedarf im Großraum Bremen: Bis 2030 werde die Zahl der Personen- und Güterzüge am Bremer Knoten von 273.000 (2012) auf mehr als 380.000 Einheiten steigen. "Auch die Bahnknoten Hamburg und Hannover stoßen an ihre Belastungsgrenzen", sagte Günthner. "Ohne konsequente Investitionen in neue Gleise und Umleitungsstrecken ist der Verkehrsinfarkt vorprogrammiert. Die Qualität des Bahnnetzes bekommt eine immer größere Bedeutung, sowohl für die Wirtschaft als auch für die Anwohner."

Der Güterbahnverkehr sei für den Container- und Autohafen Bremerhaven existenziell wichtig, ergänzte der Senator. "Mit umfangreichen Investitionen in die Hafeneisenbahn hat die Freie Hansestadt Bremen entscheidend dazu beigetragen, dass der Anteil der Schiene im Container-Hinterlandverkehr sich bei uns in weniger als zehn Jahren von 35,9 auf 47,3 Prozent erhöht hat." Im Jahre 2012 war die Zahl der Bahncontainer in Bremerhaven auf 1.066.000 TEU gestiegen.

Der Blick voraus

Mit einem Ausblick auf die künftige Hafenentwicklung schloss Senator Günthner seine Ausführungen. "Wir werden im engen Dialog mit der Hafenwirtschaft und vielen weiteren Beteiligten ein Hafenkonzept 2020/25 erarbeiten, das die auf Kontinuität und Verlässlichkeit gestützte Bremische Hafenentwicklungspolitik fortschreibt. Themen wie die die Sicherung des über Jahrzehnte aufgebauten Infrastrukturbestandes werden darin ebenso wie die Stärkung der Hinterlandanbindungen, der Ausbau der Hafenbahn IT Systeme oder die konsequente Nachhaltigkeitsstrategie in allen Bereichen des Hafens behandelt." Die Erstellung des Hafenkonzeptes erfolgt im Rahmen einer breiten Beteiligung u.a. mit verschiedenen Workshops und Gesprächsrunden und wird einen Arbeitsschwerpunkt des kommenden Jahres darstellen.