Sie sind hier:
  • Internationaler Kongress zum sozial verantwortungsbewussten Einkauf tagt in Bremen

Der Senator für Finanzen

Internationaler Kongress zum sozial verantwortungsbewussten Einkauf tagt in Bremen

"Viel erreicht und noch viel zu tun"

26.03.2014

"Wir haben eine ethische Verantwortung gegenüber den Menschen, die von uns genutzte Produkte herstellen. Wir wollen Waren einkaufen, die unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Bremen hat Ende 2009 mit seinem Gesetz zur Sicherung von Tariftreue, Sozialstandards und Wettbewerb bei öffentlicher Auftragsvergabe eine Vorreiterrolle übernommen. Bei der Umsetzung haben wir nicht im eigenen Saft geschmort, sondern den Austausch mit anderen Pionieren gesucht", erklärt Bürgermeisterin Karoline Linnert heute (26.03.2014) bei einem Pressegespräch anlässlich der LANDMARK-Konferenz zur sozial verantwortlichen öffentlichen Beschaffung in Bremen. Drei Jahre lang haben europäische Kommunen und Nicht-Regierungsorganisationen im von der EU-geförderten Landmark-Projekt zusammengearbeitet. 150 Fachleute aus über 15 Ländern treffen sich zum Abschluss in Bremen. Einkäufer aus der Verwaltung, Vertreter von Nicht-Regierungs-Organisationen und Produzenten tauschen Erfahrungen aus und feilen gemeinsam an neuen Konzepten für die Zukunft.

Wollen den sozial verantwortungsbewussten Einkauf voranbringen: Philipp Tepper, Dr. Pauline Göthberg und Bürgermeisterin Karoline Linnert (von links nach rechts)
Wollen den sozial verantwortungsbewussten Einkauf voranbringen: Philipp Tepper, Dr. Pauline Göthberg und Bürgermeisterin Karoline Linnert (von links nach rechts)

Gemeinsam mit Dr. Pauline Göthberg (Nationalkoordinatorin der schwedischen Kreisräte und Kommunen) sowie Philipp Tepper von ICLEI - Local Governments for Sustainability (Internationaler Verband von europaweit 200 Städten und Kommunen mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit) zieht Bremens Bürgermeisterin eine Zwischenbilanz. Alle drei sind sich einig. "Es wurde viel erreicht und bleibt noch viel zu tun. Die Erfahrungen mit diversen Projekten machen Mut. Immer mehr Kommunen verlangen beim Einkaufen Nachweise über menschenwürdige Produktionsbedingungen. Gütesiegel - wie sie im Umweltbereich längst etabliert sind – entstehen nach und nach auch im Bereich sozialer Arbeitsbedingungen. Die Kontrolle, ob Sozialstandards eingehalten werden, ist oft schwierig. Gemeinsam sind wir stärker. Wir wollen die Marktmacht der öffentlichen Hand nutzen. Den Produzenten in aller Welt muss klar werden, dass sie im eigenen Interesse die Arbeitsbedingungen für ihre Beschäftigten verbessern müssen – sonst wird ihr Abnehmerkreis zusehends schrumpfen."

"LANDMARK hat gezeigt, dass sozial verantwortlicher öffentlicher Einkauf mit einem klaren Fokus auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen entlang der Produktions- und Lieferkette möglich und nötig ist. Ich bin davon überzeugt, dass neben Barcelona, Bremen, Kolding, Loures, Oslo und Stockholm weitere Städte und Regionen folgen werden und somit im Dialog mit dem Markt spezifische Lösungen entwickelt werden", betont Philipp Tepper von der Nicht-Regierungsorganisation ICLEI. Er fügt hinzu: "Die Ausgaben der öffentlichen Hand für Waren und Dienstleistungen betragen 19 Prozent des europäischen BIP (Bruttoinlandprodukts). Damit hat die öffentliche Hand beachtliche Möglichkeiten, Einfluss auf die globale Lieferkette und Märkte zu nehmen."

Dr. Pauline Göthberg berichtet von schwedischen Erfahrungen beim sozial veranwortungsbewussten Einkauf: "In Schweden haben sich 21 Kreise und Kommunen zusammengeschlossen vor allem beim Einkauf von Klinikbedarf. Sie legen Wert darauf, dass alle Produkte unter nachhaltigen und sozial verantwortlichen Bedingungen hergestellt werden. "Wir haben festgestellt, dass nicht zwingend ein groβes Budget der Schlüssel zum Erfolg ist. Was man aber unbedingt braucht, sind qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ausreichend Zeit. Nach Vertragsabschluss muss man sich darum kümmern, dass die Zulieferer in der Lieferkette die Verhaltensregeln einhalten. Und man muss die Zulieferer dabei unterstützen, entsprechende Produktionsweisen aufzubauen. Ich bin davon überzeugt, dass der Austausch vorbildlicher Beispiele wie hier beim Bremer Kongress uns voran bringt."

Karoline Linnert erklärt abschließend: "Fair produzierte Waren einzukaufen, ist kein einfaches Geschäft. Je größer die Nachfrage wird, je mehr Gütesiegel eine verlässliche Kontrolle garantieren, desto leichter wird es für die Einkäuferinnen und Einkäufer der öffentlichen Hand. Ein Anfang ist gemacht."

Foto: Senatorin für Finanzen