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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Wohnheim nimmt ab sofort unbegleitete minderjährige Flüchtlinge auf

Senatorin Stahmann übergibt Betriebserlaubnis

31.03.2014

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge haben ab April 2014 eine neue Anlaufadresse in Bremen. Vor dem Gebäude des früheren Ortsamts in der Horner Berckstraße 10 sind inzwischen moderne Wohncontainer aufgebaut, in denen künftig 40 junge Männer rund um die Uhr betreut werden. Für die sozialpädagogische Arbeit hat sich ein Verbund aus vier Jugendhilfeträgern zusammengeschlossen: Alten Eichen – Perspektiven für Kinder und Jugendliche gGmbH; Caritas-Erziehungshilfe gGmbH; Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband Bremen e.V., Jugendhilfe; JUS – Jugendhilfe und Soziale Arbeit gGmbH. Alle vier Träger verfügen über langjährige Erfahrung in der Jugendhilfe und haben bereits mit minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen gearbeitet.

Die Jugendlichen werden die Einrichtung in zwei Etappen Anfang und Mitte April beziehen. Heute (Montag, 31. März 2014) hat Sozialsenatorin Anja Stahmann die Betriebserlaubnis an die Träger übergeben und sich vor Ort über die Einzelheiten des Betreuungskonzepts informiert. "Endlich können wir den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen eine Anlaufstelle bieten, die ihrer schwierigen Lebenssituation nach der Flucht und ohne Eltern in einem fremden Land gerecht wird", sagte sie. In der oftmals überbelegten Zentralen Aufnahmestelle des Landes Bremen (ZASt) seien in den vergangenen Monaten zeitweise bis zu 60 junge Flüchtlinge betreut worden, einige von ihnen über Wochen oder Monate. "In diese ambulante Arbeit ist viel persönliches und fachliches Engagement geflossen", sagte die Senatorin anerkennend, "aber die ambulante Unterstützung kann eine eigenständige Jugendhilfeeinrichtung auf Dauer nicht ersetzen." Die neue Einrichtung in Horn sowie weitere kleine Wohngruppen im gesamten Stadtgebiet sollen nun dazu beitragen, dass viel weniger Jugendliche in der ZASt leben und ihre Aufenthaltsdauer dort wieder deutlich sinkt.

In der Horner Berckstraße sollen knapp 40 Fachkräfte unter der Leitung von Brigitte Uhrmacher und Petrouille Ngo Ngok die Jugendlichen, in der Regel zwischen 16 und 18 Jahre alt, an sieben Tagen rund um die Uhr betreuen, bis zu drei Monate lang. "Ziel der Einrichtung in Horn ist der Schutz des jungen Menschen, die Klärung seiner psychosozialen Situation und das Erarbeiten einer angemessenen Perspektive", sagte Anja Stahmann. Dazu müsse die "individuelle psychische, gesundheitliche und schulische Situation abgeklärt" werden sowie "Anschlussmaßnahmen erarbeitet werden, die für den einzelnen jungen Menschen eine angemessene Perspektive bedeuten". Geprüft werde auch, ob eine Familienzusammenführung – gegebenenfalls auch im Ausland oder im Herkunftsland – dem Wohl des jungen Menschen am ehesten entspricht.

"Die jungen Menschen haben zum großen Teil Krieg und Verfolgung erlebt, sie kommen aus Ländern, in denen Staat, Polizei und Militär keine Sicherheit für den einzelnen gewährleisten", sagte die Senatorin. Viele seien traumatisiert und hätten wegen ihrer Vorerfahrungen Probleme, Menschen zu vertrauen. Dabei liege ihre Zukunft völlig im Ungewissen. Um Fuß zu fassen, bräuchten sie daher in hohem Maße Sicherheit und Zuverlässigkeit.

Die Jugendlichen leben in Zweibettzimmern, von denen je fünf eine Wohngruppe bilden. Jeweils zwei von ihnen teilen sich einen Küchen– und Gemeinschaftsraum sowie die sanitären Bereiche. Sie sorgen selbst für ihre tägliche Ernährung, beim Einkaufen und Kochen sowie in der Freizeitgestaltung im Jugendhaus Horn-Lehe mit seinem Sportpark und weiteren Freizeitangeboten im Stadtteil werden sie von den Betreuern begleitet und unterstützt.

In der Nachbarschaft in Horn haben sich bereits zahlreiche Unterstützer gemeldet, ein Runder Tisch sorgt für die Koordination. Um die neue Einrichtung auch über den Unterstützerkreis bekannt zu machen und um Unterstützung zu werben, soll es unter anderem Informationsbriefe an unmittelbare Nachbarn geben, Tage der offenen Tür sowie Einladungen zu internen Festen. Außerdem ist vorgesehen, dass Beschäftigte und Bewohner auch Sitzungen des Stadtteilbeirats Horn besuchen, um über ihren Alltag zu berichten.

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden nach dem Jugendhilferecht aufgenommen. Den jungen Flüchtlingen wird ein Vormund an die Seite gestellt. Seit 2011 kommen deutlich mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Bremen, ihre Zahl ist von vier bis fünf im Monat auf jetzt durchschnittlich 20 gestiegen. Im Jahr 2013 haben insgesamt 200 Jugendliche Schutz in Bremen gesucht. Die Stadt ist nach dem Jugendhilferecht sowie auf Grundlage der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen zur Inobhutnahme verpflichtet. Die Aufnahme folgt dem Grundsatz: Wer in Bremen ankommt, wird auch in Bremen betreut und untergebracht.

Anfang Februar 2014 wurden in Bremen 217 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut, allein seit Jahresbeginn sind 32 Jugendliche zusätzlich nach Bremen eingereist (Stand: 13. März 2014). Die meisten von ihnen stammen aus Westafrika (Guinea und Gambia) sowie Afghanistan und Algerien. In der Regel leben derzeit rund 15 bis 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Pflegefamilien, die übrigen leben in Einrichtungen.

Foto: Pressestelle, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen